Freie Entscheidung über die Zeit im Homeoffice, keine Überschneidung mit dem Privatleben, gute Büro-Ausstattung und ausreichend echter Kontakt mit den Kolleg:innen – so können Homeoffice und Telework wirklich gut funktionieren und einen echten Umbruch in der Arbeitswelt bedeuten.
Nach eineinhalb Jahren Pandemie verließen viele Menschen das Homeoffice und durften zurück an ihren Arbeitsplatz. Viele Menschen und auch viele Betriebe haben aber die Vorteile von Telework für sich entdeckt und organisieren die gemeinsame Büroarbeit neu. Andere Beschäftigte haben allerdings überwiegend negative Erfahrungen mit der Arbeit in den eigenen vier Wänden gemacht und sind froh, der Homeoffice-Hölle wieder entgehen zu können. Verschiedene Untersuchungen haben nun gezeigt, unter welchen Voraussetzungen Homeoffice einen Gewinn für die Beschäftigten bringen kann. Es sind vor allem folgende vier Bedingungen:
1. Homeoffice muss freiwillig sein
Jede Krise geht irgendwann vorbei. So auch die Coronakrise und mit ihr das Homeoffice. Naja, nicht ganz: 70 Prozent aller Angestellten, die durch die Pandemie ins Homeoffice ausweichen mussten, beteuern auch weiterhin von zuhause aus arbeiten zu wollen. Zwar nicht permanent, aber der Wunsch nach ein paar Tagen pro Woche ohne pendeln und Morgenstau ist groß. Und auch mehr als ein Drittel, nämlich 37 Prozent, aller Jobs in Europa können theoretisch aus dem Homeoffice erledigt werden. Nichtsdestotrotz kann Telework eine enorme psychische Last für ArbeitnehmerInnen darstellen, wenn es nicht freiwillig gewählt ist. Denn nicht jeder arbeitet gern großteils allein und von zuhause aus. Nicht jeder kann sich in seinen vier Wänden gut konzentrieren oder nach der Arbeit abschalten. Telework muss daher in Zukunft von Unternehmens- und Arbeitnehmerseite gleichermaßen gewollt sein. Und auch Vertrauen und Autonomie müssen stärker gewichtet werden, als permanente Kontrolle seitens der Vorgesetzten.
2. Privat- und Arbeitsleben müssen getrennt werden
Wer im Homeoffice ist, lebt und arbeitet am selben Ort. Arbeit und Freizeit vermischen sich dadurch viel stärker als zuvor. Das große Risiko im Homeoffice: Die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben sind irgendwann so fließend, dass sie sich nur noch schwer voneinander abgrenzen lassen. Auch die Annahme ständig erreichbar sein zu müssen, stellt für viele ArbeitnehmerInnen eine Belastung dar. Oft rufen Vorgesetzte ihre MitarbeiterInnen auch weit nach den regulären Arbeitszeiten an oder stören die Mittagspause. Die Zahlen von Eurofound sprechen Bände: Zwischen 24 % und 44 % der europäischen Arbeitnehmer*innen haben im Lockdown mindestens einmal pro Woche in ihrer Freizeit gearbeitet. Die Schwierigkeiten, klare Trennlinien zu ziehen, führen zu mehr Stress und weniger Zeit mit der Familie.
Lösungsansätze gibt es beispielsweise in Frankreich. 2016 hat es als erstes Land in Europa ein Gesetz zum Recht auf Nichterreichbarkeit verabschiedet. Laut diesem Gesetz muss es Mitarbeitenden gestattet sein, sich außerhalb der Arbeitszeiten nicht mit digitalen Geräten verbinden zu müssen und von ihren ArbeitgeberInnen nicht kontaktiert zu werden.
3. Ein Homeoffice muss auch als solches ausgestattet werden
Wer kennt es nicht: am Küchentisch stapeln sich die beruflichen Akten mit dem dreckigen Geschirr vom Mittagessen um die Wette. In Zoom-Meeting sucht man vergeblich einen „professionell“ erscheinenden Hintergrund. Die wenigsten Angestellten, die durch die Pandemie ins Homeoffice gezwungen wurden, finden zuhause einen geeigneten Arbeitsplatz vor. Ergonomische Sessel, ein geeigneter Arbeitslaptop oder auch ein Arbeitstisch, der eine rückenschonende Höhe hat: All das hat nicht jede und jeder automatisch zuhause. An einem regulären Arbeitsplatz muss dieser „Luxus“ vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden.
Mit Beginn der Telearbeit im Frühjahr 2020, haben sich viele in einem neuen und ungewohnten Setting wiedergefunden. Mehr als die Hälfte aller “Teleworker” haben vor der Pandemie nicht von zuhause gearbeitet. Und auch die meisten Unternehmen hatten dazu kaum Erfahrungen. Kurzfristig haben sie Home-Office-Verträge eingeführt und die Folgen waren alles andere als arbeitnehmerfreundlich: Von ungeeignetem Equipment, über unrealistische Erwartungen und fehlender Unterstützung seitens des Managements gegenüber den Mitarbeitenden.
4. Kollegiale Beziehungen dürfen nicht abreißen
Homeoffice mag seine Vorteile haben, aber der kollegiale Austausch über Zoom ist definitiv nicht mit einem realen Meeting oder einem Tratsch in der Kaffeeküche zu vergleichen. Jeder 5. Beschäftigte im Homeoffice fühlt sich isoliert oder sogar einsam. Einer der wichtigsten Punkte, damit Homeoffice gut gelingen kann ist es, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen auch über das physische Büro hinaus, gepflegt werden können. Hier sind die Arbeitgeber in der Verantwortung neue und kreative Möglichkeiten der kollegialen Vernetzung zu schaffen. Da Teambuilding ein essentieller Teil eines funktionierenden Unternehmens ist, muss dies auch weiterhin zur regulären Arbeitszeit zählen und darf durch das Homeoffice nicht unter den Tisch fallen.
Freiwilligkeit, ein guter Ausgleich aus Arbeits- und Freizeitphasen, passende Büroausstattung und kollegiale Beziehungen sind essenziell für ein gelingendes Homeoffice. Wer diese vier Grundbedingungen einhält, kann sicher sein, dass die MitarbeiterInnen auch von zuhause gute, wenn nicht sogar bessere, Leistungen erbringen können. Nutzen wir die neue Arbeitsweise so, dass alle etwas davon haben. Auch die arbeitenden Menschen.
Pierre Bérastégui, researcher at the European Trade Union Institute
Vielen Dank für die Tipps zur Verbesserung Ihrer Produktivität im Home Office. Zu Hause ist es wirklich schwierig, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Ich arbeite auch oft von zu Hause aus. Obwohl ich lieber in einem Coworking Space arbeite. Letztes Mal war ich im Coworking in Basel. Ich empfehle.