Die Zahl der Bienenvölker sinkt weltweit dramatisch. So ist die Hälfte der in Österreich lebenden Wildbienenarten bedroht. Frankreich reagierte als erstes Land darauf und verbietet alle fünf Pestizide, die Schuld am Bienensterben haben könnten. Währenddessen werden in Österreich über eine Notverordnung EU-weit Verbotene Pesitzide wieder zugelassen.
Die UNO warnte im Vorjahr davor, dass bis zu 40%, der für die Bestäubung zuständigen Insekten – also hauptsächlich Bienen und Schmetterlinge – aussterben könnten. In China ist die Lage in manchen Regionen schon so ernst, dass die Bauern selbst ihre Obstbäume mit einer Art Staubwedel bestäuben müssen.
Frankreich verbietet für Bienen tödliche Pestizide
Schuld daran sind unter anderem besonders giftige Pestizide, die eine Koloniekollapsstörung bei den Bienen auslösen. Dadurch wurden in manchen Völkern 9 von 10 Bienen getötet. Frankreich nimmt nun eine Vorreiterrolle in Europa ein und verbietet alle bisher legalen Pestizide, die potenziell für Bienen gefährlich sein können.
Auch andere Pestizide müssen beobachtet werden
Tierschützer und Imker sind mit der Regelung zufrieden. Warnen aber auch davor, dass versucht werden könnte andere auch schädliche Pestizide (wieder) einzuführen. So warnt der Imker Fabien Van Hoecke gegenüber der französischen Presseagentur:
„Es gibt überall Pestizide. Das Verbot ist zwar eine gute Sache, rettet uns aber nicht. Wenn sie verboten werden, können sie durch andere ersetzt werden.“
Van Hoecke selbst verlor 86% seines Bienenvolkes im vergangenen Winter. Man muss also sehr genau darauf achten, welche giftigen Substanzen auf die Felder gesprüht werden, um den Erfolg des Verbots langfristig zu sichern.
Österreich erlaubt gefährliche Pflanzengifte wieder
In eine ganz andere Richtung geht Österreich. So wurden zwar auf EU-Ebene drei Insektizide der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide verboten, doch Österreich führt sie über die Hintertür wieder ein. Die EU entschloss sich im April 2018 zu dem Verbot, da sie weltweit zum massenhaften Bienen- und Insektensterben beitragen. Außerdem nehmen die Pflanzen nur etwa 20 % des Gifts auf – der Rest landet im Boden oder in Gewässern. Dort beeinflussen sie nicht nur Insekten, sondern auch Regenwürmer und Vögel. Und die Folgen sind enorm: Zugvögel haben die Orientierung verloren und wussten nicht mehr, in welche Richtung sie fliegen sollten.
Agrar-Lobby setzt sich durch
Das hinderte Österreich nicht daran, diese Stoffe wiedereinzuführen. Die Agrar-Lobby störte das Verbot, sie verwiesen auf schlechte Jahre für die Zuckerrübenbauern. Daraufhin wurde eine Notfallzulassung für die Insektizide beschlossen. Zum Glück für die Bienen, müssen aber die Bundesländer entscheiden, ob die Verordnung auch bei ihnen in Kraft tritt. Und selbst die wichtigste Zuckerrübenregion Burgenland lehnte sie ab. Nur die ÖVP geführten Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark erlauben die Stoffe wieder.
Weiterlesen:
Österreich ist Fossil des Tages
Interne Monsanto-Mails: Glyophosat verdoppelt Krebsrisiko, Konzern verheimlicht Testergebnisse