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Höhere Mindestlöhne können Selbstmorde verhindern

Höhere Mindestlöhne können Selbstmorde verhindern

Kathrin Glösel Kathrin Glösel
in Gesundheit
Lesezeit:3 Minuten
17. Januar 2020
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Nur 1 Dollar mehr beim Stundenlohn kann Leben retten? Zu diesem Schluss kamen WissenschaftlerInnen aus Atlanta, USA. Sie haben Daten über Einkommen und Selbstmord-Raten aus 26 Jahren verglichen. Das Ergebnis: Höhere Mindestlöhne bedeuten weniger Existenzängste, weniger psychische Probleme – und in Folge weniger Suizide.

„Trotz weltweiter Fortschritte stirbt immer noch alle 40 Sekunden ein Mensch an Suizid. Jeder Tod ist eine Tragödie für Familie, Freunde und Kollegen“, sagte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Suizide sind nicht nur für die Betroffenen tragisch, sie sind ein gesellschaftliches Problem. So ist Suizid die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 Jahren. Er rangiert damit gleich hinter Verkehrsunfällen als Todesursache.

Eine Studie, zusammengefasst unter anderem vom ZME Science-Magazin, widmet sich nun der gesellschaftlichen Dimension von Suizid. Die Studien-AutorInnen zeigen, dass man bei der Suizid-Prävention einen Weg einschlagen kann, der bisher wenig berücksichtigt wurde – und dieser führt über höhere Mindestlöhne. WissenschaftlerInnen haben Daten zu Suiziden und Löhnen aus 26 Jahren in den USA untersucht. Sie kamen zum Schluss:

Jeder Dollar, um den der Mindestlohn erhöht wird, kann die Suizid-Rate um 3,5 bis 6 Prozent senken.

Existenzängste Grund für Selbstmord

Die Ursachen, warum jemand sein Leben beendet, sind verschieden. Es gibt mehrere Faktoren, die das Suizidrisiko erhöhen. Beispielsweise, wenn jemand schon einen Suizid in der Familie erlebt hat, wenn Alkohol- und Drogenmissbrauch vorliegt, oder wenn man psychische und körperliche Erkrankungen hat.

Doch auch, wer finanziell am Existenzminimum lebt, kann gefährdet sein. Denn Armut und Armutsgefährdung bedeuten Stress und Existenzängste. Das betrifft auch Menschen, die zwar Jobs haben, diese aber so schlecht bezahlt sind, dass sie das tägliche Leben nicht decken.

Die WissenschaftlerInnen des Instituts für Epidemologie der Emory Universität in Atlanta haben in ihrer Studie untersucht, welche Maßnahmen die Suizidraten dämpfen können.

Hoher Mindestlohn schützt vor Selbstmord

Im Fokus der Studie: Stundenlöhne

Die ForscherInnen haben untersucht, wie sich von 1990 bis 2015 Stundenlöhne in den 50 Bundesstaaten der USA entwickelten. Diese Entwicklung haben sie mit wie Arbeitslosen- und Suizidraten von 18- bis 64-Jährigen verglichen.

Zwischen 1990 und 2015 gab es 478 Änderungen der Mindestlohn-Grenzern in den US-Bundesstaaten. Die durchschnittliche Differenz der Löhne für einen Vollzeitbeschäftigten betrug 2.200 Dollar pro Jahr zwischen den Bundesstaaten.

Höhere Mindestlöhne retten Leben

In den untersuchten 26 Jahren nahmen sich fast 400.000 Menschen mit einem High-School-Abschluss oder ohne Abschluss das Leben. Demgegenüber verzeichneten die Wissenschaftler 140.000 Suizide von Menschen mit einem College-Abschluss oder Abschluss darüber. Bei dieser zweiten Gruppe waren finanzielle Gründe seltener die Ursache. Mindestlohn-Entwicklungen hatten auf sie weniger Einfluss.

Anders bei Menschen mit Pflichtschul-Abschlüssen: Hier machten die ForscherInnen sehr wohl einen Effekt aus. Sie berechneten: Jeder Dollar mehr beim Stundenlohn bedeutete gleichzeitig einen Rückgang der Selbstmordrate um 3,5-6%.

Vor diesem Hintergrund berechneten die Studien-AutorInnen, dass zwischen 2009 (ein Jahr nach der Finanzkrise) und 2015 13.800 Selbstmorde hätten verhindert werden können, wenn der Mindestlohn um 1 Dollar erhöht worden wäre. Eine Erhöhung um 2 Dollar hätte sogar 25.900 Selbstmorde verhindern können.

Die Schlussfolgerung der Studien-AutorInnen:

„Politische Maßnahmen, die darauf abzielen, den Lebensunterhalt von Personen mit geringerer Bildung zu verbessern, die (…) zu niedrigeren Löhnen arbeiten und ein höheres Risiko für negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, können das Selbstmordrisiko in dieser Gruppe verringern.“

In den USA gelten auf nationaler und bundesstaatlicher Ebene unterschiedliche Mindestlohn-Regeln. Der nationale Mindestlohn liegt seit 2009 bei 7,25 Dollar. Bundesstaaten können ihn aber höher ansetzen. Kalifornien (10,55 Dollar) und New York (15 Dollar ab 2021) nutzten diese Möglichkeit.

Hilfe bei Suizid-Gedanken!

Haben Sie selbst schon mal an Suizid gedacht? Oder haben Angehörige oder FreundInnen, um die Sie sich diesbezüglich sorgen? Unter www.suizid-praevention.gv.at sind Notruf-Kontakte aufgelistet!

Telefonische Hilfe gibt es auch hier:

Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr): 01/313 30

Kriseninterventionszentrum (Mo-Fr 10-17 Uhr): 01/406 95 95, kriseninterventionszentrum.at

Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/97 71 55

Sozialpsychiatrischer Notdienst 01/310 87 79

Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos): 142

Rat auf Draht (0-24 Uhr, für Kinder & Jugendliche): 147

Sorgentelefon für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (Mo-Sa 14-18 Uhr, kostenlos): 0800/20 14 40

Gesprächs- und Verhaltenstipps: bittelebe.at

Parlament Das Thema "Suizidprävention" im Parlament

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2 Comments
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Hans
Hans
19. Januar 2020 19:47

Eigentlich komisch, dass Anstiftung zum Mord ähnlich strafbar ist wie der Mord selbst, aber Mord durch Selbstmord kaschiert, den Tätern aus der Regierung nicht angelastet werden kann.

Politiker und Diplomaten müssen aus dem Sakrosanktsein herausgerissen (vollkommen strafbar für ihre Untaten) werden.

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Das ist die Politik
Das ist die Politik
18. Januar 2020 08:16

des Sebastian K. Nein, nicht der Rechtspopulismus, der Rest, das Liberale bzw. Neoliberale.

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Sarah Silverman ist eine amerikanische Comedian, Schauspielerin und Schriftstellerin, die durch ihre Auftritte in Comedy-Shows bekannt wurde. Sie kennt keine Tabus und spricht gesellschaftliche Schwachpunkte mit ironischem Ton an. Zitat: Wir müssen aufhören, Mädchen zu sagen, dass sie alles werden können, wenn sie erwachsen sind. Ich halte das für einen Fehler. Nicht, weil sie es nicht können, sondern weil es ihnen nie in den Sinn gekommen wäre, dass sie es nicht können. Sarah Silverman

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