Rechtsextremismus

Nowotny-Gedenken: Auch FPÖ-Politiker huldigen NS-„Kriegshelden“

Jedes Jahr pilgern Rechtsextremisten und Neonazis zum Grab von Walter Nowotny und gedenken diesem als „Kriegshelden“. Nowotny war Major der Wehrmacht und glühender Hitler-Verehrer. Unter den Pilgern zum Nowotny-Gedenken sind regelmäßig aktive und ehemalige FPÖ-Politiker.

Walter Nowotny war ein hochdekorierter österreichischer Major, der in der Wehrmacht gedient hat und bis zu seinem Tod am 8. November 1944 glühender Verehrer Hitlers war. Jedes Jahr versammeln sich Rechtsextreme an seinem Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof, um seiner zu „gedenken“ und den Mythos eines „Kriegshelden“ zu pflegen.

Das sogenannte Nowotny-Gedenken dient auch als Vernetzungstreffen der rechtsextremen Szene Österreichs. Dort anzutreffen waren in der Vergangenheit FPÖ-Funktionäre genauso wie Neonazis aus dem Umfeld des verurteilten Gottfried Küssel. Da Nowotny Burschenschafter war, zählen auch heute noch deutschnationale Korporierte zu den Grab-Pilgern. Auch Herwig Götschober, Burschenschafter der Bruna Sudetia und jetzt im Kabinett von Norbert Hofer, hat schon an diesem Gedenken an den Nazi-Helden teilgenommen.

Organisiert wird der alljährliche Ritus vom Verein zur Pflege des Grabes Walter Nowotny. Schriftwart des Vereins ist der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Hans-Jörg Jenewein, der derzeit als Fraktionsführer für die FPÖ im BVT-U-Ausschuss sitzt. Der Verein wurde 2003 gegründet, nachdem der Wiener Gemeinderat mit Stimmen von SPÖ und Grünen dem Grab von Nowotny den Status als „Ehrengrab“ aberkannt hatte.

Immer beim Nowotny-Gedenken dabei: Aktuelle FPÖ-Politiker

Im Novemer 2018 war kein Vertreter der FPÖ-Bundespartei anwesend, allerdings freiheitliche Wiener Gemeinderäte. Die erste Grabrede hat Wolfgang Jung, FPÖ-Landtagsabgeordneter, gehalten. Auch Wolfgang Irschik und Johann Herzog – beide Wiener Gemeinderäte der FPÖ – waren anwesend. Herzog hat Nowotny in der Vergangenheit als „hervorragenden Soldaten“ gelobt.

Prominenter Teilnehmer war 2018 zudem Walter Seledec, Co-Herausgeber des FPÖ-Magazins „Zur Zeit“ und FPÖ-Bezirksrat in Döbling.

im Bild: Wolfgang Irschik (ganz links), Wolfgang Jung (Mitte), Walter Seledec (rechts)

 

Seledec ist auch in die Schlagzeilen geraten, weil er in „Zur Zeit“ die Allierten mit Terroristen gleichgesetzt hat:

Anwesend war zudem Markus Ripfl, der 2018 von FPÖ und RFS ausgeschlossen wurde, weil er ein Video einer Nazi-Band gelikt hatte.

Viele Uniformen, keine Soldaten?

Wenngleich einige der Teilnehmer militärische Uniformen und Abzeichen getragen haben, betonte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums auf Twitter, dass keine Soldaten am Gedenken teilgenommen hätten. Nachdem der Grabredner Wolfgang Jung jedoch ein pensionierter Bundesheeroffizier ist, hat die Grüne Gemeinderatsabgeordnete Birgit Hebein Anzeige bei der Disziplinarkommission des Bundesheeres erstattet. Denn das Dienstrecht und dessen Pflichten zur Unterlassung aller Tätigkeiten, die „dem Ansehen des Heeres abträglich“ sind, gilt auch für Bundesheerangehörige im Ruhestand (Wehrgesetz, § 41 Abs 1). Es wird zu prüfen sein, ob die Teilnahme an einem Gedenken für einen hochdekorierten Nazihelden mit den Vorschriften des Heeresdisziplinargesetzes vereinbar ist.

Zur Person Walter Nowotny

Aus der Hitlerjugend (HJ) für die Fliegerstaffel der Wehrmacht rekrutiert, wurde Walter Nowotny von der NS-Führung zum „Kriegshelden“ stilisiert. Bereits in seiner Schulzeit trat er einer deutschnationalen Burschenschaft bei. Er wurde Mitglied er HJ als diese in Österreich noch illegal war. Der „Völkische Beobachter“ wertete das Zeichen besonderer Treue gegenüber Hitler.

Direkt nach dem Anschluss 1938 wurde Walter Nowotny mit 17 Jahren NSDAP-Mitglied. Er meldete sich freiwillig zur Wehrmacht und schoss 258 Flugzeuge der Alliierten ab, bevor er 1944 bei einem Kampfeinsatz umkam. Als „Kriegsheld“ der Nationalsozialisten erhielt Walter Nowotny ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof, das ihm 2003 aberkannt wurde.

Ungeachtet dessen befindet sich das Grab nach wie vor in der Ehrengräberreihe 14 C, inmitten der letzten Ruhestätten verdienstvoller Politiker und Politikerinnen und anderer Persönlichkeiten, die zum Teil selbst unter den Schrecken des Nationalsozialismus gelitten oder dagegen angekämpft haben.

Zum Weiterlesen:

Ein Artikel des FPÖ-Magazins „Zur Zeit“ ist ein Skandal und dabei ganz auf Parteilinie – Ein Faktencheck (Kontrast.at)

Die gesammelten „Einzelfälle“ der FPÖ seit Regierungseintritt im Dezember 2017 (Kontrast.at)

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Kurt Konzmann
Kurt Konzmann
9. Mai 2020 10:36

Ein oesterreichischer Bundespraesident darf die sowjetische Erde kuessen.
Eines Toten gedenken soll man nicht?
Rote Heuchelei wird nicht mehr geduldet.

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