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„Pflegelehre“ als PR-Gag: Die Pflege-Branche braucht bessere Arbeitsbedingungen, keine Schein-Lehre

Christian Hofmann Christian Hofmann
in Arbeit & Freizeit, Gesundheit
Lesezeit:2 Minuten
29. Juni 2020
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Die Regierung will eine Pflegelehre einführen. Von Gewerkschaften, Arbeiterkammer und Berufsverbänden hagelt es Kritik: Die Pflegelehre ist keine Lehre, sondern ein PR-Gag. Denn das Problem im Bereich der Pflege sind nicht fehlende Ausbildungs-Möglichkeiten, sondern die schlechten Arbeitsbedingungen.

Wir haben nicht genügend Pflegekräfte in Österreich – das ist spätestens seit Corona klar. Um das Problem zu lösen, möchte die Regierung eine Pflegelehre etablieren. Bei dem Modell der Regierung handelt es sich aber nicht um eine Problemlösung, sondern um einen PR-Gag.

Pflegelehre wäre keine Lehre

Das Modell Lehre ist deshalb so erfolgreich, weil sie auf Ausbildung in der Berufspraxis setzt, kombiniert mit der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule. Lehrlinge verbringen etwa 80 Prozent ihrer Ausbildungszeit in den Betrieben und 20 Prozent in den Berufsschulen.

Pflege Arbeitsbedingungen Pflegelehre
In der Pflege braucht es bessere Arbeitsbedingungen und nicht eine neue Ausbildungsform.

Beim Regierungs-Modell zur Pflegelehre dreht sich das Verhältnis um. Die bereits bestehende Ausbildung der Fachassistenz  in der Pflege wird von zwei auf drei Jahre verlängert. Davon sollen zwei Jahre lang die theoretische Ausbildung umfassen und das dritte Jahr die praktische. Es gibt also nicht – wie in der Lehre üblich – eine Verschränkung von Praxis und Theorie mit Schwerpunkt auf der praktischen Berufsausbildung. So gesehen ist es falsch, von einer „Lehre“ zu sprechen. Denn die Pflegelehre würde nach anderen Gesetzmäßigkeiten funktionieren als alle anderen Lehrausbildungen in Österreich. Die „Pflegelehre“ ist somit keine Lehre im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Marketing-Gag.

Problem in Pflege sind Arbeitsbedingungen, nicht Ausbildungs-Möglichkeiten

Dass wir nicht genügend Pflegekräfte haben, liegt nicht an den fehlenden Ausbildungsmöglichkeit. Mit der einjährigen Pflegeassistenz und der zweijährigen Pflegefachassistenz gibt es im Pflegebereich bereits genug Ausbildungsmöglichkeiten. Mit dem von Minister Anschober angekündigten Schulversuch einer berufsbildenden höheren Schule, welche auch mit Matura abschließen soll, wäre es auch möglich, 15-Jährige, die im Pflegebereich arbeiten wollen, einzubinden.

https://www.facebook.com/kontrast.at/videos/796611094081651/

Das Problem im Pflegebereich sind die Arbeitsbedingungen. Über 50 Problem der Beschäftigten im Pflege und Gesundheitswesen arbeiten länger als ihre eigentliche „normale“ Arbeitszeit. Viele von ihnen überlegen regelmäßig, den Job zu wechseln. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Arbeiterkammer. Die ständigen Überstunden, gepaart mit der enormen geistigen und körperlichen Anstrengung des Pflegeberufs, führen dazu, dass wenige junge Menschen den Beruf in Erwägung ziehen.

„Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, braucht es attraktivere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung und Personalschlüssel. Eine Fragmentierung der Ausbildung löst keine der anstehenden Probleme, sondern schafft nur Verunsicherung“, sagt Eva Scherz, Pflegeexpertin in der Gewerkschaft GPA-djp.

Der Kanzler klatscht

Kanzler Kurz hat sich in den letzten Monaten der Corona-Krise selbst überboten mit Danksagungen an Arbeiter und Angestellte der kritischen Infrastruktur – zu der auch die Pflege zählt. Sein Vorgehen bei der Pflegelehre zeigt jedoch, dass er nicht vorhat, die Wünsche und Bedürfnisse der Pflegekräfte zu beachten. Es war die Wirtschaftskammer, die sich die Pflegelehre gewünscht hat. Von den Berufsverbänden der Pflegekräfte sowie Gewerkschaft und Arbeiterkammer kam scharfe Kritik an dem Modell.

„Diese weitere Fragmentierung des Ausbildungsangebotes für Gesundheits- und Krankenpflegeberufe schafft Unsicherheit in der bestehenden Ausbildungslandschaft und stellt keine nachhaltige und zukunftsorientierte Lösung dar“, so Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands.

Parlament Das Thema "Pflegelehre" im Parlament

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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