Ostafrika gilt als eine der ärmsten Regionen der Welt. Vor allem in ländlichen Regionen war fehlende Energie lange Alltag. Doch gemeinschaftliche Solaranlagen verändern gerade das Leben der Menschen in Afrika: Sie sorgen für sauberen Strom, der nicht nur das Klima schützt, sondern auch Gesundheit, Bildung und Wirtschaft nachhaltig stärkt.
Es ist Nacht im Ndilidau-Gesundheitszentrum im Südosten Kenias, nahe der Grenze zu Tansania. Hebamme Jacinta Malemba leuchtet mit einer Taschenlampe in die Dunkelheit. Es ist eine von vielen Nächten, in denen Stromausfälle die Arbeit der Klinik erschweren. “Wir haben nie jemanden verloren, aber mussten oft viel riskieren“, erinnert sich Jacinta. Die Energieversorgung war unzuverlässig, was die Arbeit der Klinik immer wieder lahmlegte: Ohne Strom konnten sie keine Ausrüstung sterilisieren, Medikamente und Impfstoffe blieben ungekühlt, wichtige Untersuchungen mussten ausfallen.
Geburten im Dunkeln sind Geschichte
Heute hat sich das Blatt gewendet. Das kleine Gesundheitszentrum, das zwölf umliegende Dörfer mit etwa 8.000 Einwohner:innen versorgt, hat nun eine eigene Solaranlage – und damit verlässlichen Strom. Der Einfluss auf die Menschen vor Ort ist enorm: Pumpen können sauberes Wasser zum Trinken und Kochen bereitstellen, Kliniken betreiben ihre Geräte zuverlässig, und lokale Unternehmen profitieren von einer stabilen Energiequelle. Diese Projekte gehen weit über die reine Stromversorgung hinaus – sie fördern Bildung, Gesundheit und wirtschaftliches Wachstum.
Solarstrom als Gemeinschaftsprojekt gegen Energie-Armut
Das Ndilidau-Gesundheitszentrum ist nur eines von vielen Beispielen in Kenia, Tansania und Uganda, wo Solarenergie in Afrika das Leben spürbar verändert. Diese Anlagen werden entweder zentral für ein Dorf oder eine Gruppe von Haushalten installiert oder als unabhängige Mini-Grids betrieben. Dabei teilen sich mehrere Haushalte die Energie aus einer gemeinsamen Solaranlage, was sowohl Kosten als auch Ressourcen spart.
In der Napenda Solar Community südlich von Nairobi erhalten die Bewohner:innen so nicht nur Zugang zu sauberer Energie, sondern lernen auch, wie Solarsysteme funktionieren, gebaut und gewartet werden. Mit diesem Wissen können sie Anlagen eigenständig betreiben und langfristig nutzen. Besonders in ländlichen Regionen, die nicht an zentrale Stromnetze angeschlossen sind, sorgen solche Projekte für eine verlässliche Energieversorgung.
Solaranlagen in Afrika: Günstiger, gesünder, besser für das Klima
Solarsysteme bieten eine nachhaltige Alternative zu Kerosin und Dieselgeneratoren, die in vielen Haushalten lange Zeit Hauptenergiequelle für Strom waren. Das belastet nicht nur die Gesundheit durch Ruß und Rauch. Es schadet auch der Umwelt, ist ineffizient, brandgefährlich und auf Dauer teuer. Im Vergleich dazu ist Solarstrom eine saubere und sichere Lösung.
Diese gemeinschaftlichen Solaranlagen funktionieren häufig nach dem Pay-as-you-go-Modell: Haushalte leisten eine kleine Anzahlung für die Installation der Anlage. Die weiteren Nutzungskosten begleichen sie in flexiblen, mobilen Raten. Dabei kommen bekannte Zahlungssysteme wie M-PESA zum Einsatz, das in Kenia weit verbreitet ist. Über das mobile Bezahlsystem können Nutzer:innen Zahlungen und Überweisungen übers Handy tätigen und brauchen dafür nicht mal ein Bankkonto. Ein typisches Beispiel ist das kenianische Unternehmen M-KOPA Solar: Kund:innen zahlen eine anfängliche Gebühr von etwa 35 USD für die Installation, gefolgt von täglichen Raten von 0,45 USD, die meist niedriger sind als die Kosten für Kerosin. Nach etwa einem Jahr gehört die Solaranlage vollständig den Haushalten. Dieser Ansatz macht Solarenergie für einkommensschwache Familien erschwinglich und erleichtert den Zugang zu sauberer Energie. Damit werden nicht nur Kosten gesenkt, sondern auch die Lebensqualität deutlich verbessert.
120 Millionen Haushalte: Wie Solaranlagen Stromlücken in Afrika schließen
Momentan haben weltweit 1,3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Strom, eine weitere Milliarde nur eingeschränkte Versorgung. In Subsahara-Afrika hat etwa die Hälfte der Menschen keinen Strom. Netzunabhängige Solarsysteme können entscheidend dazu beitragen, diese Versorgungslücke zu schließen. Laut einer Studie der Europäischen Investitionsbank und der International Solar Alliance könnten Anlagen für Solarenergie in Afrika 120 Millionen von Haushalten iZugang zu Strom verschaffen. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt sogar, dass Solarenergie bis 2040 die zentrale Energiequelle für netzunabhängige Stromsysteme in Afrika südlich der Sahara sein wird. Kenia hat sich zudem verpflichtet, die CO₂-Emissionen bis 2030 um 30 % zu reduzieren, und fördert erneuerbare Energien aktiv durch nationale Strategien wie den National Climate Change Action Plan.
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