Coronavirus

200.000 pro Woche an US-Beratungsriesen McKinsey: SPÖ und NEOS stellen Anfrage an Köstinger

65.000 Corona-Tests pro Woche für Österreichs Gastronomie-Betriebe –das hat Tourismusministerin Köstinger angekündigt. Tatsächlich gab insgesamt erst 9.000 Tests – und einen Krimi um horrende Beraterhonorare für die US-Consulter McKinsey. 200.000 Euro sollen die Berater in der Woche kassiert haben. Nach einem Bericht der Kronen Zeitung streitet das Köstinger-Ministerium das ab. Doch neue Recherchen von zackzack.at zeigen: Die Summe dürfte stimmen.

Österreich sollte zum sichersten Urlaubsland der Welt werden. Dafür sollten 65.000 Corona-Tests pro Woche für Gastro- und Tourismusbeschäftigte sorgen. Über das Projekt „Safe A“ sollten ab Juli die Tests durchgeführt werden: 65.000 pro Woche, 260.000 im Monat. Tatsächlich waren es im Juli erst 9.000 Tests, wie ein Ministeriumssprecher gegenüber der Krone einräumt. Tourismus und Gastronomie-Betriebe klagen über Chaos bei den Tests.

Doch das ist nicht alles: Dazu kommt ein Berater-Vertrag für den US-Consultingriesen McKinsey. 200.000 Euro sollen laut Krone-Recherchen an die Elite-Berater für das Projekt geflossen sein – jede Woche. Das Köstinger-Ministerium dementiert sofort: Es habe McKinsey weder beauftragt, noch bezahlt. Doch neue Recherchen der Investigativ-Plattform zackzack belegen: Der Auftrag an McKinsey kam offenbar doch vom Köstinger-Ministerium. Und auch die 200.000 Euro pro Woche dürften aus ihrem Ministerium an McKinsey fließen.

Umweg über Labor

En Partnerlabor berichtet auf Nachfrage: McKinsey soll bis zu 10 Euro bei jedem Test mitschneiden, der Bund übernimmt den vollen Betrag für die Tests – und damit auch die Kosten für McKinsey. Was genau McKinsey macht, scheint keines der Labore zu wissen. Sowohl Tourismusministerium als auch WKO dementieren weiterhin, Geld an McKinsey zu zahlen.

Die Opposition fordert jetzt Aufklärung:

„Beim Testkonsortium fehlt jede Transparenz“, kritisierte Vize-Klubobmann Jörg Leichtfried in einer Aussendung. „Wer hat die Labore, die Berater ausgewählt? Wer zahlt die Honorare? Was sind die tatsächlichen Leistungen? Wie sieht das Konzept aus?“, wollen er und SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher wissen und kündigen eine parlamentarische Anfrage an Köstinger an.

Auch die NEOS hatten am Donnerstag eine parlamentarische Anfrage an Köstinger angekündigt. „Wer finanziert jetzt das kolportierte Honorar von wöchentlich 200.000 Euro für die Elite-Beratung McKinsey?“, fragt NEOS-Abgeordneter Sepp Schellhorn.

Kurz‘ stellvertretender Kabinettschef war McKinsey-Mitarbeiter

Im näheren Umfeld des Bundeskanzlers gibt es enge Verbindungen zu McKinsey. Der stellvertretende Kabinettschef des Bundeskanzlers, Markus Gstöttner, arbeitete sechs Jahre lang als „Associate Partner“ für McKinsey in London. Im Kanzleramt ist er wirtschaftspolitischer Berater von Kurz und für das Hochfahren der Wirtschaft zuständig. Und für McKinsey sind die ehemaligen Mitarbeiter besonders wichtig, schreibt die Frankfurter Allgemeine.

Viele Ex-Berater wechseln in Unternehmen oder die Politik. Dort vergeben sie Aufträge und treffen Entscheidungen – und haben vor allem eine Überzeugung: Dass Elite-Berater in Unternehmen und Politik unverzichtbar sind.

Doch genau bei der Sinnfrage von Beratungsunternehmen scheiden sich die Geister. Die Berater haben meist kaum Erfahrung in der Realwirtschaft und arbeiten nach einem vorgefertigten Schema – bekommen dafür aber viel Geld.

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xx1xx
xx1xx
24. Juli 2020 06:41

Das erinnert an Geldwäsche.

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