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Warum das reichste Prozent weniger Steuern zahlt als Du

Luis de Funes in "Louis, der Geizkragen", Frankreich 1980

Kathrin Glösel Kathrin Glösel
in Verteilungsgerechtigkeit
Lesezeit:3 Minuten
13. Februar 2017
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Das reichste Prozent der Österreicher besitzt so viel wie die untersten 80 Prozent zusammen. Ihr Vermögen wird aber niedriger besteuert als das Arbeitseinkommen der allermeisten Österreicher. Während der Steuersatz auf Einkünfte aus Kapitalvermögen zwischen 25 und 27,5, Prozent liegt, werden Arbeitseinkommen mit Sätzen zwischen 25 und 50 Prozent besteuert. Das trägt dazu bei, dass sich die Ungleichheit noch weiter verschärfen wird, so der aktuelle Sozialbericht.

Der Sozialbericht des Sozialministeriums bildet ab, wo Ungleichheit in Österreich festgeschrieben ist. Markante Faktoren, die Ungleichheit verstärken, sind fehlende und zu niedrige Steuern – beispielsweise auf das hochkonzentrierte Kapitaleinkommen, von dem nur wenige Menschen profitieren und die noch dazu kaum Abgaben dafür leisten.

Drei Viertel der Haushalte in Österreich haben ein Brutto-Jahreseinkommen, das weniger als 50.000 Euro beträgt, 5 Prozent verdienen mehr als 100.000 Euro, das oberste Prozent verdient sogar mehr als 300.000 Euro pro Jahr. Woher stammt dieses Einkommen des obersten Prozents? Häufig aus Kapitaleinkommen. Praktisch für das eine Prozent, dass für diese Einkommen de facto eine Flat Tax gilt.

Denn: Einkommen aus Arbeit unterliegen einem progressiven Steuersatz, gestaffelt nach Gruppen. Kapitalerträge dagegen werden nur mit 27,5 Prozent besteuert – außer bei Zinsen aus Sparbüchern und Girokonten, für die der Steuersatz 25 Prozent beträgt – also gerade mal so viel wie die zweitniedrigste Einkommensgruppe.

Quelle: klub.spoe.at

Mathias Moser, Ökonom an der Wirtschaftsuniversität Wien mit Fokus auf die Beforschung von Ungleichheit, erklärt, dass sich die Einkommensungleichheit in unserer Gesellschaft verstärkt, wenn man nicht nur Arbeitseinkommen, sondern auch Betriebs- und Kapitaleinkünfte berücksichtigt.

„Da die untere Hälfte der Haushalte kaum Vermögen besitzt, können diese Personen auch keine Kapitaleinkommen erzielen. Die Konzentration von Kapitaleinkommen am oberen Rand ist enorm.“ (Falter 5/17, S. 25)

Warum das relevant ist, zeigt ein Blick auf die Lohnquote, also dem Anteil des Lohneinkommens am Volkseinkommen. Sinkt die Lohnquote, weil Löhne und Gehälter niedriger werden, nimmt die Bedeutung von Einkommen aus Kapital zu. Wer von Zinsen aus Vermögen (auch aus Erbschaften) leben kann, bleibt von sinkenden Löhnen unberührt. Wollen wir mehr Einkommensgleichheit, braucht es eine gerechtere Besteuerung von Kapitaleinkommen, denen ja keine Arbeitsleistung im eigentlichen Sinn zugrunde liegt. In einer gerechten Gesellschaft tragen alle – gemäß ihren finanziellen Möglichkeiten – zum Gemeinwohl bei. Wer also mehr Möglichkeiten hat, soll auch mehr beitragen.

Österreich als Steuerparadies für Vermögende und Erben?

Nicht nur Kapitaleinkommen vergrößern gesellschaftliche Ungleichheit, wichtig ist auch großes Vermögen, das auf nur wenige konzentriert ist und wie dieses Vermögen übertragen wird. Steuern auf Vermögen machten 2014 nur 1,4 Prozent des gesamten Steueraufkommens in Österreich aus. Zum Vergleich: im EU-Schnitt beträgt der Anteil 6 Prozent.

Seit 2008 gibt es keine Erbschafts- bzw. Schenkungssteuer mehr. Bei Erbschaften oder bei unentgeltlichen Übertragungen (Schenkungen) von Grundstücken ist lediglich die Grunderwerbsteuer zu entrichten. Die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer für Vermögen würde mehr Gerechtigkeit bedeuten – damit nicht nur jene in den Abgabentopf einzahlen, die für ihr Einkommen arbeiten und nicht das Glück haben, Kinder aus wohlhabenden Familien zu sein. Dabei geht es nicht um Peanuts: Die ÖNB schätzt, dass die Summe vererbten Vermögens innerhalb der nächsten 20 Jahre von jährlich zwölf Mrd. Euro (2015) auf über 20 Mrd. Euro (2035) ansteigen wird.

Was ist der Sozialbericht überhaupt?

Der Sozialbericht wird vom Sozialministerium erarbeitet und fasst einerseits die Tätigkeiten des Ministeriums zusammen, andererseits umfasst er Analysen zu Einkommensfragen, Demografie, Verteilung von Vermögen oder auch den Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen in Österreich. Es ist also eine umfassende Momentaufnahme der sozioökonomischen Situation der Bevölkerung in Österreich.

Zum Weiterlesen:

  • Den Sozialbericht gibt es auf der Homepage des Sozialministeriums zum Nachlesen: sozialministerium.at
  • Eine Analyse zum Sozialbericht gibt es auf Arbeit & Wirtschaft: Sozialbericht 2016: „Reichtum, Armut und der Sozialstaat“
  • Kontrast-Blog: Ungleiche Verteilung von Vermögen – In 5 Schritten zu mehr globaler Gerechtigkeit

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Paul
Paul
21. Dezember 2017 19:19

Grüss euch.

Also ich glaube, da hat sich ein Fehler eingeschlichen.
Die 50% und 55% Steuersätze werden eher bei einer Höhe von € 100.000 und nicht 1,000.000 schlagend.

Gruss
Paul

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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