Afghanistan ist im Zentrum weltweiter Berichterstattung. Um die aktuellen Geschehnisse zu verstehen, muss man auch einen Blick in die Vergangenheit werfen. Wir haben die Geschichte Afghanistans kurz und knapp aufgearbeitet. Hier ein chronologischer und leicht verständlicher Überblick.
Afghanistan, das Land an der Schnittstelle zwischen Asien und Europa, hat eine Geschichte geprägt von fremden Eroberungen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Erst um 1700 wurde es zu einem einzigen Land vereinigt. Im 19. Jahrhundert versuchte die Kolonialmacht Großbritannien, sein “Reich” in Indien vor Russland – einer konkurrierenden Kolonialmacht – zu schützen. Deshalb wollte es Afghanistan annektieren. Zudem griffen die Briten in einen Thronfolgekrieg in Afghanistan ein. Drei Anglo-Afghanische Kriege waren die Folge (1838-1842, 1878-1880 und 1919-1921).
Der zweite dieser Kriege endete damit, dass Abdur Rahman Khan 1880 als Emir von Afghanistan hervorging – und von den Briten akzeptiert wurde. Jedoch musste er die außenpolitischen Agenden an Großbritannien abtreten. Im Gegenzug wurde er von der britischen Krone finanziell unterstützt. Unter seiner Herrschaft legten Briten und Russen die heutigen Grenzen Afghanistans fest. 1893 wurde mit der Durand-Linie eine Grenze zwischen Afghanistan und Britisch-Indien geschaffen. Sie durchtrennte aber auch das Siedlungsgebiet des größten Volkes dieser Region, der Paschtunen. 1898 erhielt Afghanistan weitere Gebiete im Norden zugesprochen und bekam dadurch die bis heute gültige Nordgrenze.
1921
Der dritte Anglo-Amerikanische Krieg endet 1919 mit dem Frieden von Rawalpindi und bringt dem Land Souveränität und – mit dem Vertrag von Kabul 1921 – die volle Unabhängigkeit von Großbritannien und Russland. Amir Amanullah Khan – er ist Emir von 1919 bis 1926 und befehligt auch die afghanische Armee im 3. Anglo-Afghanischen Krieg – sorgt sich um die Stellung Afghanistans in der Welt und begann Reformen. 1921 schafft Amanullah ein Gesetz, das Zwangsheirat und Kinderheirat abschafft und Polygamie einschränkt. Die Beschränkungen sind jedoch in der Praxis schwer durchsetzbar.
1926
1923 erhält Afghanistan eine neue Verfassung. Amir Amanullah Khan erklärt 1926 das Land zu einer Monarchie und ernennt sich selbst zum König. Seine innenpolitischen Reformen werden mit den Bestrebungen von Kemal Atatürk verglichen. So legt seine Frau den Schleier ab und Amanullah versucht, landesweit Schulen für Mädchen zu errichten. Gleichzeitig versucht er, die Macht der Loya Jirga – der politischen Versammlung aller Stämme und Ethnien Afghanistans – zu schmälern. Khans anfängliche Beliebtheit nimmt rasch ab, es folgen Aufstände. 1929 dankt der König ab und verlässt das Land. Frauen müssen sich wieder verschleiern, Mädchenschulen werden geschlossen.
1933
Mohammed Zahir wird König – und regiert ab da 40 Jahre lang (bis 1973) das Land.
1934
Die Vereinigten Staaten erkennen Afghanistan formell an.
1947
Großbritannien zieht sich aus Indien zurück und gründet den überwiegend hinduistischen, aber säkularen Staat Indien und den islamischen Staat Pakistan. Der pakistanische Staat hat eine lange, weitgehend unkontrollierbare Grenze zu Afghanistan.
1953
General Mohammed Daoud Khan, ein Cousin von König Mohammed Zahir Schah, wird Premierminister. Er ist pro-sowjetisch eingestellt und bittet die Sowjetunion um wirtschaftliche und militärische Unterstützung. Er führt auch eine Reihe sozialer Reformen ein, darunter die Zulassung von Frauen in der Öffentlichkeit. Gleichzeitig pflege er einen autoritären Regierungsstil.
1956
Der sowjetische Premier Nikita Chruschtschow erklärt sich bereit, Afghanistan zu unterstützen. Die beiden Länder werden enge Verbündete.
1957
Im Rahmen von Daouds Reformen dürfen Frauen endlich Universitäten besuchen und Berufe ergreifen.
1964
Afghanistan bekommt eine neue Verfassung (die bis 1977 gilt). Sie schreibt beispielsweise offiziell die Gleichheit von Männern und Frauen fest. Die Verfassung enthält Ansätze eines westlichen Parlamentarismus, bleibt aber auf den König ausgerichtet. Ein auf lange Sicht großes Problem ist, dass Zahir Schah das in der Verfassung enthaltene Parteiengesetz nicht ratifizierte. Die Folge: Sämtliche politische Parteien gelten als illegal – und fühlen sich darum der Verfassung nicht verpflichtet. In den 1960er Jahren radikalisieren sich deshalb politische Gruppen. Auf der einen Seite die kommunistischen Parteien, auf der anderen Seite islamistische Bewegungen.
1965
Die Kommunistische Partei Afghanistans wird heimlich gegründet. Die wichtigsten Führer der Gruppe sind Babrak Karmal und Nur Mohammad Taraki (siehe 1978).
1973
Mohammed Daoud Khan stürzt König Mohammed Zahir Shah durch einen Militärputsch. Khans Regime, die Demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA), kommt an die Macht. Khan schafft die Monarchie ab und ernennt sich selbst zum Präsidenten. Die Republik Afghanistan wird gegründet, die eng mit der Sowjetunion verbunden ist.
1975-1977
Mohammed Daoud Khan schlägt eine neue Verfassung vor, die Frauen Rechte einräumt, und setzt sich für die Modernisierung des weitgehend kommunistischen Staates ein. Er geht auch hart gegen seine Gegner vor und drängt viele, die im Verdacht stehen, Khan nicht zu unterstützen, aus der Regierung. Daoud Khan überwirft sich mit seinen Verbündeten und vermag keine neuen Allianzen zu bilden.
1978
Die Demokratische Volkspartei Afghanistan (DVPA) putscht am 27. April 1978 gegen Präsident Mohammad Daud Khan. Mohammad Taraki wird neuer Präsident, Babrak Karmal wird zum stellvertretenden Premierminister. Beiden waren Gründer der Kommunistischen Partei Afghanistans. Nun verkünden sie die Unabhängigkeit vom sowjetischen Einfluss und erklären, dass ihre Politik auf islamischen Prinzipien, afghanischem Nationalismus und sozioökonomischer Gerechtigkeit beruht. Die Verbindung zur Sowjetunion bleibt aber über einen Freundschaftsvertrag bestehen.
Die DVPA baut eine Schreckensherrschaft auf, die durch radikal umgesetzte Land- und Bildungsreformen sowie Repressionen gegen potenziellen Gegner gekennzeichnet ist. Überall im Land kommt es zu Aufständen. Auch innerhalb der Partei gibt es heftige Rivalitäten. Gleichzeitig beginnen konservative islamische und ethnische Führer, die mit den von Khan eingeführten sozialen Veränderungen nicht einverstanden sind, einen bewaffneten Aufstand auf dem Lande. Im Juni wird die Guerillabewegung Mujahadeen gegründet, um die von der Sowjetunion unterstützte Regierung zu bekämpfen.
1979
Der amerikanische Botschafter Adolph Dubs wird getötet. Die USA stellen die Hilfe für Afghanistan ein. Ein Machtkampf zwischen Taraki und dem stellvertretenden Premierminister Hafizullah Amin beginnt. Taraki wird am 14. September bei einer Konfrontation mit Amin-Anhängern getötet. Amin ernennt sich im September 1979 eigenmächtig zum neuen afghanischen Präsidenten.
Die Sowjetunion als wichtigster Bündnispartner der DVPA betrachtete mit Sorge den sich anbahnenden Zusammenbruch des Kabuler Regimes. Um den eigenen Einfluss in Afghanistan zu sichern, besetzte die Sowjetunion in den Weihnachtstagen 1979 das Land. Am 27. Dezember werden Amin und viele seiner Gefolgsleute hingerichtet. Der stellvertretende Premierminister Babrak Karmal wird Premierminister. Die weit verbreitete Opposition gegen Karmal und die Sowjets führt zu gewalttätigen öffentlichen Demonstrationen.
1980er
Afghanistan avanciert zum wichtigsten Schlachtfeld des Kalten Krieges. In der Bevölkerung gibt es viel Widerstand gegen die Sowjetunion und ihren Einfluss auf das Land. Moskau stützt wiederum die Regime von Babrak Karmals (1980-1986) und anschließend von Mohammed Najibullah (1986-1992). Der Islamismus entwickelt sich zum ideologischen Gegenpol des Kommunismus.
Die Mudschaheddin- Guerilla-Krieger – sehen sich als jene, die den “Dschihad” führen, also den “Heiligen Krieg” gegen die “gottlosen Kommunisten” und die von ihnen unterstützte afghanische Armee. Waffen und Geld bekommen sie von den USA und Saudi-Arabien. Denn sie bekämpfen ja denselben Feind. Der pakistanischen Geheimdienst Inter Services Intelligence (ISI) organisiert von außen die Guerilla-Kämpfe mit.
1982
Etwa 2,8 Millionen Afghanen fliehen nach Pakistan und weitere 1,5 Millionen in den Iran. Die afghanischen Guerillas – die Mudschaheddin- gewinnen die Kontrolle über die ländlichen Gebiete, während die sowjetischen Truppen die städtischen Gebiete halten.
1983
Der damalige US-Präsident Ronald Reagan trifft im Jahr 1983 afghanische Kämpfer, um mit ihnen die negativen Folgen des sowjetischen Einflusses in Afghanistan zu diskutieren.
1984
Der saudische Islamist Osama bin Laden reist nach Afghanistan, um antisowjetische Kämpfer zu unterstützen.
Die Vereinten Nationen untersuchen die gemeldeten Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan.
1986
Die Mudschaheddin erhalten über Pakistan Waffen aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und China.
1988
Im September gründen Osama bin Laden und 15 weitere Islamisten die Gruppe Al-Qaida oder “die Basis”, um ihren “Dschihad” fortzusetzen. Das Ziel ist eine Nation, die durch und durch vom Islam – bzw. einer rigiden Auslegung davon – bestimmt ist. In der Überzeugung, dass der nachlassende Erfolg der Sowjets in Afghanistan direkt auf ihre Kämpfe zurückzuführen ist, beanspruchen die Islamisten den Sieg in ihrer ersten Schlacht.
Jetzt richten sie sich aber auch zunehmend gegen die USA – denn auch diese Supermacht steht ihnen im Weg, um ihr Ziel zu erreichen.
1988 beschließt die Sowjetunion den sofortigen Abzug ihrer Truppen. Das Najibullah-Regime kann sich noch bis 1992 behaupten. Erst die Einstellung der Finanz- und Militärhilfe aus Moskau führt zu dessen Zusammenbruch.
1989
Die USA, Pakistan, Afghanistan und die Sowjetunion unterzeichnen in Genf ein Friedensabkommen, das die Unabhängigkeit Afghanistans und den Abzug von 100.000 sowjetischen Truppen garantiert. Nach dem Abzug der Sowjets setzen die Mudschaheddin ihren Widerstand gegen die Herrschaft des kommunistischen Präsidenten Mohammad Najibullah fort. Die afghanischen Guerillas ernennen Sibhatullah Mojadidi zum Chef ihrer Exilregierung.
1992
Die Mudschaheddin und andere Rebellengruppen stürmen mit Hilfe abtrünniger Regierungstruppen die Hauptstadt Kabul und vertreiben Mohammad Najibullah. Die Mudschaheddin bilden einen weitgehend islamistischen Staat mit Burhannudin Rabbani als Präsident. Die Herrschaft der Mudschaheddin (1992-1996) mündet in einem Bürgerkrieg, in dem Kabul in Schutt und Asche gebombt wird und das Land in unzählige Kleinreiche zerfällt.
1995
Eine neu gegründete islamische Miliz, die Taliban, kommt mit Friedensversprechen an die Macht. Die meisten Afghanen, die durch jahrelange Dürre, Hungersnot und Krieg erschöpft sind, begrüßen die Taliban, weil sie die vermeintlich traditionellen islamischen Werte hochhalten. Die Taliban verbieten den Mohnanbau für den Opiumhandel, gehen hart gegen Kriminalität vor – und schränken Bildung und Berufsausübung von Frauen ein. Frauen müssen vollständig verschleiert sein und dürfen sich nicht mehr allein im Freien aufhalten. Das islamische Recht (die Scharia) wird durch öffentliche Hinrichtungen und Amputationen durchgesetzt.
Bis 1999 als 1 Million Afghanen fliehen ins benachbarte Pakistan, wo sie in armseligen Flüchtlingslagern ausharren.
1997
Die Taliban richten den ehemaligen Präsidenten Mohammad Najibullah öffentlich hin. Ethnische Gruppen im Norden und im Süden kämpfen weiterhin mit den Taliban um die Kontrolle des Landes.
1998
Nach den Bombenanschlägen der al-Qaida auf zwei amerikanische Botschaften in Daressalam (Tansania) und Nairobi (Kenia) ordnet Präsident Bill Clinton Luftangriffe gegen bin Ladens Ausbildungslager in Afghanistan an. Die Angriffe verfehlen den Saudi und andere Führer der Terrorgruppe. Die Anschläge in den beiden ostafrikanischen Ländern markieren einen Wendepunkt: In den westlichen Ländern erkennt man religiösen Extremismus als globales Problem, der sich nicht nur auf arabische Länder beschränkt. Der Name Al-Qaida wird einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
2000
Der inzwischen als internationaler Terrorist geltende Osama bin Laden hält sich vermutlich in Afghanistan versteckt. In seinen Ausbildungslagern werden Tausende Anhänger zu Terroristen. Die USA fordern die Auslieferung bin Ladens, damit er sich wegen der Botschaftsanschläge vor Gericht verantworten kann. Die Taliban weigern sich, ihn auszuliefern. Die Vereinten Nationen bestrafen Afghanistan mit Sanktionen, die den Handel und die wirtschaftliche Entwicklung einschränken.
März 2001
Ungeachtet internationaler Proteste machen die Taliban ihre Drohung wahr, buddhistische Statuen in Bamiyan, Afghanistan, zu zerstören. Sie urteilen, dass diese einen Affront gegen den Islam darstellten.
4. September 2001
Einen Monat nach ihrer Verhaftung stellen die Taliban acht internationale Entwicklungshelfer vor Gericht, weil sie das Christentum verbreitet haben. Unter der Herrschaft der Taliban steht auf Bekehrung die Todesstrafe. Die Gruppe wird monatelang in verschiedenen afghanischen Gefängnissen festgehalten und schließlich am 15. November freigelassen.
11. September 2001
Entführer kapern vier Verkehrsflugzeuge und lassen sie in die Türme des World Trade Centers in New York, das Pentagon außerhalb von Washington, D.C., und ein Feld in Pennsylvania stürzen. Fast 3.000 Menschen kommen bei den Attentaten ums Leben. Tage später erklären US-Beamte, dass bin Laden, der saudische Exilant, der sich in Afghanistan versteckt hält, der Hauptverdächtige des Anschlags ist.
Oktober 2001
Nach unbeantworteten Forderungen an die Taliban, Osama bin Laden auszuliefern, beginnen die US-amerikanischen und britischen Streitkräfte mit Luftangriffen auf Ziele in Afghanistan. Amerikanische Kampfflugzeuge beginnen mit der Bombardierung von Zielen der Taliban und von Stützpunkten, die angeblich dem Al-Qaida-Netzwerk angehören.
November 2001
Nach wochenlangen heftigen Kämpfen mit Taliban-Truppen zieht die “Nordallianz” in Kabul ein. Die Nordallianz ist eine lose, 1996 gegründete Koalition tadschikischer, usbekischer und Hazara-Kriegsherren. Die sich zurückziehenden Taliban fliehen nach Süden in Richtung Kandahar.
7. Dezember 2001
Taliban-Kämpfer geben ihre letzte Festung in Kandahar das letzte afghanische Gebiet der Gruppe, die Provinz Zabul, auf. Dies veranlasst die in Pakistan ansässige afghanische islamische Presse zu der Erklärung, dass die Herrschaft der Taliban in Afghanistan vollständig beendet wäre.
22. Dezember 2001
Hamid Karzai, ein Royalist und ethnischer Paschtune, wird als Leiter der Übergangsregierung in Afghanistan vereidigt. Karzai kam nach Afghanistan, nachdem er jahrelang im Exil im benachbarten Pakistan gelebt hatte. Auf der von den Vereinten Nationen geförderten Konferenz zur Bildung einer Übergangsregierung hat Karzai bereits die Unterstützung der Vereinigten Staaten und wird am Ende der Konferenz zum Vorsitzenden der sechsmonatigen Regierung gewählt.
2002
Im Juni wählt die Loya Jirga den von den USA unterstützten Hamid Karzai zum Interimschef. Karzai wählt die Mitglieder seiner Regierung, die bis 2004 im Amt sein werden, wenn die Regierung Wahlen organisieren muss.
2003
Angesichts der zunehmenden Gewalt übernimmt die NATO im August die Sicherheit in Kabul. Dies ist der erste Einsatz der Sicherheitsorganisation außerhalb Europas.
Januar 2004
Die Loya Jirga nimmt eine neue Verfassung an, nachdem fast 500.000 Afghan:innen, von denen einige an öffentlichen Versammlungen in Dörfern teilgenommen haben, ihren Beitrag geleistet haben. Die neue Verfassung sieht einen Präsidenten und zwei Vizepräsidenten vor, aber das Amt des Premierministers wird in letzter Minute gestrichen. Die Amtssprachen sind der Verfassung zufolge Paschtu und Dari. Außerdem fordert die neue Verfassung die Gleichstellung der Frauen.
Oktober 2004
Es finden Präsidentschaftswahlen statt. Mehr als 10,5 Millionen Afghan:innen lassen sich zur Wahl registrieren. Hamid Karzai wird mit 55 Prozent der Stimmen gewählt.
2005
Das Land hält seine ersten Parlamentswahlen seit mehr als 30 Jahren ab. Die friedliche Abstimmung führt zur ersten Sitzung des Parlaments im Dezember.
2006
Inmitten der anhaltenden Kämpfe zwischen Taliban- und Al-Qaida-Kämpfern und den afghanischen Regierungstruppen weitet die NATO ihre friedenserhaltende Operation auf den südlichen Teil des Landes aus. Nachdem die Streitkräfte die von den Amerikanern geführten Truppen abgelöst haben, starten Taliban-Kämpfer eine Reihe von Selbstmordattentaten und Angriffen auf die internationalen Truppen. Auch Zivilist:innen werden getötet. Unter anderem die deutschen Journalisten Karen Fischer und Christian Struwe im Oktober 2006 während ihrer Arbeiten zu einer Dokumentation über die Zerstörung der Buddha-Statuen in Bamiya.
2007
Die afghanische Regierung und die NATO bestätigen, dass der Taliban-Befehlshaber Mullah Dadullah während einer von den USA geführten Operation im Süden Afghanistans getötet wurde.
2008
Die internationale Gemeinschaft sagt dem Land auf der Afghanistan-Konferenz in Paris mehr als 15 Milliarden US-Dollar an Hilfsgeldern zu, während der afghanische Präsident Hamid Karzai verspricht, die Korruption in der Regierung zu bekämpfen.
2009
Präsident Barack Obama ernennt Richard Holbrooke zum Sondergesandten für Afghanistan und Pakistan. Obama kündigt eine neue Strategie für den Afghanistankrieg an, die vorsieht, zusätzlich zu den 17.000 Kampftruppen mehr militärische und zivile Kräfte in das Land zu entsenden. Die Strategie umfasst auch die Unterstützung Pakistans im Kampf gegen militante Gruppen.
2011
Am 2. Mai 2011 erobern die US-Streitkräfte einen Stützpunkt in Abbottabad, Pakistan, und töten den Al-Qaida-Anführer Osama bin Laden.
2012
Präsident Hamid Karzai fordert die amerikanischen Streitkräfte auf, afghanische Dörfer zu verlassen und sich auf ihre Stützpunkte zurückzuziehen, nachdem ein US-Soldat 16 afghanische Zivilisten in ihren Häusern getötet hat.
2013
Die afghanische Armee übernimmt alle militärischen und sicherheitspolitischen Operationen von den NATO-Truppen.
2014
Ashraf Ghani wird im September 2014 Präsident Afghanistans, nachdem zwei Wahlgänge stattgefunden haben. Die daraus resultierende Regierung der nationalen Einheit ist jahrelang intern zerstritten. beiden Hauptfraktionen der Regierung gruppieren sich um Präsident Ashraf Ghani und den Geschäftsführer der Regierung Abdullah Abdullah. Der Streit führt zu politischen Blockaden.
Im Dezember beendet die NATO offiziell ihren Kampfeinsatz in Afghanistan. Die von den USA geführten NATO-Truppen verbleiben zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte.
Februar 2020
Ein Abkommen zwischen USA und Taliban von Februar 2020 sieht den Abzug der US-Truppen bis April 2021 vor. Das Abkommen von Doha enthält jedoch keine Auflage über einen Waffenstillstand mit den afghanischen Streitkräften. Im Gegenzug für den Abzug der internationalen Truppen sagen die Taliban lediglich zu, weniger Anschläge zu verüben.
Die Gewalt hat sich seitdem kaum abgeschwächt. In Kabul 2020 kommt es zu einem brutalen Anschlag auf eine Geburtsklinik: Bewaffnete Männer schießen auf der Entbindungsstation um sich. Unter den Toten sind auch Neugeborene.
2021
Ab Mai lässt US-Präsident Joe Biden die im Land verbliebenen 2.500 amerikanischen Soldaten abziehen. Der überhastete Rückzug der USA lässt en Macht-Vakuum entstehen, das die Taliban ausnützen. Binnen zwei Wochen reißen sie die Macht in Afghanistan komplett an sich.
Interessanter Überblick, danke! Nur traf Reagan keine Taliban (die gab es damals noch nicht), sondern Mujahedin.