Der digitale Ausweis „ID Austria“ soll nicht nur die Handysignatur ersetzen, sondern auch als digitaler Ausweis in anderen europäischen Ländern dienen. Ausweise wie etwa der Führerschein können dort problemlos aufgerufen und Behördengänge digital erledigt werden. Auch eine Anbindung für private Anbieter soll es geben. Doch es gibt laute Kritik: Die heiklen Daten könnten zu wenig geschützt sein und viele Menschen werden von vornherein von der Nutzung ausgeschlossen.
Auf den ersten Blick hört sich die „ID Austria“ vielversprechend an und bietet durch die europaweite Anwendung eine digitale Identität. So soll es auch möglich sein, dass digitale Unternehmen die Echtheit des Nutzers überprüfen können. Während man bisher bei bestimmten Online-Diensten zur Verifikation der eigenen Identität eine Kopie des Passes oder Führerscheins hochladen musste, könnte das zukünftig mit wenigen Klicks erledigt sein.
Datenschutzbedenken und eingeschränkte Zugänglichkeit
Der Abgleich funktioniert automatisiert mit dem europaweiten System der „Austria ID“. Obwohl dies für viele Anwendungen praktisch ist, kann eine solche Verifikation auch Nachteile bringen. So könnten etwa Unternehmen wie Google oder Facebook bei der Registrierung eine Anmeldung über „ID Austria“ vorsehen. Dadurch wüssten die Unternehmen nicht nur, dass es sich um eine echte Person handelt, sondern könnten theoretisch auch leichter verschiedene Datenquellen abgleichen und zielgerichtete, personalisierte Werbung verkaufen. Datenschutzbedenken bestehen auch deshalb, weil die App das Tracking erlaubt. Da es sich um offizielle Identitätsdokumente handelt, ist das besonders heikel. Tech-Giganten wie Facebook könnten also zum Beispiel anhand einer sogenannten „alphanumerischen Zeichenkette“ den UserInnen eine offizielle, eindeutige und lebenslange Kennung hinzufügen. Ein so einfacher Weg für Konzerne, KundInnen zu identifizieren, kann wohl kaum im Sinne der KonsumentInnen sein, so die Kritik.
Auch ein digitales Datenleck könnte mit der „ID Austria“ größere Konsequenzen haben. Bei jeder Anmeldung auf einem Webportal besteht die Möglichkeit, dass durch eine Sicherheitslücke private Daten an die Öffentlichkeit gelangen. Selbst große Netzwerke sind vor solchen Leaks nicht gefeit. In der Vergangenheit kamen u.a. von Portalen wie Dropbox, Epic Games, Foodera, LinkedIn, SnapChat und Yahoo Daten an die Öffentlichkeit. Mit einem staatlichen Verifikationssystem wären die persönlichen Daten auch noch als echt bestätigt und damit besonders wertvoll.
Eine weitere Schwäche des Systems liegt in der Verfügbarkeit. So wird „ID Austria“ nur über Google Play Store und Apples App Store angeboten. Menschen, die auf alternative Plattformen wie auf Huaweis AppGallery oder F-Droid setzen, haben keinen Zugang zu dem System.
Nach ID Austria kommt die E-ID für Europa?
Doch nicht nur in Österreich wird an einem digitalen Ausweis gearbeitet. Auch die Europäische Union plant eine E-ID für alle Mitgliedsstaaten. Die oben genannten Probleme weiten sich also auf die EU aus, wodurch die Sicherheitsbedenken noch mehr an Bedeutung gewinnen.
Die SPÖ hat dazu eine parlamentarische Anfrage eingebracht, um so die Antworten auf diese Fragen zu erhalten: Hier & hier nachlesen.