In Österreich eine öffentliche Schule zu besuchen, ist kostenlos – zumindest auf dem Papier. Denn wer sein Kind zur Schule schickt, muss auch hierzulande vierstellige Summen parat haben – für Schulmaterialien, Rucksack, Nachhilfe und Ausflüge. Bis zu zwei Monatsgehälter gehen dafür drauf, wie die Schulkosten-Studie der Arbeiterkammer zeigt. Die Inflation verschärft die Situation zusätzlich und vonseiten der Regierung gibt es kaum Entlastung.
Eltern müssen pro Schulkind mit Kosten von etwa 2.223 Euro pro Schuljahr rechnen. Das zeigt die Schulkosten-Studie der Arbeiterkammer. Darin enthalten sind Kosten für Nachmittagsbetreuung, Ausgaben für Laptop/Tablets, Internet und Drucker, Schulmaterialien, Selbstbehalte oder auch Ausflüge.
Im September ächzt das Konto
Wie teuer Schule ist, merken Eltern vor allem am Beginn jedes Schuljahres. Denn im September müssen sie einen Großteil der Kosten auf einmal stemmen. Das Schulstartgeld in Höhe von 116,10 Euro – das automatisch mit der Familienbeihilfe ausbezahlt wird – reicht für viele nicht mal für die Schulmaterialien.
Es sind die Schulen, die vorgeben, was Eltern kaufen müssen. Je nach Alter des Schulkindes steigen die Kosten. Eltern von Volksschüler:innen müssen im Sommer bis zum Schulstart bereits im Schnitt 437 Euro aufbringen, für Schulmaterialien und etwaige Ferienbetreuung. Für Kinder und Jugendliche in Unterstufen- und Oberstufen-Klassen kostet der Schulstart zwischen 470 und 541 Euro.
“60% aller Eltern sagten bereits im November 2023, dass die Ausgaben für den Schulbesuch ihrer Kinder finanziell sehr belastend seien, 57% nannten insbesondere die Anschaffungen zum Schulstart als belastend”, heißt es in der Studie.
Je weniger Geld eine Familie hat, desto schwieriger wird auch die Beschaffung der notwendigen Schulmaterialien. So muss mehr als jede zweite Familie im unteren Einkommensdrittel bei den Schulkosten ihrer Kinder Abstriche machen. Mehr als jede zehnte Familie konnte sich nicht alle notwendigen Anschaffungen leisten.
Zusätzliche Schulkosten: Ausgaben für Schulrucksack, Kleidung & Nachhilfe
Zusätzlich kommen noch die laufenden Kosten hinzu, die Eltern bezahlen müssen: Schultaschen, Hefte, Blöcke, Mappen, Schreibmaterialien sowie Bücher, Malsachen, Sportkleidung für den Turnunterricht, Computer, Laptops bis hin zu Veranstaltungen.
Ebenfalls finanziell belastend sind Ausgaben für Nachhilfestunden. Notendruck und Fehler im Bildungssystem führten zu einem regelrechten Nachhilfe-Boom: Jede zweite Schülerin bzw. jeder zweite Schüler hat im letzten Jahr Nachhilfe in Anspruch genommen. Das sind 20 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Im Schnitt lassen sich das die Eltern 631 Euro im Jahr kosten. In Summe kostet der Schulbesuch von einem Kind im Schnitt 2.223 Euro pro Jahr.
Was in den Berechnungen – auch in jenen der Arbeiterkammer – nicht berücksichtigt ist und dennoch von Eltern beschafft werden muss, ist neue Kleidung. Kinder wachsen schnell aus Gewand und Schuhen hinaus und die Sommerkleidung hat ausgedient.
Zwei Monatseinkommen fließen in Schulbesuch – Inflation verschärft nun
Im Vorjahr gaben Familien im Schnitt 9 Prozent ihres gesamten Jahres-Haushaltseinkommens für den Schulbesuch aus. Nach Einkommen betrachtet, gehen die Zahlen jedoch auseinander: Während Haushalte im oberen Einkommensdrittel nur 5 Prozent des Jahreseinkommens für die Schule ausgeben, sind es in Familien im unteren Einkommensdrittel 15 Prozent – also dreimal so viel. Der Schulkostenanteil macht in diesen Familien also ein Sechstel ihres Jahreseinkommens aus. Zwei Monatseinkommen fließen also direkt in den Schulbesuch der Kinder. Das zeigt die Schulkostenstudie der Arbeiterkammer.
Mit der Inflation verschärfen sich diese Belastungen nochmal. So lag die Inflationsrate für das Jahr 2023 laut Statistik Austria bei 7,8%, die Inflationsraten der vorherigen Jahre lagen sogar noch deutlich darüber. Das hat sich auch auf die Preise für Schulmaterialien und Schulsausgaben ausgewirkt.
Es müsste nicht so sein: In Finnland sind Tablets, Bücher und Mittagessen kostenlos
Dass das alles so abläuft, ist kein Naturgesetz. In Finnland bekommen Schulkinder ein warmes Mittagessen und ein Tablet samt Schulbücher kostenlos zur Verfügung gestellt. Man setzt ohnehin stärker auf digitales Lernen: Selbst Volksschulkinder nutzen im Unterricht schon Tablet oder Laptop.
In Finnland verfolgt man das Ziel, finanzielle Benachteiligungen auszugleichen, damit die Lernchancen besser verteilt sind. Und die Strategie geht auf: Finnland hat sehr gute Resultate, wenn es um die Lernleistung der Schülerinnen und Schüler geht.
In Österreich fordert die SPÖ mit der Kindergrundsicherung, dass Schule für alle Kinder leistbar ist. Dazu gehören die Bereitstellung kostenfreier kindbezogener Infrastruktur wie Bildung und therapeutische Angebote, ein Universalbetrag für alle Kinder und eine einkommensabhängige Leistung für einkommensschwächere Familien.
Das wollte die schwarze Brut immer und will es auch bei behalten. Für Chancen gleichheit muss man Geld in die Hand nehmen, eine Bildungsreform umsetzen, die den Namen auch verdient und nicht die Macht der einzelner Funktionäre aus den unterschiedlichen Parteien zu ändern oder auszuweiten.Curriculum!