In der Schweiz müssen Frauen bald nicht mehr für Abtreibungen zahlen. Ab 2027 übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Die Schweiz wird damit Vorreiterin in Europa. Während andernorts die Rechte auf Abbrüche eingeschränkt werden, wählt die Schweiz einen liberalen Weg. Die Entscheidung fiel fast ohne politische Gegenwehr.
Ab 2027 muss keine Frau in der Schweiz mehr aus finanziellen Gründen auf einen Schwangerschaftsabbruch verzichten. Die Kosten übernimmt ab dann die Krankenkasse – unabhängig von der persönlichen Situation oder dem medizinischen Grund. Diese Entscheidung traf das Parlament als Teil einer umfassenderen Gesundheitsreform.
Frauen müssen aktuell über 2.600 Euro für Schwangerschaftsabbruch bezahlen
Der Schritt ist deshalb bemerkenswert, weil das Land ihn in einer Zeit setzt, in der vielerorts Selbstbestimmungsrechte von Mädchen und Frauen eingeschränkt statt ausgeweitet werden. Der zugrundeliegende Gedanke: Schwangere sollen alle medizinischen Behandlungen und Eingriffe erhalten, die sie benötigen – und ein Abbruch kann ebenfalls ein für eine Frau notwendiger Eingriff sein.
Seit 2002 ist der Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Woche in der Schweiz straffrei. Die Zustimmung der Bevölkerung war damals deutlich: Über 72 Prozent stimmten für die sogenannte Fristenlösung. (In Österreich gilt diese seit 1975, in Deutschland seit 1995.) Hierbei muss eine Frau allerdings schriftlich erklären, dass sie sich in einer Notlage befindet. Sie muss sich auch ärztlich beraten lassen. Erst dann wird ein Abbruch durchgeführt. Aktuell gibt es in der Schweiz etwa 12.000 Abbrüche pro Jahr. Eine im internationalen Vergleich niedrige Zahl.
Bisher mussten Frauen dafür bis zu 2.500 Franken (das entspricht über 2.600 Euro) selbst zahlen.
Sozialdemokrat:innen erfreut über Gesetz, Schritt gegen „Backlash“ für Frauen
Die Co-Präsidentin der Sozialdemokratischen Partei, Mattea Meyer, sieht im Parlamentsentscheid auch eine Symbolwirkung:
„Wir erleben zurzeit einen gleichstellungspolitischen Backlash, bei dem das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper von rechten Kreisen erneut frontal angegriffen wird.“
Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU), eine christliche und nationalkonservative Partei im Nationalrat, lehnt die Reform hingegen ab.

Gynäkologin Hall: So läuft ein Schwangerschaftsabbruch in Österreich ab
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