Foto: Usien (Wikimedia Commons) - CC BY-SA 3.0 / Stb1er Dario Premm (Wikimedia Commons) - CC BY-SA 4.0 / Pixabay
Wirtschaft und Finanzen

Banken machen Milliardenprofite – aber Bankomaten am Land sind angeblich “zu teuer”

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2023 machten Banken einen Rekordgewinn von 14,1 Milliarden Euro. Trotzdem sperren in vielen Gemeinden Bankfilialen und Bankomaten zu, weil das angeblich zu teuer ist. Das führt dazu, dass Menschen auf dem Land teilweise kilometerweit fahren müssen, um an Bargeld zu kommen. Selbst in der Großstadt Wien sperren immer mehr Bankfilialen zu. Die SPÖ fordert, dass Banken in jeder Gemeinde zumindest einen Bankomaten aufstellen müssen.

Noch immer gibt es in vielen Gemeinden zu wenig Bankfilialen und Bankomaten. 2021 waren 317 Gemeinden ohne Bankomat. 2023 gab es laut der Österreichischen Nationalbank bereits 510 Bankomaten weniger. Dann muss entweder die Gemeinde einspringen – oder die Menschen müssen kilometerweit in andere Orte fahren, um zu ihrem Bargeld zu kommen.

Viele Gemeinden ohne Bankomat

So gibt es im Oberösterreichischen Schlüßlberg etwa gar keinen öffentlich zugänglichen Bankomaten mehr. In einer „Nacht und Nebel-Aktion“ hat die Bank ihn einfach weggeräumt, erzählt der Bürgermeister Höllerl. Nur wenn der Supermarkt geöffnet ist, kann man dort noch Geld abheben. Für die rund 3.000 Einwohner:innen hat die Gemeinde deshalb einen öffentlichen Bargeldservice eingerichtet – auf eigene Kosten. 

Besonders für ältere Menschen ist es ein Problem, wenn Bankfilialen zusperren und keine Beratungen mehr möglich sind. Laut dem Pensionistenverband und dem Verein für Konsumenteninformation kommt es selbst in der Großstadt Wien in den letzten Jahren zu immer mehr Beschwerden. Denn dort hat in den letzten acht Jahren ein Drittel aller Bankfilialen zugesperrt. Ältere Menschen klagen über anstrengende Wege bis zur nächsten Bank, lange Wartezeiten am Schalter und steigende Kosten für Beratungsgespräche.

Fehlende Bankomaten sorgten auch in der Gemeinde Kirchbach im Gailtal für Probleme. Bis vor einem Jahr gab es dort lediglich eine Bankfiliale und einen Geldautomaten. Nach Gesprächen der Gemeinde mit der Bank wurde zumindest ein zweiter Bankomat aufgestellt. Die Kosten für den Betrieb der Bankomaten wollen die Banken jedoch zunehmend den Gemeinden selbst aufbürden.

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Kund:innen zahlen immer höhere Gebühren – obwohl es immer weniger Filialen gibt. Quelle: Momentum Institut.

 

Geht es nach den Banken, sollen die Gemeinden für Bankomaten zahlen

In immer mehr Gemeinden wollen Banken nicht mehr für die Betriebs-Kosten der Bankomaten aufkommen. So zum Beispiel im steirischen Altenmarkt: Weil die Raiffeisen-Bank vor rund acht Jahren die Filiale samt Geldautomat geschlossen hat, musste die Gemeinde selbst einen aufstellen. „Frei nach dem Motto: Friss oder stirb. Denn: Mit allem, was du als Gemeinde wegtust, stirbt der Ort“, sagt Bürgermeister Hannes Andrä. Kostenpunkt: Rund 5.000 Euro jährlich. 

Die Forderungen der Banken, einen Bankomaten aufzustellen, werden dabei immer dreister, wie etwa das Beispiel in Kemeten zeigt. 2018 wurde die Filiale – neben 7 weiteren Standorten im Bezirk Oberwart – geschlossen. Auch der Bankomat verschwand. „Zu teuer“ begründete das damals die Bank, wie sich der Kemetener Bürgermeister Wolfgang Koller erinnert. Daraufhin musste die Gemeinde einen eigenen Bankomaten aufstellen. Das kostete sie zuerst 3.500 und mittlerweile sogar 9.000 Euro jährlich. Für Bürgermeister Koller ist das nicht akzeptabel. Er fordert, dass die Bank selbst die Kosten für den Bankomaten übernimmt.

Gleichzeitig machen Banken Milliardenprofite

Dabei läuft es für die Banken aktuell ausgezeichnet. Sie können auf äußerst profitable Jahre zurückblicken. Bereits 2021 war die Gewinnsituation sehr gut – so waren etwa Erste Group, Raiffeisen Bank International und BAWAG unter den Top-Fünf der ATX-Konzerne mit den höchsten Profiten. 2022 konnten die Gewinne im Bankensektor nochmal um 67 Prozent gesteigert werden – auf 10,2 Milliarden Euro. Und 2023 machten die Banken sogar 14,1 Milliarden Euro Gewinn.

Banken machten 2023 einen Rekordgewinn

Banken machten 2023 einen Rekordgewinn

Obwohl die Banken Milliardenprofite machen, werden Dienstleistungen wie Einzahlungen am Schalter oder manuelle Überweisungen immer teurer. Zudem wälzen die Banken immer mehr Arbeit auf die Verbraucher:innen ab, sagt Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation: 

“Bankgeschäfte werden immer teurer, obwohl der Verbraucher mehr Arbeit macht und damit auch die Haftung für diese Arbeit übernimmt.”

Denn mit dem Fokus auf Online-Banking machen im Endeffekt die Kund:innen die meiste Arbeit bei Bankgeschäften.

SPÖ fordert: in jeder Gemeinde ein Bankomat

Geht man österreichweit von geschätzten 450 fehlenden Bankomaten aus, würde das laut SPÖ den Banken insgesamt 11 Millionen Euro kosten – das sind nur rund 0,08 % ihrer Gewinne von 2023. Der Bankensektor könnte sich das also locker leisten. Deshalb fordert die SPÖ, dass es in jeder Gemeinde zumindest einen Bankomaten geben soll und die Kosten dafür der Bankensektor selbst tragen muss. Die Banken müssen ihrer Verpflichtung zur Bargeldversorgung nachkommen, heißt es vonseiten der SPÖ.

“Die Banken haben im letzten Jahr Rekordgewinne geschrieben. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Banken ihren Kund:innen etwas zurückgeben und besondere Rücksicht auf unsere älteren Mitmenschen nehmen. Ein Bankomat in jeder Gemeinde und ein persönlicher Banktermin ist wirklich nicht zu viel verlangt”, sagt SPÖ-Chef Andreas Babler.

Neben einem Bankomaten in jeder Gemeinde will die SPÖ hohe Gebühren für persönliche Beratungen verbieten. Das will die SPÖ im Konsumentenschutzgesetz festschreiben. Alle Geschäftsbanken in Österreich – außer reine Online-Banken – sollen ihren Kund:innen außerdem zumindest einmal im Monat einen persönlichen Bank-Berater-Termin anbieten.

Rekordgewinne: Banken kassierten 14,1 Mrd. Euro, Kreditnehmer:innen zahlten drauf

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Peter
Peter
7. August 2024 13:40

Stirbt das Land, stirbt die Nation, das wusste schon der Kaiser. Und der war ganz garantiert kein linker kommunistischer Terrorist.

Das Thema Bankomat und Banken am Land ist Teil eines massiven Problems, das garantiert nicht gelöst werden kann mit eine Blechtrottel. Von daher halte ich diese Diskussion so notwendig wie jene um des Kaisers Bart.

Die Bevölkerung hat aber auch massive Mitverantwortung, anstatt die Flüchtlingskrise zu nutzen, die Ländliche Infrastruktur wieder aufzubauen, hat man sich mit Hände und Füße dagegen gewehrt. Offensichtlich sterben Landgemeinde lieber als das man die Chance der Zeit nutzt. (In Italien machte man es höchst Erfolgreich, so erfolgreich das die Rechten jetzt alles daran setzten das sich das dieses Erfolgsmodel jede weitere Nachahmung im Keim erstickt.)

Heute gibt’s keine Post, kein Wirtshaus, kein Bank, kein Greißler, kein Bahn, kein Pfarrer, kein Kino, kein Freibad mehr, alles zu teuer.

Wenn das Land wieder aufgebaut werden soll, dann mit Überlandstraßenbahnen die außerhalb der Ortschaft auf eigenen Trassen fährt, innerhalb dieser als Straßenbahn. Das ist die Chance für zumindest einen bescheidnen Tourismus, Das erste Fremdenhaus das erste Hotel dann die Keimzelle für den Rest. Und das ist auch die Chance die Jugend zu halten, die kaum mehr Interesse am Auto hat.

Nur eines bin ich ganz sicher, mit einem dämlichen Blechtrottel wird der Wiederaufbau scheitern. Ich bin sogar dafür das die Gemeinden für den Blechtrottel zahlen sollen, wenn sie zu Dumm sind, von sich aus den Wiederaufbau zu beginnen.

Der Kaiser sagte damals auch, es gibt eine finanzielle Verantwortung der Urbanen Bevölkerung zum Land, aber von geistiger Mitverantwortung war nie die Rede.

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