60 Stunden die Woche, 12 Stunden am Tag – so kann bald eine Arbeitswoche aussehen. Schwarzblau wird das noch im Juli im Schnellverfahren beschließen. Eine Studie zeigt, die Folgen sind noch massiver als viele glauben.
Wer 12 Stunden am Tag arbeitet, ist dreieinhalb Mal so erschöpft wie nach einem freien Tag. Bei zwei aufeinanderfolgenden 12-Stunden-Diensten nimmt die Belastung noch stärker zu. So stark, dass man drei freie Tage am Stück bräuchte, um sich davon zu erholen. Die von der Regierung beworbenen Freizeitblöcke reichen dafür nicht aus.
Freizeit kann nicht mehr aktiv genutzt werden
Das zeigt die Studie der beiden Wissenschaftler Gerhard Blasche und Daniela Haluza. Sie forschen am Zentrum für Public Health. Die beiden haben die Belastung von Altenpflegern mit 12-Stunden-Tagen in Oberösterreich und Niederösterreich untersucht. Das Ergebnis: Bei solchen Arbeitszeiten steigt die Ermüdung stark:
„Die Erholung am Tagesrand reicht in diesem Fall nicht aus, um diese Ermüdung sofort auszugleichen.“
12-Stunden-Tage machen es deutlich schwerer, sich von der Arbeit zu regenerieren. Statt Radfahrer, Freunde treffen oder Familienausflüge geht ein großer Teil der Freizeit für das Ausrasten nach der Erschöpfung drauf. So bleibt letztlich noch weniger Zeit für Familie und Hobbys.
8 Stunden gesundes Maximum
Gerhard Blasche und Daniela Kaluza leiten aus der Studie auch eine entscheidende Schlussfolgerung ab: Ein Arbeitstag sollte in der Regel nicht länger als 8 Stunden dauern. Die meisten Menschen erleiden spätestens nach der zehnten Stunde einen deutlichen Leitungsknick. Den auszugleichen kostet viel Energie und das führt zu enormer Erschöpfung.
Daher steigen bei überlangen Arbeitstagen auch Unfälle im Straßenverkehr und in der Arbeit. Außerdem sind die gesundheitlichen Schäden enorm, wie die Wissenschaftler feststellen:
Wer 50 oder mehr Stunden arbeitet, hat ein erhöhtes Risiko für psychische Probleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Schlaganfälle und Diabetesfälle
Vor den gesundheitlichen Folgen warnen auch die Ärzte. Man müsse darauf achten, dass die Stundenbelastung für die Arbeitnehmer nicht wesentlich mehr werde, so Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres gegenüber der APA. “Insgesamt kann man sagen: Je mehr, umso nachteiliger für die Gesundheit.” Bei den Spitalsärzten sei die Wochenstundenreduktion von 60 auf höchstens 48 jedenfalls sehr positiv angenommen worden.
Frauen leiden besonders darunter
Von der Zunahme psychischer Erkrankungen durch längere Arbeitstage sind vor allem Frauen betroffen.
„Das kommt wahrscheinlich wegen der höheren zusätzlichen Belastung durch Kinderbetreuung,“ so die Studienautoren.
Gerade diese Belastung wird in Zukunft wohl nicht weniger werden. Die Regierung hat für das Jahr 2019 keinen einzigen Cent für den Ausbau der Kinderbetreuung budgetiert. Außerdem zeigt das schwarz-blaue Oberösterreich, in welche Richtung ÖVP und FPÖ in Zukunft gehen werden: Durch die Kindergartensteuer mussten viele Kindergärten schließen. Die Mischung aus 12 Stunden Tag und ausgedünnten Kinderbetreuungsangeboten wird viele Familien vor Herausforderungen stellen. Der Stress gerade für junge Familien wird höher und das birgt gesundheitliche Risiken.