Wenn Beschäftigte nur noch 4 Tage in der Woche arbeiten, bricht jedes Unternehmen zusammen, richtig? Falsch. Ein Unternehmen in Neuseeland hat die 4-Tage-Woche getestet und findet: Sie bringt nur Vorteile. Die Mitarbeiter sind produktiver und zufriedener, Arbeitsprozesse haben sich verbessert, das Unternehmen macht mehr Gewinn. 30 Stunden Arbeiten für ein Vollzeit-Gehalt – machbar und erstrebenswert.
„Die Zeit für die 4-Tage-Woche ist gekommen. Sie werden über die Verbesserungen in Ihrem Unternehmen und bei ihren Mitarbeitern überrascht sein.“ So lautet das Resümee von Andrew Barnes. Er ist Geschäftsführer der Neuseeländer Fonds-Gesellschaft Perpetual Guardian. Die 240 Beschäftigten des Unternehmens brauchen seit November 2018 nur noch 4 Tage pro Woche im Büro sein – und bekommen dennoch ein Vollzeit-Gehalt. Perpetual Guardian ist einer der Pioniere in Sachen Arbeitszeitverkürzung. Einzige Voraussetzung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Sie sollten im Vorfeld für sich erarbeiten, wie sie trotz weniger Stunden ihre Arbeitsziele erreichen.
Ergebnis der 4-Tage-Woche: mehr Zufriedenheit, weniger Stress, mehr Familie – mehr Gewinn
Barnes sieht in der 4-Tage-Woche einen vollen Erfolg. Das bestätigen auch die University of Auckland und die Auckland University of Technology. Sie haben das Modell im Unternehmen untersucht. Das Ergebnis:
- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind um 20 Prozent produktiver.
- Die Beschäftigten haben die Gewinne des Unternehmens gesteigert.
- Die Stresswerte der Beschäftigten sind von 45 auf 38 Prozent gesunken.
- Die 4-Tage-Woche hat sich als familienfreundlich erwiesen: Die Beschäftigten können sich mehr als zuvor bei Hausarbeit und Kindererziehung einbringen.
Neuseeländisches Unternehmen ist Vorbild: 350 Anfragen aus 28 Ländern
Perpetual Guardian hat mittlerweile mehr als 350 Anfragen aus 28 Ländern erhalten. Unternehmen und Organisationen wollen wissen, welche Erfahrungen die Neuseeländer gemacht haben und wie sie die neuen Arbeitszeiten in den eigenen Betrieben umsetzen könnten. Die meisten Anfragen stammen aus Großbritannien, gefolgt von Australien, den USA und Deutschland.
„Langsam wird verstanden, dass die Art, wie wir heutzutage arbeiten, nicht mehr zeitgemäß ist“, erklärt Geschäftsführer Barnes und kritisiert ausufernde Arbeitszeiten.
Die sind nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern hemmen auch die Produktivität und Zufriedenheit der Beschäftigten.
Britisches Unternehmen denkt 4-Tage-Woche für 800 Mitarbeiter an
In Großbritannien ist die durchschnittliche Arbeitszeit seit der Finanzkrise 2008 gestiegen. Die Frage, wie Beschäftigte in Berufen wie der Krankenpflege, der Polizei und in anderen öffentlichen Diensten ihre Arbeitszeit reduzieren können, werden bereits diskutiert. Die Labour Party unter Jeremy Corbyn hat eine Studie über die Möglichkeiten einer generellen 4-Tage-Woche in Auftrag gegeben.
Der Wellcome Trust in Großbritannien denkt nun an, für seine Belegschaft die 4-Tage-Woche einzuführen. Der Wellcome Trust ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die Forschung fördert und 800 Menschen beschäftigt.
In Österreich müssen Arbeitnehmer länger arbeiten – statt kürzer
In Österreich besteht wirklich nicht das Problem, dass die Menschen zu wenige Überstunden machen. Die österreichischen Beschäftigten arbeiten am zweit längsten in der EU. Vor uns liegt nur das krisengebeutelte Griechenland, während starke Volkswirtschaften wie Dänemark und Schweden mit kürzeren Arbeitszeiten auskommen.
Aktuell leisten Beschäftigte in Österreich 250 Millionen Überstunden. Fast jede 5. davon bleibt unbezahlt. Ohne diese Mehrarbeit würden über 143.000 zusätzliche Jobs entstehen.
Eine Studie der Arbeiterkammer hat zudem ergeben, dass Beschäftigte eher weniger als mehr arbeiten wollen: Vor allem jene, die schon jetzt mehr als 8 Stunden am Tag leisten. Insgesamt wünschen sich 70 Prozent der Beschäftigten kürzere Arbeitstage.
4 Tage ok; mir aber fehlt die Anzahl der Stunden pro Tag / pro Woche?