Nach den ersten vier Arbeitstagen im Jänner hat ein österreichischer Top-Manager so viel verdient wie ein durchschnittlicher Angestellter im ganzen Jahr. Die Spitzenverdiener unter ihnen brauchen dazu überhaupt nur knapp mehr als einen Tag. Die Ungleichheit ist so hoch wie noch nie: Hat ein Manager im Jahr 2003 noch das 24-Fache eines durchschnittlichen Arbeitnehmers verdient, ist es heute schon das 81-Fache.
Der Fat Cat Day (Fette-Katzen-Tag) bezeichnet den Tag, an dem Top-Manager das Jahreseinkommen eines Beschäftigten in Österreich verdient haben. Das sind 38.748 Euro (Medianeinkommen, 2023) und bildet die Grundlage der Berechnung. 2025 fällt der Fat Cat Day auf den 8. Jänner bzw. auf den 4. Arbeitstag im Jahr, wie die Arbeiterkammer (AK) errechnet. Ein Vergleich zum Vorjahr: 2024 fiel er noch auf den fünften Arbeitstag.
Bei einem Stundenlohn von 814 Euro (im Vorjahr waren es 699 Euro) müsste ein ATX-Chef (die sogenannten „Fat Cats“) durchschnittlich nur 48 Stunden arbeiten, um das Jahres-Medianeinkommen eines österreichischen Beschäftigten zu erreichen. ATX ist der wichtigste Aktienindex in Österreich und umfasst die 20 größten Unternehmen des Landes. Teil der ATX sind beispielsweise die Österreichische Post, die Raiffeisen Bank International sowie die OMV.
Am meisten verdienen die Chefs vor allem im Öl-, Banken- und Industriebereich: So hat etwa der mittlerweile pensionierte Schoeller-Bleckmann-Oilfield-Chef Gerald Grohmann das durchschnittliche Jahreseinkommen eines normalen Arbeiters bereits nach nur einem Arbeitstag (zwölf Stunden) und drei weiteren Stunden erreicht – auf Basis der Daten von 2023. Bei der Berechnung wird davon ausgegangen, dass die Top-Manager zwölf Stunden am Tag arbeiten. Seine Vergütung betrug für das Jahr 2023 9,4 Millionen Euro. Platz zwei belegt Bawag-Chef Anas Abuzaakouk. Er braucht lediglich einen Arbeitstag und vier Stunden. Bei Stefan Szyszkowitz, Chef der EVN, sind es „immerhin“ 16,9 Arbeitstage.
Lohnschere geht immer weiter auseinander
Während sich das Manager-Gehalt seit 2003 fast vervierfacht hat, hinkt das Medianeinkommen in Österreich stark hinterher. Das Verhältnis zwischen Vorstandsgagen und Normaleinkommen entwickelte sich seit 2003 weit auseinander. Nur 2008 gab es krisenbedingt Rückgänge bei den Managerbezügen, die sich aber dank höherer Fixgehälter rasch erholten. Im Krisenjahr 2020 wurden die meisten Boni regulär ausgeschüttet. Im Jahr 2023 verdiente ein ATX-Manager durchschnittlich 3,1 Millionen Euro im Jahr – das sind 16,4 Prozent mehr als 2022. Das entspricht dem 81-Fachen des Medianeinkommens, welches im selben Zeitraum um nur 7,8 Prozent stieg.
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Mehr Transparenz und Gleichberechtigung bei Managergehältern gefordert
Was bräuchte es für mehr Leistungsgerechtigkeit? Die AK fordert mehr Transparenz und Höchstgrenzen für die individuelle Vergütung von Vorstandsmitgliedern. Zudem sollen sich die Vergütungen nicht nur am finanziellen Erfolg der Unternehmen orientieren, sondern auch an der Erreichung von Zielen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. „Es sollte eine Relation geben, eine fixe Relation zwischen den Angestelltengehältern und den Vorstandsvorsitzendengehältern und dann sollten diese Gehälter wiederum an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft sein. Das heißt vielleicht auch an die Arbeitsplatzsicherung, an Frauenförderungsmaßnahmen”, betont Simone Hudelist von der Arbeiterkammer am 8. Jänner 2025 im Ö1 Journal. Besonders Frauenförderungsmaßnahmen sind zentral. Denn unter den 20 Vorstandsvorsitzenden der ATX Unternehmen befinden sich 19 Männer und nur eine Frau (Immofinanz-Chefin Radka Doehring).
Dieser Artikel wurde am 8. Jänner 2021 veröffentlicht und am 8. Jänner 2025 aktualisiert.
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