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Brauerei, Sauna und Kulturzentrum in Selbstverwaltung: Wie Bürger eine Stadt in Bayern retten

Brauerei, Sauna und Kulturzentrum in Selbstverwaltung: Wie Bürger eine Stadt in Bayern retten

Sophie Wenkel Sophie Wenkel
in Good News
Lesezeit:4 Minuten
28. April 2025
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Während andernorts das letzte Wirtshaus schließt, haben die Menschen in Freyung in Bayern das Ruder selbst in die Hand genommen: Sie retteten ihre Brauerei, bauten eine Sauna – und verwandeln nun ein leerstehendes Wirtshaus in ein Kulturzentrum. Möglich wird das durch Genossenschaften, die nicht nur Gebäude erhalten, sondern auch Zusammenhalt schaffen.

Bürger:innen machen aus einem leerstehenden Wirtshaus ein Kulturzentrum

Im Zentrum der 7.000-Einwohner:innen-Stadt Freyung in Bayern steht ein altes Wirtshaus seit Jahren leer. Jetzt soll ihm neues Leben eingehaucht werden – durch eine Bürger:innen-Genossenschaft. Der Plan: ein Festsaal für Vereine, Ateliers im Obergeschoss, Konzerte im Keller. 70 Menschen haben bereits zugesagt, sich finanziell zu beteiligen. „Mir ist es wichtig, dass es in meiner Umgebung Orte für Begegnung gibt“, sagt Initiator Roland Pongratz. Die Sanierung des Wirtshauses soll noch in diesem Jahr beginnen – vorausgesetzt, genügend Menschen kaufen Anteile. Erste Planungen für die Renovierung laufen bereits, Gespräche mit Handwerksbetrieben und potenziellen Nutzer:innen finden statt. Die Initiator:innen sind optimistisch. 

Genossenschaft hat bereits Traditionsbrauerei gerettet

Denn es ist nicht das erste Projekt dieser Art. Bereits 2014 wurde die Freyunger Traditionsbrauerei Lang Bräu vor dem Aus gerettet – ebenfalls durch eine Genossenschaft. Der damalige Besitzer Wolfgang Königseder wollte sich aus familiären Gründen zurückziehen. Ein Verkauf an eine Großbrauerei hätte das Ende der Produktion vor Ort bedeutet – die Marke wäre übernommen, die Herstellung aber ausgelagert worden – inklusive des Verlusts der Arbeitsplätze. Bürgermeister Olaf Heinrich initiierte daraufhin die Gründung einer Genossenschaft. Fünf Gründungsmitglieder, 250.000 Euro an Zusagen aus der Bevölkerung, und die Aussicht, ein Lebensgefühl zu bewahren, gaben den Ausschlag. 

Gewinne werden als Bier oder Limo an Mitglieder ausgezahlt

Am Anfang waren es nur fünf, heute gehören 280 Menschen zur Brauereigenossenschaft. Wer sich mit 5.000 Euro an der Genossenschaft beteiligt, investiert nicht nur in Bier, sondern auch in das Gemeinwohl der Region. Denn, so bringt es Richard Gibis, einer der ersten Genossen, auf den Punkt: „Heimat ist ein Stück Lebensqualität und jeder kann mitwirken, diese Heimat zu gestalten. Ein einzelner schafft das nicht, aber die Gemeinschaft ist die ideale Power für solche Dinge.“ Der Erfolg zeigt sich nicht nur in steigenden Absätzen. Die Gewinne werden anteilig ausgeschüttet – auf Wunsch in Bier oder Limonade. Und: Der Malzduft zieht wieder durch die Innenstadt.

Gemeinsam schwitzen – Eine Sauna für Freyung

Auch ein anderes Projekt in Freyung zeigt, wie stark die Idee genossenschaftlicher Selbstorganisation in der Stadt verankert ist. In einer Region, in der es im Umkreis von 50 Kilometern keine öffentliche Sauna gab, haben sich über 120 Menschen zusammengeschlossen, um gemeinsam eine eigene Sauna-Oase zu schaffen. Zwei Jahre lang warb Initiator Peter Sammer um Mitstreiter:innen – ehrenamtlich, ohne Bezahlung, aber mit großer Überzeugung. Am Ende kamen über 320.000 Euro zusammen. Die Stadt unterstützt das Projekt aktiv: Im Außenbereich wird ein öffentliches Naturbad entstehen, das das Gelände weiter aufwertet. 

Was ist eine Genossenschaft?

Das genossenschaftliche Prinzip wurde 2016 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Genossenschaften sind Zusammenschlüsse von Menschen, die gemeinsam wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Ziele verfolgen. Jede:r Beteiligte hat dabei eine Stimme – unabhängig von der Höhe der eingebrachten Mittel. Gewinne werden gemeinsam genutzt oder reinvestiert. Genossenschaften gehören den Mitgliedern selbst, nicht externen Investor:innen. Sie sind demokratisch organisiert, fördern lokale Wirtschaftskreisläufe und stärken die regionale Gemeinschaft. Mehr dazu gibt es hier.

Genossenschaften als weltweites Erfolgsmodell

Was in Freyung gelingt, ist Teil eines größeren Trends: Immer mehr Menschen nehmen ihre Umgebung selbst in die Hand – ob in Deutschland oder weltweit. In Oaxaca in Mexiko organisieren sich indigene Kleinbäuer:innen in einer Genossenschaft, um sich vom Preisdruck der Zwischenhändler:innen zu befreien. Die Belegschaft des französischen Glasherstellers Duralex hat das insolvenzbedrohte Unternehmen in eine Genossenschaft überführt und damit die Arbeitsplätze gesichert. Und im taiwanesischen Taipeh verwandelte eine Künstler:innen-Genossenschaft das heruntergekommene Viertel “Treasure Hill” in einen lebendigen Ort für gemeinschaftliches, ökologisches Wohnen und Kulturprogramm.

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Peter
Peter
1. Mai 2025 19:18

Freyung, das ist eine Luxusproblem der Reichen für Reiche, mit Sozialismus hat das rein gar nichts gemein.
–

Das Freyung als Beispiel dient ist scurril, Freyung ist vollkommen Überdimensioniert von denen viele Gemeinden selbst mit doppelter Einwohnerzahl von 7103 Einwohnern nur träumen können.

–

Es gibt ein Krankenhaus, Kino, vom Kindergarten bis zum Gymnasium alles da. Freibad, Hallenbad, 3 Museen, ein Museumsbahn zur allgemeinen Belustigung, den Luxus muss sich eine Gemeinde erstmal leisten können.

–
Generell, das eigentliche Problem ist die Überalterung der Bevölkerung, und das ist Hausgemacht. Diese Demographischen Strukturprobleme können mit derartigen Projekten somit nicht gelöst werden.
–
Die Gemeinden machen auch immer den gleichen Fehler, Anstatt die Chance zu nutzen die Ortschaften mit Einwanderung (Flüchtlinge) wieder lebendig zu machen, wehrt man sich mit Händen und Füssen dagegen. Und wundert sich dann wenn eine Institution nach der anderen stirbt und verschwindet. (Dieses Problem hat Freyung auch, es ist nur eine Frage der Zeit bis das große sterben beginnen wird, und da hilft dann auch der ganze Glimbim nichts mehr das man jetzt noch hat.)
–
Das das funktionieren kann zeigt Italien, inzwischen wurden derartige höchst erfolgreiche Projekte von der Regierung Giorgia Meloni verboten. Wo käme man da hin wenn Flüchtlinge einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten, das geht schon mal gar nicht.
–
Da stellt sich die Frage warum hat die Redaktion kein Beispiel aus Italien gebracht?

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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