H&M ist für seine schlechten Arbeitsbedingungen bekannt. Doch nun wurde der Textilkonzern auch noch bei der Bespitzelung seines Personals ertappt. Der Konzern speicherte Daten über den gesundheitlichen Zustand der Beschäftigten. Auch andere Unternehmen wie Apple, Zalando und Amazon überwachen ihre Mitarbeiter. Zalando setzt dabei auf gegenseitige Bespitzelung ihrer Mitarbeiter.
Stell dir vor, deine ArbeitskollegInnen würden von deinem Chef dazu verpflichtet, dein tägliches Verhalten zu dokumentieren. Wie oft du auf die Toilette gehst, lächelst, telefonierst oder zwischendurch in die Luft schaust. Solltest du einmal ein weniger freundliches Wort verlieren, einen schlechten Tag haben, oder ein privates Gespräch in der Arbeitszeit führen, würde auch das notiert. Dein Chef wüsste in diesem Szenario innerhalb kürzester Zeit viel mehr über dich, als dir lieb ist. Später würden diese Aufzeichnungen deinem Chef dazu dienen, deine Arbeitsleistung zu bewerten und dein Gehalt festzulegen. Keine schöne Vorstellung – oder? Diese Vorstellung ist jedoch kein fiktives Horrorszenario, sondern Realität für die Beschäftigten in vielen Handelskonzernen, in denen wir regelmäßig einkaufen – auch in Österreich.
Der technische Fortschritt erlaubt den Arbeitgebern heute, uns auf Schritt und Tritt lückenlos zu überwachen. Egal ob online oder offline, die Orte, die wir besuchen, wie schnell wir uns dabei bewegen, wo wir ausharren, womit wir uns beschäftigten und was wir dabei für ein Gesicht machen. Meist wissen wir nicht einmal, was unsere Arbeitgeber bereits überwachen, registrieren, bewerten. Die bekannt gewordenen Fälle zeigen allerdings, wie skrupellos Beschäftigte systematisch durch ein Klima der Angst diszipliniert und unter Druck gesetzt werden.
Systematische Bespitzelung der Mitarbeiter bei H&M
Der schwedische Textilkonzern H&M ist bei der rigorosen Bespitzelung seines Personals vor kurzem ertappt worden. Durch Zufall wurden detaillierte Aufzeichnungen über die Beschäftigten des H&M-Kundenzentrums für Deutschland und Österreich gefunden. Gespeichert waren darin Details über den gesundheitlichen Zustand der Beschäftigten, ob sie beispielsweise an einer Blasenschwäche leiden oder eine Krebserkrankung haben. Aber auch hoch intime Informationen über ihr Privatleben, ob sich Mitarbeiterinnen scheiden lassen wollten, dass es Konflikte innerhalb der Familie gibt, bis hin zu Urlaubserlebnissen, sozialen Kontakten oder Todesfällen im persönlichen Umfeld der Beschäftigten.
Gesammelt wurden die Informationen nicht nur von TeamleiterInnen und anderen Vorgesetzten aus Plauderrunden in den Büroräumen oder während Raucherpausen. Die deutsche Gewerkschaft Verdi berichtet, dass die Beschäftigten zusätzlich von Vorgesetzten extra zu Gesprächen gebeten wurden, die teilweise einen halb privaten Charakter gehabt hätten. Die daraus gewonnenen Informationen wurden heimlich gespeichert. Gegen H&M läuft nun ein Bußgeldverfahren, die unerlaubten Spionagetätigkeiten können für den Konzern teuer werden. Der Bußgeldrahmen liegt bei bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des Jahresumsatzes des Unternehmens. Zu Recht, denn die Beschäftigten werden von H&M weiterhin darüber im Unklaren gelassen, ob und in welchem Umfang sie observiert wurden. Bei H&M herrscht laut den Beschäftigten seither ein Klima der Angst und Einschüchterung.
Die gläsernen MitarbeiterInnen von Zalando
Der Online-Riese Zalando geht noch einen Schritt weiter und macht aus seinem Kontroll- und Wettbewerbssystem kein Geheimnis.
Mit dem eigens konzipierten Personalsystem-Software “Zonar” lassen die Führungskräfte die Leistung und das soziale Verhalten der Beschäftigten beurteilen. Dafür müssen die Zalando-Beschäftigten zweimal jährlich bis zu acht KollegInnen wählen, die ihr Tun lückenlos protokollieren und sie beurteilen. Die Führungskräfte bestimmen die Auswahl der KontrolleurInnen jedoch mit und legen sie schlussendlich fest.
Doch damit nicht genug, die Büros und Arbeitsplätze bei Zalando befinden sich auch in vollverglasten Räumen und sind ständig einsehbar. So wird sichergestellt, dass wirklich nicht der kleinste Rest von Privatsphäre bleibt und jede Bewegung beobachtet wird.
Die Überwachungsprotokolle und Bewertungen werden von Zalando dazu genutzt, um individuell über das Gehalt der einzelnen Beschäftigten zu entscheiden. Wissenschafter die den Einsatz der Zalando Methoden erforscht und analysiert haben, kommen zu dem Schluss, dass „Zonar“ so angelegt ist, dass die vom Management gewünschten Ergebnisse zum Nachteil der Beschäftigten produziert werden. Denn die Beschäftigten werden zwar in drei Leistungsgruppen eingeteilt, aber die oberste Gruppe wird systematisch kleingehalten. In manchen Abteilungen liegt sie nur zwei bis drei Prozent. Unter diesen Umständen ist es kaum möglich, in die höchste Gehaltsstufe aufzusteigen. Weil wir alle gute und schlechte Tage haben. Weil wir KollegInnen haben, mit denen wir uns besser oder schlechter verstehen. Weil wir Menschen sind und keine Maschinen. Zalando nutzt diesen natürlichen Umstand, um die Beschäftigten so unter Druck zu setzen und zu verängstigen, dass sie ohne Widerstand ihr Löhne zu drücken und klein halten können.
Überwachung von Arbeitnehmerinnen bei Apple und Amazon
Alleine sind H&M und Zalando jedenfalls nicht. Wer beim Apple Store in Wien einkauft, oder sich beraten lässt, erhält danach eine Mail, in der der Name des Beschäftigten genannt und man darum gebeten wird ihn zu bewerten. Auf der online Plattform extrasauber.at, die Reinigungskräfte vermittelt, werden die sehr detailreichen Kundenbewertungen sogar auf der Homepage veröffentlicht. Die inkludieren teilweise auch Äußerungen über das Aussehen, die Deutschkenntnisse, wie genau die Fugen in der Küche gereinigt wurde, das Alter, die Pünktlichkeit und oder auch das Gewicht der Arbeitskräfte.
Amazon steht mit seiner sekundengenauen Überwachung der Beschäftigten durch ihre Handscanner und ihrer direkten Steuerung durch Algorithmen und Armbänder, die sie per Vibration in eine bestimmte Richtung lenken schon seit Jahren unter der Kritik. Kuriere und die FahrerInnen diverser Lieferservices oder Außendienstbeschäftigte werden inzwischen fast schon standardmäßig auf ihren Routen verfolgt.
All diese Überwachungsmethoden führen bei den Beschäftigten zu Stress, Druck und Angst, wodurch sie in der Folge auch noch häufig gesundheitlichen Schaden nehmen und erkranken. Dazu hemmen sie auch nachweislich die Produktivität. Aber oberflächliche Profitgier und Lohndruck als oberstes Prinzip scheinen hier der Antrieb zu sein. Eine besondere Frechheit ist zudem, dass gerade diese Spitzel-Konzerne, die alles über ihre Beschäftigten wissen wollen, unerhört intransparent agieren, wenn es im ihr eigenes Finanzgebaren geht. Ihre Profite verstecken sie ebenso gerne, wie die unverschämt niedrigen Steuerbeiträge, die sie dafür bezahlen.
Im Interesse der Menschen, in unser aller Interesse, wären gläserne Unternehmen statt gläserner Beschäftigter. Also organisieren wir uns!
Liebe Veronik Bohrn Mena
Wo bleibt da die GEWERKSCHAFT?
Sind die Kollegen dort, schon soooo von der Sozialpartnerschaft BLIND geworden, weil es keine HILFE gibt für diese Kollegen!
Mann muss gemeinsam auf die STRAßE, sonst wird es immer nur schlimmer!
Nur das verstehen die großen BOSSE,! Sonst NICHTS!!