Microsoft testete in Japan die 4-Tage-Woche. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Produktivität stieg um 40 Prozent und der Strom- und Papierverbrauch sank deutlich. Nicht der erste Versuch, der zeigt: Eine Arbeitszeitverkürzung bringt allen etwas.
Japan ist das Land der Überstunden und das wirkt sich dramatisch auf die Gesundheit der Inselbewohner aus. Für den „Tod durch zu viel Arbeit“ haben die Japaner sogar ein eigenes Wort: Karoshi. So starb 2017 eine Journalistin, nachdem sie 159 Überstunden in einem Monat geleistet hatte an Herzversagen. Ein 23-Jähriger Bauarbeiter hat nach 200 Überstunden Selbstmord begangen.
Das hat auch etwas mit der japanischen Arbeitskultur zu tun: Es gehört zum guten Ton, vor dem Chef zu kommen und nach ihm zu gehen. Mittlerweile ist der Gesetzgeber eingeschritten und hat die monatlichen Überstunden auf 45 beschränkt. Umso überraschender ist es, dass Microsoft gerade dort die 4-Tage-Woche testet – und das mit Erfolg.
20 Prozent weniger Arbeitszeit – 40 Prozent höhere Produktivität
Die 2.300 Mitarbeiter an den japanischen Standorten von Microsoft bekamen den ganzen August jeden Freitag frei – bei vollem Lohn. Dann wurden die Ergebnisse dieses Monats analysiert und mit jenen des Vorjahres verglichen. Die Studie zeigt: Obwohl durch die 4-Tage-Woche die Arbeitszeit um 20 Prozent gekürzt wurde, stieg die Produktivität um 40 Prozent an. Die Mitarbeiter genossen jede Woche ein langes Wochenende, konnten sich regenerieren und waren motivierter.
Strom- und Papierverbrauch sanken stark
Es wurden aber auch Maßnahmen getroffen, um die Arbeitszeit effizienter zu nutzen. So hat Microsoft die Dauer von Meetings auf 30 Minuten beschränkt und die Möglichkeit geschaffen, per Videochat daran teilzunehmen. So hatten die Angestellten mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit. Positiver Nebeneffekt davon: Der Papiermüll wurde deutlich reduziert, da rund zwei Drittel weniger gedruckt wurde und der Energieverbrauch sank um 20 Prozent.
Neuseeländisches Unternehmen stieg dauerhaft auf 4-Tage-Woche um
Das ist nicht der erste Test, der die Vorteile der Arbeitszeitverkürzung deutlich macht. Das neuseeländische Unternehmen Perpetual Guardian testete 2018 die 4-Tage-Woche mit einer Höchstarbeitszeit von 8 Stunden am Tag und war so zufrieden mit den Ergebnissen, dass sie dauerhaft auf dieses Modell umgestiegen sind. Perpetual Guardian ließ den Versuch von der Universität Auckland beobachten und fand heraus: Nicht nur die Produktivität stieg, auch das Stresslevel der Mitarbeiter sank – und gerade chronischer Stress ist besonders gesundheitsschädlich.
4-Tage-Woche trägt zur Gleichstellung zwischen Männern und Frauen bei
Die 4-Tage-Woche trägt außerdem zur Gleichstellung zwischen Männern und Frauen bei, denn der zusätzliche freie Tag wird vor allem für die Familie und den Haushalt genutzt, erklärt Helen Delenay von der Universität Auckland:
„Viele erzählten mir, dass sie dank des zusätzlichen freien Tages endlich ein echtes Wochenende hatten. Vor allem junge Väter sagten, dass sie den Tag genutzt haben, um für die Familie einzukaufen, Reparaturen zu erledigen oder die Kinder vom Kindergarten oder der Schule abzuholen. Sie schätzen diese Zeit. Die 4-Tage-Woche hilft der Geschlechtergerechtigkeit.“
Viele Unternehmen stellen sich heutzutage die Frage, was die eigenen MitarbeiterInnen glücklich macht. Das Konzept der 4-Tage-Woche ist ein Aspekt, der im Rahmen von Modern Workplace vielseitig diskutiert wird. Und genauso wie Microsoft Japan setzen sich auch andere Firmen und Einrichtungen mit den steigenden Bedürfnissen an den Arbeitsplatz der Zukunft auseinander.