Schluss mit Diskussionen, ob der Kindergarten systemrelevant ist – die Wissenschaft weiß das schon lange, im letzten Jahr durften wir es auch hautnah erleben. Es ist Zeit für Nägel mit Köpfen und deshalb für mehr Knödel. Die Kinderfreunde fordern mehr Geld für Österreichs Elementarpädagogik.
Wenn man, wie ich, regelmäßig Liebeserklärungen an den Kindergarten schreibt, geht das irgendwann in Fleisch und Blut über: Inzwischen kann ich zu jeder Tages- und Nachtzeit, überall – im In- und Ausland, in der Arbeit und im Urlaub – durchargumentieren, was den Kindergarten (und damit meine ich alle institutionellen elementarpädagogischen Einrichtungen) zur wichtigsten Einrichtung im gesamten Bildungssystem macht. Wie essenziell er für die persönliche Entwicklung der Kinder ist, wie systemrelevant für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens. Ich kann auch durchdeklinieren, wie kostenschonend Investitionen in frühe Bildung im direkten Vergleich mit späteren Maßnahmen sind. Das alles habe ich auch an dieser Stelle schon wiederholt getan, es wäre nichts einfacher, als diese Argumente zum x-ten Mal zu wiederholen. In aller Kürze zusammengefasst: Wir als Kinderfreunde könnten vom Konzept des Kindergartens nicht überzeugter sein. Es ist die Art von Bildung, die dem Bild am gerechtesten wird, das wir von der Welt haben und den Menschen, die auf ihr leben.
Das große „Wenn“
W E N N – und diese Bedingung kann man gar nicht groß genug schreiben – wenn die Rahmenbedingungen dafür passen. Wenn die Kolleg*innen vor Ort ihre Arbeit machen können, sie angemessen bezahlt sind, genug Vorbereitungs- und Reflexionszeit haben, sie in sinnvollen Gruppengrößen und Teamsettings arbeiten, wenn genügend Raum zur Verfügung steht und so weiter und so fort. Tragisch ist: Bei Forderungen wird dieser Text kaum Nachrichtenwert bieten können, denn all diese Punkte sind schon lange bekannt. Unermüdlich werden sie seit Jahren von jenen vorgebracht, die es am besten wissen: Die Kolleg*innen, die jeden Tag in den Einrichtungen arbeiten. Sie wissen, wie es geht, doch es wird ihnen oft einfach unmöglich gemacht. Zu wenig Personal, zu große Gruppen, schlechte Bezahlung – dazu ein regionaler Fleckerlteppich an Bestimmungen, Richtlinien und Zuständigkeiten, die es schwer machen, die unterschiedlichen Problemlagen anzugehen und zu lösen.
Knödel statt Debatten
Ich jedenfalls bin nicht mehr bereit, mich an der Diskussion zu beteiligen, ob der Kindergarten wichtig ist und welche Maßnahmen es bräuchte. Das ist alles eindeutig geklärt – es ist schlüssig und man muss nicht der*die allergrößte Expert*in auf dem Gebiet sein, um den Ausführungen folgen zu können. Es braucht hier keine komplexen neuen Systeme und ausgetüftelten Konzepte. Das liegt alles seit Jahren am Tisch. Was es braucht, sind ausreichend finanzielle Mittel, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen: Mehr Knödel für unsere Kindergärten. Bessere Bezahlung, mehr Personal, bessere Fachkraft-Kind-Schlüssel, ausreichend Vorbereitung, längere Öffnungszeiten, weniger Schließtage – all das sind Fragen, die sich über die finanzielle Ausstattung lösen lassen. Natürlich ist die Frage des Personalmangels nicht sofort mit Geld zu lösen, jedoch scheint es nicht zu weit hergeholt, wenn man sagt: Werden die Rahmenbedingungen besser, gehen mehr Leute in den Beruf und bleiben dort auch.
All unsere Forderungen finden sich unter www.mehrknoedel.at/forderungen
Wir wissen, was jetzt kommt
Aber halt. Was als Einwand folgt, kennen wir auch zur Genüge: „Wer soll das bezahlen? Was ihr fordert, ist nicht finanzierbar“ et cetera. Doch das zieht nicht mehr. Natürlich ist es finanzierbar. Wenn die Pandemie der letzten 1,5 Jahre etwas bewiesen hat, dann, dass alles finanzierbar ist. Es muss einem nur wichtig genug sein. „Koste es, was es wolle“ war der Ausspruch der Bundesregierung, als es um die Maßnahmen gegen die Covid-bedingte Wirtschaftskrise ging. Wir fordern die beste Bildung von Anfang an – immer, überall und für alle Kinder. Da ist „Koste es, was es wolle“ doch mindestens genauso anwendbar wie bei jeder Maßnahme in Milliardenhöhe, die in der Vergangenheit ausgeschüttet wurde.
Her mit dem Knödel!
Wir sind also beim springenden Punkt angelangt: Eine ausreichende Finanzierung für den Kindergarten ist möglich, wenn es den politischen Willen gibt. Es ist keine Frage des Könnens, sondern eine Frage des Wollens. Das können wir nicht länger akzeptieren. Daher machen wir Nägel mit Köpfen und fordern eine Kindergartenmilliarde von der Bundesregierung. Weil klar ist, was zu tun wäre und dass es möglich ist. Das macht auch den Umkehrschluss recht einfach: Wenn es nicht mehr Knödel gibt, die Rahmenbedingungen nicht verbessert werden, dann nur deshalb, weil es der Politik und ganz konkret der Bundesregierung nicht wichtig genug ist. Das können wir ihnen nicht durchgehen lassen. Wir brauchen jetzt mehr Knödel für unsere Kindergärten, weil nichts wichtiger sein kann als die beste Bildung von Anfang an.
Zur Petition “Mehr Knödel für unsere Kindergärten” für die Kindergartenmilliarde geht es hier: www.mehrknoedel.at/petition
Ein wesentliches Attribut fehlt im Diskurs, #inklusive sollte ein neuer Kindergarten sein. Leider wird dieser Aspekt überall ausgeblendet. Es geht um einen Paradigmenwechsel, der natürlich im KiGa beginnen müsste. Auf Kinder m. Behinderung vergisst man einfach. Unsolidarisch dem Zeitgeist geschuldet