Der Plastic Waste Makers Index hat aufgeschlüsselt, welche Kunststoff-Riesen jenes Material herstellen, das später zu Einwegplastik-Müll wird – und damit die Umwelt verschmutzt. Es sind vor allem Konzerne aus der Öl-, Gas- und Kohle-Industrie. Sie heizen also nicht nur durch die Herstellung fossiler Brennstoffe, sondern auch mit der Plastik-Herstellung die Klimakrise an.
Einwegplastik – billige Plastikartikel, die wir einmal benutzen und dann wegschmeißen – ist der Inbegriff der Müllkrise. 20 Unternehmen sind für die Produktion von mehr als der Hälfte des weltweiten Einweg-Plastikmülls verantwortlich.
Heute macht Einwegplastik mehr als ein Drittel der jährlich produzierten Kunststoffe aus. Fast alles davon – etwa 98 Prozent – wird aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Das bedeutet: Es geht nicht nur um Müll, sondern auch um das Klima. Denn die Produktion des künftigen Mülls befeuert die Klimakrise. All das zeigt der Plastic Waste Makers Index – eine Untersuchung der australischen Minderoo Foundation.
Immer mehr Plastikmüll: Einwegplastik wird so gut wie nie recycelt
Einwegplastik macht den größten Teil des weltweit weggeworfenen Plastiks aus: Mehr als 130 Millionen Tonnen waren es 2019. Fast alles davon wird verbrannt, auf Mülldeponien vergraben oder direkt in die Umwelt entladen.
“Nur ein Zehntel wird wiederaufbereitet. Der überwiegende Teil des Einwegplastiks wird verbrannt, der zweitgrößte landet auf Mülldeponien und der dritte findet sich in den Meeren”, erklärt Dominic Charles von der Minderoo Stiftung gegenüber der Frankfurter Allgemeinen. Seit dem Jahr 2005 hat sich die Produktionsmenge verdoppelt.
Die Kosten für diese „Entsorgung“ sind enorm. Das Plastik landet häufig im Meer – bis zu 13 Millionen Tonnen sind es pro Jahr. Dort zerfällt Einwegplastik schließlich in winzige Partikel, sogenanntes Mikroplastik. Das wiederum gefährdet Mensch und Tier direkt. Einwegplastik enthält chemische Zusätze wie Weichmacher, die beim Menschen nachgewiesen und mit einer Reihe von Fortpflanzungsproblemen in Verbindung gebracht werden. Wenn die Produktion von Einwegplastik weiter so stark zunimmt wie bisher, könnte es bis 2050 für 5 bis 10 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sein.
20 Firmen produzieren mehr als die Hälfte des weltweiten Plastikmülls
Zu den globalen Unternehmen, die für 55 % des weltweiten Plastikverpackungsmülls verantwortlich sind, gehören sowohl staatliche als auch multinationale Konzerne, darunter Öl- und Gasriesen und Chemieunternehmen.
Der Plastic Waste Makers Index listet erstmals die Firmen auf, die die chemischen Stoffe herstellen, aus denen Wegwerfplastik entsteht. Die Produkte reichen von Gesichtsmasken bis hin zu Plastik-Sackerln und -flaschen, die am Ende ihrer kurzen Verwendung die Meere verschmutzen oder verbrannt werden.
Der US-amerikanische Ölkonzern ExxonMobil ist der größte Produzent von Einwegplastik (jährlich 5,9 Mio. Tonnen), so das Ergebnis der Analyse der Minderoo-Stiftung. Platz 2 belegt Dow, das größte Chemieunternehmen der Welt, mit Sitz in den USA. Es stellt 5,5 Mio. Tonnen Einwegplastik pro Jahr her. An 3. Stelle rangiert das chinesische Öl- und Gasunternehmen Sinopec mit 5,3 Mio. Tonnen.
Der enorme Plastikmüll-Fußabdruck der 20 weltweit führenden Unternehmen macht mehr als die Hälfte der 130 Millionen Tonnen Einwegplastik aus, die 2019 weggeworfen wurden.
11 der 20 Unternehmen haben ihren Sitz in Asien, 4 in Europa, 4 in Nordamerika, eines in Lateinamerika und eines im Nahen Osten. Ihre Kunststoffproduktion wird von führenden Banken finanziert, darunter vor allem Barclays, HSBC, Bank of America, Citigroup und JPMorgan Chase.
Hinter diesen Firmen stehen Banken als Geldgeber
Bei der Plastikproduktion geht es um viel Geld – um mehrere hundert Milliarden Euro. Zwanzig institutionelle Vermögensverwalter – angeführt von den US-amerikanischen Unternehmen Vanguard Group, BlackRock und Capital Group – halten Aktien im Wert von über 300 Mrd. USD an den Muttergesellschaften dieser Unternehmen. Zwanzig der weltweit größten Banken, darunter Barclays, HSBC und Bank of America, haben seit 2011 schätzungsweise fast 30 Mrd. US-Dollar für die Produktion der chemischen Stoffe für Einweg-Plastik geliehen.
Ländervergleich: Ein Australier produziert fast 60 Kilo Einweg-Plastikmüll pro Jahr
Der Index zeigt auch, dass Australien die Liste jener Länder anführt, die pro Kopf am meisten Einweg-Plastikmüll produzieren. Dahinter rangieren die Vereinigten Staaten, Südkorea und Großbritannien.
Ein Österreicher verbraucht durchschnittlich 34 kg Plastik pro Jahr.
Für Europa gibt es Zahlen, wofür die verschiedenen Arten von Plastik Verwendung finden. 40 Prozent des Plastiks verarbeitet die Verpackungsindustrie, 20 Prozent wird im Baugewerbe verarbeitet, neun Prozent in den Autos und sechs Prozent in der Elektronikindustrie.
Öl- und Gaskonzerne stürzen sich auf Plastikproduktion
Die Analyse der Minderoo Foundation stößt auf internationales Echo. Al Gore, Umweltschützer und ehemaliger US-Vizepräsident, sagte, man sieht an den Daten, wie Unternehmen, die auf fossile Brennstoffe setzen, sich nun auf die Plastikproduktion stürzen. All das während man in vielen Ländern versucht, Verkehr und Stromerzeugung zu dekarbonisieren.
“Da der meiste Kunststoff aus Öl und Gas hergestellt wird, werden die Produktion und der Verbrauch von Kunststoff zu einem bedeutenden Treiber der Klimakrise“, sagte Gore gegenüber der britischen Zeitung The Guardian.
Bald wird Plastik für 10 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sein
In dem Bericht heißt es, dass die Kunststoffindustrie weltweit jahrzehntelang mit minimaler Regulierung und begrenzter Transparenz arbeiten durfte. Diese Unternehmen sind die Ursache der Krise bei Einwegplastik: Ihre Produktion von neuen chemischen Stoffen aus Öl, Gas und Kohle hält die Dynamik der Kunststoffwirtschaft aufrecht – die am Ende die Herstellung von Müll bedeutet.
Dabei ist das Wachstum in diesem Bereich so stark, dass zirkuläre Modelle der Produktion – also Recycling – ohne Regulation nicht mehr finanzierbar sind. Zum Veranschaulichen: Im Jahr 2019 wurden nur 2 Prozent der Einwegkunststoffe aus recycelten Kunststoffen hergestellt.
Die Minderoo Foundation |
Hinter der Minderoo Foundation steht die Familie von Andrew Forrest. Der hat seine Milliarden mit der Gründung des Bergbauunternehmens Fortescue Metals Group gemacht. Minderoo gibt unter anderem den viel beachteten jährlichen Index der Sklavenarbeit heraus. |
um weltschutz in europa wenn alle neunen wieder dorhin gehen wo sie herkommen hätten wir in europa ein Umwelt Paradies die Wohnungspreise würden um 2 drittel weiniger sein und die beton würde nicht mehr gebraucht
bin da ganz deiner Meinung
Eine logische Gegenmaßnahme wäre, dass man bei Kunststoffen, wie auch bei Plastik, beim Kauf die spätere Entsorgung mitzahlen muss, wenn die Entsorgung bereits in den Verkaufspreis miteinberechnet wird. Man könnte ja zumindest mal bei Kunststoffen beginnen, wo es problemlos Alternativen gibt.