„Ich bin Bildungspolitiker und nicht Gesundheitspolitiker“, meinte Bildungsminister Polaschek zu Martin Thür in der „ZIB2“ am Sonntag vom 4. September 2022. Mit diesem Satz verteidigte er die dritte Runde der Corona-Durchseuchungswelle von Schüler:innen seit Pandemiebeginn. Obwohl namhafte Expert:innen schon lange für Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität etwa durch Luftfilter oder CO2-Messgeräte plädieren, wischt er deren Notwendigkeit mit falschen Argumenten weg.
Polascheks Argument „Ich bin Bildungspolitiker und nicht Gesundheitspolitiker“ lässt auch abseits der Pandemie tief blicken. Der Zusammenhang von Gesundheit und Bildung ist gut belegt und endet nicht an Ressortgrenzen. Das wollen wir anhand von drei Beispielen zeigen: Frühstück, Bewegung und chronische Erkrankungen.
Jedes zweite Kind geht hungrig zur Schule
Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang eines ausgewogenen Frühstücks mit guten schulischen Leistungen und der Konzentrationsfähigkeit. In Österreich frühstückt ca. ein Drittel der Schüler:innen nie vor dem Weg in die Schule. Bei den Burschen sind es etwas mehr als bei den Mädchen. Und: die Tendenz verschlechtert sich. Immer mehr Kinder gehen mit leerem Bauch in den Unterricht. Haben 2010 noch 55 Prozent der Kinder gefrühstückt, waren es 2014 nur noch 47 Prozent.
Ob gefrühstückt wird oder nicht, ist auch eine soziale Frage: Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen sind stärker betroffen – etwa weil ihre Eltern aufgrund von Schichtarbeit morgens nicht zu Hause sind, um etwas vorzubereiten.
Wer will, dass Kinder gut lernen, muss für mehr sportliche Bewegung sorgen
Mehr Bewegung fördert schulische Leistung. Eine finnische Studie zeigt, dass Schüler:innen, die sich mehr bewegen, besser lernen können. Konkret erbrachten Jugendliche mit höherer körperlicher Aktivität im Verlauf von zwei Schuljahren bessere schulische Leistungen als jene, die körperlich eher inaktiv waren. Auch andere Studien wiesen in eine ähnliche Richtung. Hier ist nicht ein Faktor ausschlaggebend, sondern das Zusammenspiel von Bewegung, Wohlbefinden, sozialen Kompetenzen aus dem Sport und Teamgefühl.
Chronische Krankheiten rauben Chancen
Unter anderem aus der HBSC, der größten Studie zum Gesundheitsverhalten von Schüler:innen, wissen wir, dass armutsbetroffene Kinder ein geringes gesundheitliches Wohlbefinden haben. Kinder mit chronischen Erkrankungen haben oft eingeschränkte Teilhabe-Chancen. Etwa, wenn es um das soziale Gefüge in der Klassengemeinschaft geht, um Teilhabe am Unterricht oder auch beim Einstieg in eine Lehre. Auch ist die Teilnahme an Schulveranstaltungen (Sportwochen, Ausflüge etc.) oder das individuelle Ernährungsangebot am Schulbuffet meist mit Hürden für diese Gruppe belastet.
Die finanziellen Ressourcen und das soziale Kapital der Eltern spielen hier im Ausgleich eine besonders tragende Rolle. Kinder mit chronischen Erkrankungen entwickeln schnell ein Fremdgefühl in der Schule: Sie fehlen häufiger oder werden regelmäßig nachhause geschickt – etwa, wenn ein chronischer Husten vorliegt.
„Wenn ich zu Hause bin wegen dem Husten, ruft die Schule an und fragt, wann ich komm. Wenn ich mit Husten hingehe, schicken sie mich wieder nach Hause“, erzählt ein 8-Jähriger Bub der Volkshilfe.
Seine Mutter ist alleinerziehend und berufstätig. Durch die vielen Fehlzeiten, wenn sie ihr Kind zu Hause betreut, bekommt sie auch Druck in der Arbeit. Durch die starren Strukturen in der Schule entstehen ihnen viele Fehlzeiten und sie haben wenig Begleitung.
Schule soll Benachteiligungen ausgleichen – nicht verschärfen
Es gibt in Österreich viel zu tun, wenn man dafür sorgen will, dass Schule sich nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um Kinder und ihre Entwicklung als Ganzes kümmert. Nicht nur aus bildungswissenschaftlicher, sondern auch aus gesundheitspolitischer Perspektive gibt es viele Schrauben, an denen ein Bildungsminister drehen könnte – und müsste. Denn wir wollen eine Schule, die Stärken, nicht die Schwächen der Kinder ins Zentrum stellt – eine Schule, die Nachteile ausgleicht statt sie zu verstärken.
Ein dumme, unzureichend gebildete Bevölkerung ist leichter zu manipulieren, zu belügen und zu steuern.
Skepsis und Nachfragen ist nicht erwünscht. Nebeneffekt: die Industrie verdient an dieser Bevölkerungsgruppe genau so wie der Gesundheits Sektor.
Ganz im Sinne der der korrupten schwarzen Brut
“Dumme, unzureichend gebildete Bevölkerung” hat mit schwarzer Brut nichts zu tun, sondern ist das Ergebnis jahrzehnte-langer Gleich-Macherei im “Bildungs”system. Solange auch in der Ausbildung das linke Dogma gilt “Leistung ist pfui”, wird sich der Bildungshorizont nicht erweitern