Nach großangelegten Pilotprojekten zur 4-Tage-Woche in Großbritannien, Südafrika und Australien, zieht jetzt auch unser Nachbarland nach. Die Schweiz führt eine erste umfangreiche Pilotstudie zur 4-Tage-Woche durch. Das könnte zu mehr Gleichstellung und weniger Burn-Out führen. Ganz im Gegensatz zu Österreich, die Arbeitgeberseite fordert hierzulande sogar eine 41-Stunden-Woche. Ein Beitrag von direkt-magazin.
Verschiedene Länder testen derzeit die 4-Tage-Woche. Viele Unternehmen haben sie zudem bereits definitiv eingeführt. Nach Ländern wie Großbritannien, Südafrika, Island, Spanien oder Deutschland, soll nun auch in der Schweiz ein großangelegter Test der 4-Tage-Woche erfolgen. Die Schweizer Pilotstudie zur 4-Tage-Woche ist eine Kooperation der NGO «4 Day Week Global» mit der Organisationsberatung «Hailperin». Die Berner Fachhochschule ist wissenschaftliche Partnerin zur Studie. Zurzeit läuft die Anmeldefrist für Unternehmen, die die Arbeitszeitverkürzung testen wollen.
Resultate zeigen: Mehr Produktivität, zufriedenere Mitarbeitende
Wie bei den bereits durchgeführten Pilotprojekten werden auch in der Schweiz positive Resultate erwartet. So war die 4-Tage-Woche in Großbritannien für den Großteil der Teilnehmenden «lebensverändernd». 92 Prozent der Unternehmen führen die 4-Tage-Woche bei gleichbleibendem Lohn nach Ende des Pilotprojekts weiter und 30 Prozent bestätigten, dass sie die Arbeitszeit permanent verkürzen. Auch neun von zehn Firmen in Südafrika wollen nach dem Test die 4-Tage-Woche beibehalten. Die Mitarbeitenden berichten von weniger Stress und höherer Zufriedenheit, die Unternehmen von mehr Produktivität.
Kürzere Arbeitszeit führt zu mehr Gerechtigkeit
Nach einer Studie von Sotomo sind mehr als zwei Drittel der Schweizer:innen der Meinung, dass sie zu viel arbeiten müssen. Bisher blieben jedoch die Wünsche der Bevölkerung zur Arbeitszeitverkürzung – gleich wie in Österreich – von den bürgerlichen Parteien ungehört. So schmetterten sie beispielsweise eine parlamentarische Initiative der sozialdemokratischen Nationalrätin Tamara Funiciello ab, die eine 35-Stunden-Woche fordert.
Eine Arbeitszeitverkürzung ist nichts Neues. Auch in der Schweiz ist sie seit Jahrzehnten eine zentrale Forderung der Sozialdemokratie und Arbeiter:innenbewegung. Aktuell fordern der feministische Streik und die SP Frauen eine konkrete Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn. Denn so könnte Care-Arbeit besser zwischen den Geschlechtern aufgeteilt und die Rentenlücke der Frauen verkleinert werden. Der großangelegte Test in der Schweiz könnte dazu beitragen, dass auch in Österreich ernsthaft über eine Arbeitszeitverkürzung diskutiert wird.
Großbritannien-Studie: Experte empfiehlt auch Österreich die 4-Tage-Woche