In einer Welt, die zunehmend unter den Folgen des Klimawandels und steigender Energiepreise leidet, hebt sich Pakistan als überraschendes Beispiel für eine beeindruckende Energiewende hervor. Die Nutzung von Solarenergie boomt, nicht durch große Konzerne, sondern durch die Menschen selbst. Getrieben von steigenden Strompreisen und der Notwendigkeit einer stabilen Energieversorgung, wenden sich immer mehr Haushalte und Kleinunternehmen der Solarenergie zu. Mit Eigeninitiative und Erfindergeist schaffen sich Pakistaner:innen so ihre eigene Energieversorgung.
Die Strompreise in Pakistan sind in den letzten Jahren geradezu explodiert. Für viele Familien bedeutet das eine Belastung, die kaum noch zu bewältigen ist. Um mehr als 155 % haben sich die Tarife seit 2021 erhöht. Zeitgleich bleibt die Stromversorgung unzuverlässig. Ständige Stromausfälle, die das Netz entlasten sollen – das sogenannte „Load Shedding“ – prägen den Alltag vieler Menschen. Besonders in den heißen Sommermonaten, wenn die Temperaturen auf über 40 Grad steigen und Ventilatoren sowie Klimaanlagen unverzichtbar sind, wird die Situation für einige Menschen lebensgefährlich.
Steigende Strompreise zwingen Pakistaner:innen zum Handeln
Die steigenden Preise und die instabile Versorgung haben bei den Pakistaner:innen einen Boom ausgelöst: Immer mehr Menschen installieren Solaranlagen auf ihren Dächern, um ihre Abhängigkeit vom nationalen Stromnetz zu reduzieren. In städtischen Gebieten wie Karachi und Lahore sieht man die Solarpanels mittlerweile überall. Die Hoffnung auf eine stabile und langfristig günstigere Energieversorgung treibt den Trend voran.
Solarenergie in Pakistan wird leistbar
Was den Solarboom befeuert, sind die sinkenden Preise für Solartechnologie. Besonders Chinas Überproduktion von Solarmodulen hat dazu geführt, dass die Anschaffungskosten deutlich gesunken sind. Für viele pakistanische Familien, die zuvor keine andere Wahl hatten, als die hohen Stromrechnungen zu bezahlen, wird die Investition in Solaranlagen jetzt leistbar.
Ein einfaches System, bestehend aus Solarpanels und einer Batterie, reicht oft schon aus, um einen Haushalt mit grundlegender Energie zu versorgen. Licht, Ventilatoren und kleine Haushaltsgeräte laufen damit unabhängig vom öffentlichen Netz. Die schnelle Verbreitung der Technologie hat zudem neue wirtschaftliche Möglichkeiten geschaffen: Lokale Unternehmen, die sich auf die Installation und Wartung von Solaranlagen spezialisiert haben, boomen. Auch in ländlichen Regionen bietet der Markt für Solartechnologie viele neue Jobs.
Solarenergie für die pakistanische Landwirtschaft
In den ländlichen Gebieten Pakistans zeigt sich, wie entscheidend Solarenergie für die Landwirtschaft geworden ist. Denn Solarpanels treiben Wasserpumpen an, die für die Bewässerung von Feldern notwendig sind. In einem Land, das immer wieder von Dürreperioden betroffen ist, bedeutet das nicht nur höhere Erträge, sondern auch eine Absicherung für die Bauern und Bäuerinnen. Ohne Solarenergie müssten viele weiterhin teure und umweltschädliche Dieselgeneratoren nutzen, um ihre Felder zu bewässern.
Die langfristigen Vorteile sind deutlich: Neben den Einsparungen bei den Energiekosten verbessert sich auch die Umweltbilanz. Gerade in einer Zeit, in der die Klimakrise die Wetterbedingungen immer unberechenbarer macht, bietet Solarenergie eine nachhaltige Alternative.
Die Schattenseiten des Solarenergie-Booms in Pakistan
Trotz aller Fortschritte gibt es auch dunkle Seiten. Die schnelle Verbreitung privater Solaranlagen stellt das nationale Stromnetz vor große Probleme. Dieses war nie darauf ausgelegt, mit dezentraler Energieproduktion umzugehen. Da viele Haushalte jetzt ihren eigenen Strom erzeugen, sinkt die Nachfrage nach Netzstrom, was die staatlichen Energieversorger in eine finanzielle Krise stürzen könnte. Gleichzeitig ist das veraltete Stromnetz nicht in der Lage, den von Solaranlagen erzeugten Überschussstrom aufzunehmen.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: der unregulierte Markt. Mit dem Boom der Solartechnologie sind viele Anbieter auf den Markt gekommen, die nicht immer hochwertige Produkte anbieten. Billige Solarpanels und Batterien können schnell an Leistung verlieren und stellen für die Nutzer:innen ein finanzielles Risiko dar. Ohne klare Standards oder Kontrollen bleiben Verbraucher oft auf minderwertigen Systemen sitzen, was das Vertrauen in die Technologie langfristig schädigen könnte.
Was tut die pakistanische Politik für die Solarenergie?
Die pakistanische Regierung hat erkannt, dass Solarenergie ein Schlüssel für die Zukunft des Landes ist. Es gibt erste Initiativen, die darauf abzielen, den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern. Der Quaid-e-Azam-Solarpark in Punjab, einer der größten der Welt, ist ein Beispiel für die staatliche Förderung von Großprojekten. Gleichzeitig wurde ein Ziel definiert: Bis 2030 sollen 30 % der Energie in Pakistan aus erneuerbaren Quellen stammen.
Doch diese Maßnahmen reichen nicht aus, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Wichtige Investitionen in die Modernisierung des Stromnetzes bleiben aus. Subventionen oder zinsgünstige Kredite, die einkommensschwachen Haushalten den Zugang zu Solartechnologie erleichtern könnten, existieren nur vereinzelt. Die Regierung muss dringend handeln, um die Strukturen zu schaffen, die den Solarboom nachhaltig machen können.
Der Solarboom ist ein vielversprechender Anfang, damit Pakistan seine Energiezukunft dauerhaft sichern kann. Auch Österreich setzt vermehrt auf Solartechnologie, um mit grüner Energie den Strombedarf zu decken. Im Burgenland wurde dieses Jahr einer der modernsten Solarparks Europas ins Leben gerufen.
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