Was, wenn wir die ungleiche Verteilung von Reichtum mit Klopapier darstellen müssten? Dann würden wir erkennen: Während die meisten von einem kleinen Schnippsel leben, horten ein paar wenige Dutzende Klopapier-Rollen. Wie kann man angesichts dessen noch rechtfertigen, keine Vermögenssteuer einzuführen?
Angenommen, wir wollten uns vorstellen, wie viel die reichsten Menschen in Österreich besitzen. Wie sollen wir das? Eine Million Euro, das kann man sich in etwa vorstellen. Aber eine Milliarde Euro? Oder gar fünf Milliarden Euro? Die meisten fangen hier an, Nullen zu zählen – aber was heißen die schon? Die Frage ist ja: Wie viel mehr besitzt ein Multimilliardär als ein normaler Angestellter – und ist das überhaupt verhältnismäßig?
Wir haben versucht, darzustellen, wie viel Millionäre und Milliardäre in Österreich besitzen. Anhand von Klopapier. Ja, wirklich.
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Zwei Beispiele haben wir gewählt. Richard Lugner, Bauunternehmer und Reality-TV-Bekanntheit sowie René Benko, Immobilieninvestor. Lugner hat ein Vermögen von etwa 80 Millionen Euro, René Benko eines von etwa 4,9 Milliarden Euro.
Was heißt das im Verhältnis zu unsereins?
33 Rollen Klopapier für René Benko
Der Einfachheit rechnen wir wie folgt: Ein Blatt Klopapier steht für 1 Million Euro. Das ist eine stattliche Summe. Das netto-Medianeinkommen pro Jahr bei einem Vollzeit-Job beträgt in Österreich etwas über 32.000 Euro. Das wäre ein kleiner Schnippsel eines einzelnen Blattes Klopapier.
Wie viel hätte Richard Lugner? Hier ist die Rechnung einfach: 80 Blatt Klopapier. Also ca. die Hälfte einer handelsüblichen Klorolle.
Und René Benko? Der käme auf 4.900 Blatt Klopapier, also fast 33 Rollen. Es ist ein gewaltiges Vermögen. Dabei sind die beiden Männer nicht mal die reichsten Männer im Land.
Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt die Hälfte des gesamten Vermögens
Eine Studie der Nationalbank hat mit aufwändigen Schätzungen versucht, das reale Vermögen des obersten Prozentes der Bevölkerung zu ermitteln. Aufwändig sind die Simulationen aus einem Grund: Österreichs Regierung erhebt keine Daten zum Überreichtum. Die Simulationen der Ökonomen ergeben, dass das Nettovermögen des reichsten Prozents wohl einen noch höheren Anteil am gesamten Nettovermögen aller Haushalte hat, als bisher geglaubt:
Das oberste Prozent dürfte knapp die Hälfte des gesamten Vermögens in Österreich besitzen, so das Ergebnis der Nationalbank-Studie.
Auch der Gini-Koeffizient, das internationale Maß für die Vermögensungleichheit einer Gesellschaft, dürfte deutlich höher sein als bisher für Österreich galt: Statt bei 0,76 dürfte er bei 0,9 liegen. Der Gini-Koeffizient reicht von 0 (jeder hat gleich viel vom gesamten Vermögen) bis 1 (einem gehört alles).
Bei einem Wert von 0,9, wie er für Österreich angenommen werden kann, haben bei einer Gruppe von hundert Menschen 99 jeweils einen Euro und einer 1.000 Euro.