Das sind die sieben Kandidaten zur Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober 2022: Alexander Van der Bellen, Michael Brunner, Gerald Grosz, Walter Rosenkranz, Heini Staudinger, Tassilo Wallentin und Dominik Wlazny alias Marco Pogo. Es ist eine „Seven-Men-Show“, denn es kandidiert keine Frau. Was man über sie wissen muss, erfährst du hier – in aller Kürze.
Am 9. Oktober 2022 kandidieren: der amtierende Bundespräsident Alexander Van der Bellen (einst Parteichef bei den Grünen), Bierpartei-Chef Dominik Wlazny (besser bekannt unter seinem Musikernamen „Marco Pogo“), Ex-Krone-Kolumnist Tassilo Wallentin, Ex-FPÖ und Ex-BZÖ-Politiker und OE24-Polterer Gerald Grosz, der offizielle FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz, der MFG-Chef Michael Brunner und der Unternehmer Heini Staudinger. Wir stellen die 7 Kandidaten vor!
Welcher Kandidat liegt wo in den Umfragen?
Wir haben die aktuellen Umfragen zur Präsidentschaftswahl herangezogen und den Durchschnittswert errechnet. Hier das Ergebnis:
Alexander Van der Bellen
Alexander Van der Bellens politische Karriere startete relativ spät: Mit 50 Jahren wurde der Volkswirt und Universitätsprofessor Abgeordneter zum Nationalrat (1994-2012) für die Grünen. 1997 wurde er deren Chef. 2008 zog er sich als Bundessprecher der Grünen zurück und wechselte 2012 vom Nationalrat in den Wiener Gemeinderat, wo er seit 2011 Universitätsbeauftragter war.
Aufgewachsen ist er im Kaunertal in Tirol, als Sohn russisch-estnischer Eltern. Van der Bellen ist Vater zweier Söhne aus erster Ehe und seit 2015 mit der ehemaligen Bundesgeschäftsführerin der Grünen und jetzigen Unternehmensberaterin Doris Schmidauer, verheiratet.
Der Amtsinhaber „VdB“ möchte den Österreicherinnen und Österreichern laut eigener Aussage auch eine weitere Periode „mit aller Kraft, allem Engagement, Gelassenheit, Ruhe und Erfahrung dienen“. Mit 53,8 Prozent hat er sich 2016 in der Stichwahl gegen Norbert Hofer durchgesetzt. Beobachter:innen im In- und Ausland schrieben und schreiben ihm gern eine „ruhige Abgeklärtheit“ zu. Er habe Österreich in den vergangenen sechs Jahren durch so manches politische Erdbeben geführt oder wenigstens begleitet.
Seine Kritiker:innen wiederum sind der Meinung, dass er zu den zahlreichen Skandalen der ÖVP klarer und strenger hätte Stellung nehmen müssen. Hat Van der Bellen zu Straches Ibiza-Ausflug noch sehr klare Worte gefunden, fiel er beim Grünen Koalitionspartner ÖVP durch schallendes Schweigen auf.
Ob Van der Bellen sein selbst gesetztes Ziel – die absolute Mehrheit im ersten Durchgang – erreicht, ist noch unsicher. 25.000 Unterstützungserklärungen lieferte er jedenfalls am 2. September, dem letztmöglichen Tag der ersten wichtigen Frist ab. Deutlich mehr, als alle anderen Kandidaten.
Michael Brunner, MFG
Der 61-jährige ist Bundesobmann und Mitbegründer der Partei „MFG“ (Menschen, Freiheit, Grundrechte). Der Jurist gelangte über diverse Verfassungsbeschwerden gegen die Corona-Maßnahmen im Februar 2021 mit der Gründung der MFG zur Politik.
Seine Partei, die MFG, und ihre Vertreter sind schon öfter negativ aufgefallen, sei es durch Wortmeldungen von Funktionären oder interne Streitereien. So meinte der oberösterreichische MFG-Obmann Joachim Aigner in einer Debatte zum Thema Neutralität, die Alliierten hätten einfach mit den Nationalsozialisten verhandeln sollen, um die kriegerische Eskalation im Zweiten Weltkrieg zu vermeiden. Diese Ansicht wurde vielfach kritisiert, da dies die Akzeptanz der Gräueltaten des NS-Regimes impliziere.
Erst im Dezember 2021 hat sich die MFG Kärnten einen neuen Spitzenkandidaten gekürt, Alexander Todor-Kostic. Aber bereits im Mai 2022 wurde dieser vom MFG-Bundesvorstand wegen “parteischädigendem Verhalten” wieder entlassen. Aus Protest zog sich auch der gesamte Landesvorstand aus der Partei zurück.
Für Amüsement sorgte der Salzburger MFG-Landessprecher Gerhard Pöttler. Der wollte Boni an Vorstände landeseigener Unternehmen streichen, obwohl er selbst als Krankenhausverwaltungsdirektor solche Zahlungen erhalten hatte.
Die Rieder MFG-Spitzenkandidatin Petra Saleh-Agha fiel auf, als sie die Belegschaft von 17 OÖ-Spitälern öffentlich beschimpfte, weil diese zur Impfung aufgerufen hatten: “Schämt euch !!!!!! alles Verbrecher”, schrieb sie.
Der Linzer MFG-Chef und Gemeinderat Norbert Obermayr wiederum wurde aus der Partei ausgeschlossen, weil er im November 2021 im Gemeinderat für den Einsatz eines Impfbusses gestimmt hatte.
Nachdem Corona als Thema weitestgehend abhanden gekommen ist, musste sich Brunner und seine MFG neue Inhalte suchen und wurde offenbar fündig: Man ist jetzt “gegen alles”, wie es die Krone zusammenfasst.
Gerald Grosz, Ex-BZÖ, Ex-FPÖ, jetzt Polterer auf OE24
Einer, der im Gegensatz zu Brunner schon politische Erfahrungen für sich verbuchen kann, ist Gerald Grosz. 1977 in Graz geboren, kam Grosz 1992 mit dem Ring Freiheitlicher Jugend in Kontakt. Nach einer kaufmännischen Lehre wurde er 1999 parlamentarischer Mitarbeiter der damaligen Nationalratsabgeordneten Beate Hartinger-Klein (diese war später Gesundheitsministerin in der Regierung Sebastian Kurz I 2017-2019).
2005 wechselte Grosz unter Jörg Haider zum neu gegründeten BZÖ. Dort war er unter anderem BZÖ-Steiermark-Chef, Grazer Gemeinderat, Nationalratsabgeordneter und Generalsekretär unter Peter Westenthaler. Nach dem verpassten Wiedereinzug 2013 war Grosz sogar kurzzeitig Parteichef des BZÖ. 2015 hängte er seine politische Karriere an den Nagel, um als Blogger zu arbeiten. Seit 2013 ist Gerald Grosz mit seinem Lebensgefährten verpartnert.
Gerald Grosz veröffentlichte Bücher im Grazer Ares-Verlag. Dieser bietet auch rechtsextremen Strömungen eine Plattform. Eines der ersten verlegten Bücher des Verlages nennt sich “Zur Umerziehung des deutschen Volkes”. Autor ist Caspar von Schrenck-Notzings, ein Vertreter der “Neuen Rechten”.
Nun will Gerald Grosz weg von den Computertasten und doch wieder am politischen Klavier klimpern. Grosz ist übrigens Dauergast bei “Fellner TV”. Politische Beobachter haben den Verdacht, dass Großz eigentlich ein Ö24/Fellner-Kandidat ist und es bloß um PR für einen O24-”Star” und das Fellner-Medium geht.
Walter Rosenkranz, FPÖ
Der einzige Kandidat, der offiziell von einer Parlamentspartei in die Wahl geschickt wird, ist Walter Rosenkranz. Er tritt für die FPÖ an und ist somit im Gegensatz zu Amtsinhaber Alexander Van der Bellen kein unabhängiger Kandidat.
Mit Rosenkranz schickt die FPÖ einen „rechten Hardliner“ ins Rennen. Rosenkranz, der 1962 in Krems geboren ist, ging nach der Matura nach Wien. Dort studierte er Rechtswissenschaften und schloss sich der Burschenschaft „Libertas“ an. Er startete politisch als Gemeinderat in Krems. Anfang der 1990er arbeitete er als Jurist im Verteidigungsministerium – unter einem ÖVP-Minister. Rosenkranz scheint als Autor in der „Aula“ auf, einer Zeitschrift, die bis 2018 die rechtsextreme Szene stark prägte und antisemitische und rassistische Inhalte verbreitete.
Rosenkranz ist derzeit als einer von drei Volksanwält:innen tätig. Die Aufgabe der Volksanwaltschaft ist es, Bürger:innen zur Seite zu stehen, wenn sie sich von einer staatlichen Behörde nicht fair behandelt fühlen. Die Bekanntgabe seiner Kandidatur-Bestrebungen hatte ihm deswegen reichlich Kritik eingebracht. Ein Wahlkampf und die Tätigkeit als einer von drei Volksanwälten sei nur schwierig zeitlich vereinbar.
Dass er nun bei der FPÖ-internen Wahl zum Bundespräsidenten-Kandidaten gekürt worden ist, überrascht daher insofern, als ein Volksanwalt üblicherweise keine große Parteikarriere mehr vor sich hat und vor allem Parteichef Herbert Kickl andererseits einen jungen Kandidaten wollte.
Walter Rosenkranz ist verheiratet, Vater eines Sohnes – und übrigens nicht mit Barbara Rosenkranz verwandt. Diese trat 2010 ebenfalls für die FPÖ als Hofburg-Kandidatin an. Sie bekam 15,24 Prozent der Stimmen – das bisher schwächste Ergebnis für die FPÖ.
Heini Staudinger, Unternehmer
Der selbsternannte “Schuhrebell” hat einen Tag vor Fristende die nötigen 6.000 Unterstützungserklärungen geschafft. Seine Website trägt den Namen „heini-präsident“, sich selbst bezeichnet der 69-jährige als „Christenmensch und Kommunist“.
Staudinger ist nicht nur durch Gründung der „Waldviertler“-Schuhe bekannt geworden, sondern vor allem durch seine jahrelange Auseinandersetzung mit der Finanzmarktaufsicht. Er hat mit seinen alternativen Finanzierungsmodellen den Anstoß für ein neues Gesetz gegeben: 2015 trat das Crowdfunding-Gesetz in Kraft, das es neben Kreditgebern wie Banken auch Privatpersonen erlaubt, Kredite an beispielsweise neu gegründete Unternehmen zu vergeben.
Staudinger könnte einige enttäuschte Wähler:innenstimmen aus dem tendenziell grünen Spektrum abzweigen, glauben Beobachter:innen. Sie halten etwa 5 Prozent der Stimmen für realistisch.
Tassilo Wallentin, Kronen Zeitung
Ebenfalls eher rechts der Mitte anzusiedeln ist Tassilo Wallentin. Der ehemalige “Krone”-Kolumnist wird in seinem Wahlkampf von Christian Höbart unterstützt. Höbart war Nationalratsabgeordneter der FPÖ, danach Generalsekretär der Partei von Heinz-Christian Strache – nach dessen Ibiza-bedingtem Ausscheiden aus der Regierung. Strache hingegen hat bereits seine Unterstützung für den offiziellen FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz bekundet.
Wallentin wird ideell und finanziell von Frank Stronach unterstützt, der auch schon einmal eine eigene Partei rechts der Mitte hatte und auch mit Gerald Grosz politisch zu tun hatte. Stronach unterstützte bereits Peter Westenthaler, unter dem Grosz Generalsekretär war.
Außerdem ist Wallentin der Counterpart von Gerald Großz – auch ein rechter “Medienmann”. Während der Krone-Kandidat um Unterstützung wirbt – und sich um 100.000 Euro Inserate von Frank Stronach zahlen lässt – schreibt die Zeitung auffällig positiv über Stronach und dessen Magna-Konzern – samt Homestory. Ein lukrativer Deal, wie es scheint.
Dominik Wlazny / Marco Pogo
Dominik Wlazny ist ausgebildeter – nicht praktizierender – Arzt, Musiker und Chef der Bierpartei. Wlazny, den die meisten wohl unter seinem Künstlernamen “Marco Pogo” kennen, sagt, ihn interessieren Schubladen nicht, in die man ihn stecken möchte. Wlazny war der Erste, der die 6.000 Unterstützungserklärungen bei der Wahlbehörde abgeben konnte – und zwar schon am 19. August. Also zwei Wochen vor dem Ende der offiziellen Frist.
Wlazny wurde 1986 in Wien geboren und ist mit seinen 35 Jahren der jüngste Kandidat. In seinen Jugendjahren begann er, Musik zu machen und trat als Sänger und Bassist einer Rockband auf. 2014 hat er die Band Turbobier gegründet. Unter diesem Namen vertreibt er auch eine Biermarke. Ein Jahr später gründete er die “Bierpartei” mit, die 2019 erstmals bei der Nationalratswahl kandidierte. 2020 trat sie zur Gemeinderatswahl in Wien an. In den Gemeinderat schaffte sie es nicht, jedoch in 11 Bezirksvertretungen.
Wlazny bezeichnet sich als Feminist, in Reden argumentiert er für mehr Chancengleichheit im Bildungssystem, Klimaschutz oder auch mehr Kunst- und Kulturförderung.
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wed werdet ihr wählen und welche begründungen habt ihr dazu
Bitte, wenns ihr Journalisten seids, dann schreibts doch objektiv. Ah, wenns ihr de rechten ned mögts