Die Arbeitslosigkeit ist infolge der Corona-Krise massiv angestiegen. Besonders betroffen davon sind Jugendliche und Lehrlinge. Das gefährdet nicht nur die österreichische Wirtschaft, die auf junge Fachkräfte angewiesen ist, sondern auch die Jugendlichen selbst. Arbeitslosigkeit in der Jugend steigert die Gefahr einer langfristig unsicheren Berufslaufbahn und psychischer Krankheiten. Während die Regierung zu dem Thema schweigt, fordern Gewerkschaftsjugend und SPÖ Unterstützung für Jugendliche und Lehrlinge.
Österreich kann im europäischen Vergleich seit Jahren eine besonders niedrige Jugendarbeitslosigkeit vorweisen. Ein Hauptgrund dafür ist, dass das duale Schulsystem mit Lehre Jugendliche beschäftigt und als Fachkräfte ausbildet. Dieses Erfolgsmodell ist aber durch die Corona-Krise bedroht. Die Jugendarbeitslosigkeit ist um 110 Prozent angestiegen und die Zahl der Lehrstellensuchenden ist alleine im April im Vergleich zum Vorjahr um 55 Prozent gestiegen.
Wirtschaftskrisen kosten tausende Lehrstellen
Dass in Wirtschaftskrisen Lehrstellen verloren gehen, ist nicht neu. In der Wirtschaftskrise 2008/09 sind rund 5000 Lehrstellen unmittelbar weggebrochen. Wegen der schleppenden wirtschaftlichen Entwicklung gingen in den Ausläufen der Krise noch einmal 10.000 Lehrstellen verloren. Damals konnte unser Lehr-System nur durch die Einrichtung von überbetrieblichen Lehrwerkstätten stabilisiert werden. Genau in diesem Bereich hat die ÖVP-FPÖ-Regierung Einschnitte vorgenommen, etwa Kürzungen beim Einkommen der Lehrlinge.
10 Prozent aller Lehrstellen gefährdet
Nach einer Umfrage von Zukunft Lehre Österreich könnten im Handel 3500, im Gewerbe und Handwerk 3500, im Tourismus 2000 und in der Industrie 1000 Lehrstellen wegbrechen. Fallen diese Lehrstellen weg, ist dies eine unmittelbare Katastrophe für die betroffenen Jugendlichen, aber auch langfristig für die österreichische Volkswirtschaft.
Die Österreichische Gewerkschaftsjugend, der Unternehmensverein Zukunft Lehre Österreich und der Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer stimmen in einer Annahme überein: Die Corona-Krise wird massive Auswirkungen auf die Anzahl der Lehrstellen haben. Sie gehen von einem Verlust von bis zu 10.000 Lehrstellen aus.
Fatale Auswirkungen
Um erfolgreich zu sein und wachsen zu können, brauchen Unternehmen laufend neue Fachkräfte. Wenn es hier zu einer Lücke in der Ausbildung kommt, wird das langfristig negative Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft haben. Am härtesten trifft es aber die Jugendlichen selbst.
2000 Lehrstellen sind allein im Tourismus gefährdet.
Finden Jugendliche keine Arbeits- oder Lehrstelle, können die Folgen dramatisch ausfallen. Jugendliche, die sich nicht in Ausbildung oder Arbeit befinden, haben eine mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken. Ihre Einkommen sind – auf das Arbeitsleben gerechnet – niedriger als jene ihrer Altersgenossen in stabilen Verhältnissen.
Das bedeutet langfristig auch höhere Kosten für den Staat, der zum Beispiel für Sozialleistungen mehr Geld ausgeben muss.
2011 berechnete die Universität Linz die Kosten durch arbeitslose Jugendliche für Österreich mit 3,2 Milliarden Euro.
Das sind etwa 1 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung. 2011 lag die Jugendarbeitslosigkeit aber noch bei 8,9 Prozent. Heute liegt diese Zahl wegen Corona bei fast 10 Prozent und dementsprechend wären auch die Kosten bedeutend höher.
Regierung ignoriert Vorschläge zur Lösung der Krise
Um eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und auch die Folgekosten zu verhindern, hat die Österreichische Gewerkschaftsjugend ein 5 Punkte-Programm vorgestellt: Die finanziellen Mittel für die überbetriebliche Lehrausbildung sollen erhöht werden, die öffentliche Stellen und Unternehmen sollen mehr Lehrlinge aufnehmen. Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, sollen bei staatlichen Aufträgen bevorzugt werden. Betriebe, die junge Menschen trotz Corona ausbilden, sollen aus einem 140 Millionen Euro-Sondertopf unterstützt werden. Die Regierungsparteien haben den Vorschlag ignoriert und bisher auch keine eigenen Pläne vorgestellt.
Unterstützung für die Lösungsvorschläge kam hingegen von der SPÖ. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig begrüßte den das 5 Punkte-Programm.
Im Nationalrat hat die SPÖ einen Antrag auf die Einrichtung eines Sondertopfes für die Lehrlingsförderung, mehr finanzielle Mittel für die überbetrieblichen Lehrwerkstätten und mehr Lehrlinge im öffentlichen Bereich eingebracht. Von der Regierung wurde dieser auf Ende Mai vertagt.
https://www.facebook.com/MichaelLudwig.at/videos/891186618063734/?__xts__