Sie sind die Waffen im Kampf gegen die Pandemie: Impfstoffe. Welche sind am Markt? Wie wirken sie? Wer bekommt sie – und wann? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Corona Impfung – und zwar so, dass man es versteht!
Worin unterscheiden sich die Impfstoffe von Pfizer/Biontech, Moderna und der Astra Zeneca? Wie hoch ist die Wirksamkeit?
Typen: Pfizer/Biontech und Moderna sind beides mRNA-Impfstoffe (siehe dazu Frage 2). Der Impfstoff von AstraZeneca ist ein Vektor-Impfstoff (siehe dazu Frage 3).
Wirksamkeit: Der Moderna-Impfstoff hat eine hohe Wirksamkeit und schützt zu 95,5 Prozent vor einem schweren Verlauf bei einer Corona-Infektion. Bei jungen Menschen schlägt er etwas besser an als bei älteren Menschen. Im Vergleich zum Impfstoff von Pfizer/Biontech spürten jene Personen, die den Moderna-Stoff bekamen, häufiger Nebenwirkungen wie grippeähnliche Symptome (Husten, Fieber…), die aber rasch wieder verschwanden.
Auch die Wirksamkeit der Pfizer/Biontech-Impfung ist sehr gut. Der Stoff schützt zu 95 Prozent vor einem schweren Verlauf – auch bei älteren Menschen schlägt diese Impfung sehr gut an.
Die Wirksamkeit des Impfstoffes von AstraZeneca war je nach Dosierung unterschiedlich. Die höchste Wirksamkeit – mit 90 Prozent – erreichte man mit einer halben und einer späteren vollen Dosis der Impfung.
Lagerung: Der Vorteil des Moderna-Impfstoffes im Vergleich zu Pfizer/Biontech liegt in der Handhabung, konkret der Kühlung: Während der Moderna-Impfsotff bis zu 6 Monate bei -20 Grad gelagert werden kann, muss man den Pfizer/Biontech-Impfstoff bei -70 Grad aufbewahren.
Am einfachsten zu lagern ist der AstraZeneca-Impfstoff: Er erfordert gar keine spezielle Kühlung.
Verabreichung: Alle Impfstoffe werden in zwei Dosen verabreicht. Der Moderna-Impfstoff mit einem Abstand von 28 Tagen, jener von Pfizer/Biontech mit einem Abstand von 21 Tagen. Bei AstraZeneca wird 3 Monate zwischen erster und zweiter Dosis gewartet.
Wie funktioniert eine mRNA-Impfung? (Pfizer/Biontech und Moderna)
Die mRNA-Impfung hilft unserem Immunsystem. Dieses attackiert alles, das nicht in unseren Körper gehört, also feindliche Bakterien und Viren.
Infizieren wir uns mit einem Virus, den unser Körper nicht kennt, kann es eine Weile dauern, bis unser Immunsystem den Feind genau ausgemacht und die richtigen Waffen gefunden hat, um ihn zu besiegen. Je länger das dauert, umso gefährlicher, weil sich der Virus bis dahin ungehindert im Körper ausbreitet.
Aber: Wenn unser Immunsystem es einmal geschafft hat, einen Virus abzuwehren, behält er diesen gut in Erinnerung. Infizieren wir uns erneut, startet die Abwehr sofort und sorgt dafür, dass sich der Virus nicht mehr so schnell ausbreitet und wir nicht so schwer erkranken.
Die Wissenschafter, die an einer Impfung geforscht haben, mussten sich daher den Bauplan des Virus genau ansehen. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass dieses Virus ein konkretes Protein nutzt, um in unsere Zellen zu gelangen und sich zu vermehren. Die Anleitung, wie das Virus dieses Protein herstellt, haben sie wiederum in der Virus-RNA gefunden – und isoliert.
Die mRNA-Impfung impft also nicht das Virus, sondern nur diese Anleitung, wie dieses konkrete Virus-Protein produziert wird.
Dann stellen Zellen in unserem Körper dieses Protein her – und unser Immunsystem merkt, dass wir das nicht in uns haben sollten: Es attackiert das feindliche Protein. Es zerstört das Protein und merkt sich, wie es das geschafft hat.
Sollte dann ein ganzer Virus in unseren Körper eindringen, erkennt unser Immunsystem das feindliche Protein auf dem Virus, attackiert es sofort – und hindert damit das Virus daran, sich auszubreiten und uns zu schaden.
Wie funktioniert eine Vektorimpfung? (Bsp. AstraZeneca)
Grundsätzlich gleich wie die mRNA-Impfung: eine Information über den Bauplan eines Virus-Proteins wird in unsere Zellen gebracht. Der Körper produziert das feindliche Protein und das Immunsystem bekämpft es infolgedessen – und merkt sich den Gegner, um beim nächsten Mal (wenn wir wirklich infiziert werden) schnell und wirksam zu reagieren.
Der Unterschied der Impfung liegt im Träger. Während mRNA-Impfstoffe über kleine Fetttröpfchen in unsere Zellen gebracht werden, bedient man sich bei Vektorimpfungen eines ungefährlichen Trägervirus, eines “Vektors”. Der enthält ebenfalls die Information über Protein-Bauplan.
Was sind Nebenwirkungen, von denen man weiß?
In den meisten Fällen treten gar keine Veränderungen auf. Zu Reaktionen, die normal sind, gehören Rötungen, Schwellungen und Schmerzen rund um die Einstichstelle sowie Müdigkeit, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Es sind Reaktionen, wie man sie auch von anderen Impfungen, zum Beispiel der regulären Grippe, kennt.
Diese normalen Impfreaktionen verlaufen meistens mild und legen sich nach ein paar Tagen wieder. Sie sind vor allem ein Beleg dafür, dass der Impfstoff wirkt, denn er regt das Immunsystem an und der Körper bildet Abwehrstoffe gegen den durch die Impfung nur “vorgetäuschten” Infekt.
Entsprechend wurde über solche typischen Impfreaktionen auch nach der Impfung der bereits im Einsatz befindlichen Vakzine von BioNTech-Pfizer, Moderna, AstraZeneca und beim russischen Sputnik V berichtet.
Nur in Einzelfällen traten heftigere Nebenwirkungen nach der Impfung auf, etwa allergische Schocks. Über diese finden sich auch ausführliche Berichte.
Insgesamt sind die zugelassenen Impfstoffe nach Auffassung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), der US-Arzneimittelbehörde FDA oder der Weltgesundheitsorganisation WHO sicher. Andernfalls hätten sie die Stoffe auch nicht zugelassen.
Allergie, Schwangerschaft, Stillen: Kann jeder eine Corona Impfung bekommen?
Wer sich informieren möchte, für wen eine Impfung problematisch sein könnte, kann die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums zur Priorisierung durchlesen. Sie finden sich auf der Seite des Gesundheitsministeriums.
Aktuell sieht man bei herkömmlichen Allergien (z.B. gegen Hausstaub oder Pollen) kein Problem. Zu einer Impfung sollte man jedenfalls den Allergie-Ausweis mitnehmen, um das individuell abklären zu können.
Auch bei Menschen, die an HIV, Diabetes, Bluthochdruck, Herzkreislauf-Erkrankungen leiden, hat sich die Impfung als verträglich und wirksam erwiesen. Auch Krebspatienten können impfen lassen, sofern sie keine laufende Chemotherapie erhalten oder eine solche erst kurz zurückliegt.
Laut dem Nationalen Impfgremium ist eine Impfung von schwangeren und stillenden Frauen sowie von Personen unter 16 Jahren nicht vorgesehen.
Schwangere sollten sich nur dann impfen lassen, wenn der potenzielle Nutzen die möglichen Risiken für Mutter und Fötus überwiegt. Das muss man also individuell abklären. Ob etwas vom Pfizer/Biontech-Impfstoff in die Muttermilch übergeht, ist derzeit unklar.
Wieso ging die Entwicklung und Zulassung bei der Corona Impfung so schnell? Normalerweise dauert das doch Jahre!
Ein Vorteil bei der Entwicklung eines Impfstoffes ist die Ähnlichkeit des SARS Virus aus dem Jahr 2003 mit dem neuartigen Corona-Virus. Auf diesem Wissen konnte die Forscherinnen und Forscher aufbauen. Auch an mRNA-Impfungen wird schon seit Jahrzehnten geforscht.
Zusätzlich dazu gab es auch bei Test- und Zulassungsverfahren eine Zeitersparnis. Normalerweise wartet man zwischen jener Phase, in der eine kleine Gruppe Menschen testhalber geimpft wird und jener Phase, in der es Tests mit einem großen Sample, also mehreren Tausend Personen, gibt, mehrere Monate oder gar Jahre. In dieser “Pause” geht es dann häufig um Fragen wie: Ist es finanziell rentabel, das Mittel X für den großen Markt herzustellen? Gibt es genug Geld, um große Tests durchzuführen? Da in diesem Fall die Relevanz des Impfstoffes so groß war, der Markt also jedenfalls vorhanden war etc., hat man nicht eigens abgewartet. Die Frage nach der Nachfrage stellte sich nicht.
Auch die Infektiosität des Corona-Virus spielte eine Rolle. Arbeitet man an einer Impfung, kann man ja nicht einfach Menschen impfen und dann absichtlich einem Virus aussetzen – das ist ethisch nicht vertretbar. Stattdessen impft man eine bestimmte Menge Menschen und wartet dann ab, bis eine statistisch signifikante Menge der Impf- und der Placebogruppe (also der Studiengruppe) auf “normalem” Weg erkrankt oder auch nicht. So sieht man, wie wirksam ein Medikament ist. Bei anderen Krankheiten dauert es oft Jahre, bis sie jemanden aus solchen Studiengruppe erreichen. Nicht so bei Corona. Der Virus hat sich im letzten Jahr so rasch verbreitet, dass man schon nach wenigen Monaten gesehen hat, ob die Impfungen wirken oder nicht.
Die immense Wichtigkeit, eine wirksame Impfung zu entwickeln, bedeutete auch, dass das Zulassungsverfahren beschleunigt wurde. Die Europäische Arzneimittelagentur hat ein sogenanntes “rolling review-Verfahren” gestartet. Das bedeutet, die Daten aus den klinischen und nicht-klinischen Studien wurden bereits überprüft, bevor der offizielle Zulassungsantrag eingebracht wurde. Hätte man das nicht so gemacht, hätte man etwa ein halbes Jahr warten müssen, bis der offizielle Zulassungsantrag überhaupt überprüft wird.
An wie vielen Menschen wurden die Impfungen vor der Zulassung getestet?
Um das gut zu vergleichen, schaut man sich am besten die sogenannte Phase 3 – also die letzte Testphase vor der Zulassung – an. Hier wird die Impfung jeweils mehreren tausend Probanden verabreicht. Hier die Zahlen im Vergleich:
- Der Moderna-Stoff wurde in Phase III an 30.000 Menschen getestet.
- Der Pfizer/Biontech-Stoff wurde in Phase III an 44.000 Menschen getestet.
- Der AstraZeneca-Stoff wurde in Phase III an 40.000 Menschen getestet.
Der Zulassung sind also umfassende Tests, und “nicht nur ein paar sporadische Impfungen” vorausgegangen.
Wer bekommt in Österreich wann, wo und von wem die Corona Impfung?
In Österreich warten wir alle sehnlich auf einen Impfplan der Regierung, der diese Fragen beantwortet.
Was wir bisher wissen: Die oberste Priorität ist, besonders gefährdete Menschen zu impfen. Das sind BewohnerInnen in Alten- und Pflegeheimen sowie die dortigen MitarbeiterInnen.
Die ersten Impfungen erfolgten am 27. Dezember 2019. Bis zum 5. Jänner 2020 wurden 6.770 Menschen geimpft, bis zum 13. Jänner 50.000.
Abseits davon ist noch wenig klar. Eine detaillierte Übersicht, wann sich welche Personen impfen lassen können, gibt es auch Mitte Jänner noch nicht. Und das, obwohl seit Mitte November des Vorjahres bekannt ist, dass Österreich Impfdosen erhalten wird. In Dänemark weiß bereits jeder und jede, in welcher Phase der Impfung er oder sie dran kommt.
Laut Katharina Reich, Sektionschefin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, sollen sich ab März 2021 jene Menschen impfen können, die nicht in Alten- und Pflegeheimen leben und arbeiten. Mehr Details kann sie im Interview in der ZIB2 nicht nennen.
Wo die Impfungen erfolgen, wird unterschiedlich sein, auch da gibt es keine schon für alle Betroffenen einsehbaren Informationen. Alten- und Pflegeeinrichtungen impfen direkt vor Ort, zusätzlich sollen vor allem Hausärzte ihre PatientInnen immunisieren. Doch auch diese klagen Anfang Jänner, noch nicht genügend informiert zu sein.
Die Stadt Wien hat angekündigt, 12 Impfzentren sowie – wie bei der Grippe-Impfung – eine “Impf-Bim” bereitzustellen, um sich dort unbürokratisch impfen zu lassen. Zusätzlich wird es auch eine “Impfstraße geben”
Nur, wenn es um die (vagen) Ziele geht, äußert sich die Bundesregierung mit Zahlen und Zeitangaben: 500.000 Menschen sollen Ende März geimpft sein. Das entspricht nicht einmal 6 Prozent der Bevölkerung. Und das obwohl die Regierung angekündigt hat, bis dahin über 2,4 Millionen Impfdosen zu verfügen (also 1,2 Millionen Menschen geimpft werden könnten). Komplizierte Logistik, fehlende Impfbereitschaft, zu langes Warten? Es wirkt, als würden zu viele Impfdosen vor allem gelagert als rasch verimpft.
In anderen Ländern läuft es flüssiger. In Israel beispielsweise sollen bis Ende März 2012 bereits zwei Drittel (!) der gesamten Bevölkerung geimpft sein, in Dänemark bis Juni die gesamte Bevölkerung.
Thema Impfdosen: Wie funktioniert da die Bestellung – und wie viel bekommt Österreich wovon?
Die Europäischen Kommission geht im Auftrag ihrer Mitgliedstaaten Vorkaufverträge mit den Herstellerfirmen ein. In den Verträgen wird festgehalten, welche Anzahl von Impfdosen zu welchem Preis gekauft werden.
Beim Impfstoff von Pfizer/Biontech wurden in der ersten EU-weiten Auslieferung 10.000 Dosen nach Österreich gebracht. Insgesamt sind für 2021 5,5 Millionen Impfdosen dieses Herstellers bestellt.
Beim Moderna-Impfstoff hat sich die EU 160 Millionen Dosen gesichert. Österreich erwartet von Moderna für das erste Quartal 200.000 Impfdosen, für das zweite 690.000. Insgesamt also 890.000 Impfungen für das erste Halbjahr.
Schützen die Impfungen, die es jetzt gibt, auch vor den Mutationen?
Vor allem in Großbritannien ist die Bevölkerung von einer Mutation stark betroffen. Die Mutation verbreitet sich derzeit auch in anderen Ländern und führte in Irland zu einer Explosion an Neu-Infektionen. Das Gute: Der Impfstoff scheint auch bei der Mutation zu wirken.
Ob die Impfstoffe, die es derzeit gibt, bei anderen Mutationen auch funktionieren ist unklar. Vor allem bei einer südafrikanischen Mutation gab es zuletzt bedenken, ob die Wirksamkeit erhalten bleibt.
Soll man sich impfen lassen, wenn man davor schon mal an Corona erkrankt ist?
Ja, das ist sinnvoll, auch wenn man schon mal infiziert war und sich danach erholt hat. In diesem Fall werden die vorhandene Immunität aufgefrischt und der Schutz verlängert.