Nach einer Umfrage der Volkshilfe sind 63 Prozent der Menschen in Österreich für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes von 55 auf 70 Prozent. Außerdem ist ein Großteil der Befragten für eine Arbeitszeitverkürzung und einen gesetzlichen Mindestlohn. 94 Prozent verlangen eine bessere Entlohnung in Gesundheits- und Sozialberufen.
SORA hat im Auftrag der Volkshilfe im April eine repräsentative Umfrage zu Arbeitsmarkt-Themen erstellt. Das Ergebnis: Zwei von drei Befragten sind für ein höheres Arbeitslosengeld, mehr als ein Drittel macht sich Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz.
Über 90 Prozent der Menschen in Österreich sprechen sich für bessere Löhne im Gesundheits- und Sozialbereich aus, mit 85 Prozent sind fast gleich viele für eine spezielle Frauenförderung. Fast 60 Prozent aller Menschen in Österreich sind für eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden, 88 Prozent für einen Mindestlohn von 1.750 Euro brutto.
63 Prozent für höheres Arbeitslosengeld
Die repräsentative Umfrage zeigt, dass sich mehr als ein Drittel der Menschen, die derzeit eine Arbeit haben, Sorgen um den Erhalt des Arbeitsplatzes macht. Derzeit sind 436.350 Menschen ohne Job, noch mal so viele sind in Kurzarbeit. “Die ArbeitnehmerInnen befinden sich im Krisenmodus”, schlussfolgert die Volkshilfe bei der Präsentation der Umfrage-Ergebnisse.
In der Umfrage sprachen sich insgesamt 63 Prozent aller Befragten dafür aus, dass das Arbeitslosengeld dauerhaft existenzsichernd von derzeit 55 auf 70 Prozent des Nettoeinkommens erhöht wird. Neun von zehn der betroffenen Arbeitslosen sind dafür, bei den Menschen mit Job sind es immerhin noch 73 Prozent.
“Vollzeitarbeit hat für viele ausgedient”, urteilt die Volkshilfe. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ist eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden sinnvoll, finden sechs von zehn Befragten.
Als “starken Auftrag für die Sozialpartner und die Regierung” sieht die Volkshilfe die starke Mehrheit von 88 Prozent, die sich für einen Mindestlohn von 1.750 Euro brutto für eine Vollzeitstelle aussprechen. Die Krise hat den Niedriglohnsektor im Land hart getroffen. In der Gastronomie, im Handel und im Gesundheits- und Sozialwesen gibt es besonders viele Working Poor, also Menschen, die trotz Beschäftigung kein Auskommen finden. So ist die Lage für weibliche Reinigungskräfte mit einem Durchschnittsgehalt von 12.700 Euro brutto jährlich besonders prekär.
Große Mehrheit für bessere Entlohnung in Gesundheits- und Sozialbranche
Nicht erst seit der Krise ist die prekäre Lage in den Gesundheits- und Sozialberufen bekannt. Seit Jahren gibt es Diskussionen um die Zukunft von Pflegekräften, Sozialarbeiterinnen oder Kindergartenpädagoginnen. Lösung ist keine in Sicht.
Wie die Umfrage zeigt, hat die Pandemie “auch in der breiten Bevölkerung mehr Verständnis für die Arbeitsbedingungen in diesem wichtigen Bereich ausgelöst”. Eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent fordert dringend eine bessere Entlohnung für Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen.
Weltweit arbeiten in diesen Branchen bis zu 70 Prozent Frauen. In Österreich verdienen sie nach wie vor rund 20 Prozent weniger als Männer, in der Pension schlägt sich das mit einem Minus von 40 bis 50 Prozent nieder. In der Volkshilfe-Umfrage fordern neun von zehn Frauen frauenspezifische Förderprogramme, bei den Männern sind es fast 8 von zehn.