30 Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser Salzburg und Hallein müssen gekündigt werden. Manche von ihnen haben ihren Job seit über 20 Jahren mit Leidenschaft ausgeübt. Auslöser der Kündigungen: Frauenlandesrätin Klambauer (NEOS) löste die Verträge mit den etablierten Anbietern und ließ europaweit neu ausschreiben. 12.000 Unterschriften wurden bereits für den Erhalt der Frauenhäuser gesammelt. Hier kann man die Petition unterschreiben.
Wer sich entscheidet, in einem Frauenhaus zu arbeiten, macht das aus Überzeugung. Die Arbeit ist psychisch belastend, kennt keine Nachtruhe und kann sogar gefährlich werden. Die Mitarbeiterinnen geben den Frauen und Kindern nicht nur einen sicheren Ort zum Schlafen: Sie helfen bei der Aufarbeitung der Gewaltgeschichte, wehren Telefonterror ab, betreuen die Frauen rechtlich, unterstützen bei der Wohnungssuche, sorgen für eine Existenzsicherung der Frauen und suchen mit ihnen Jobs. Auch die Kinder werden betreut – viele von ihnen wurden selbst Opfer von Gewalt. Für manche werden neue Schulen gesucht, da sie in ihrer alten Schule nicht sicher vor ihrem Vater sind.
Von der Geschäftsführerin zu Liquidatorin
Birgit Thaler-Haag macht ihren Job seit 23 Jahren. Bisher war sie Geschäftsführerin – ihr neuer Titel lautet „Liquidatorin“. Das Frauenhaus Salzburg gibt es seit bald 33 Jahren, jetzt muss Thaler-Haag ihren alten Arbeitsplatz zusperren. Sie ist gezwungen, den Betrieb aufzulösen, denn die Förderungen des Landes Salzburg laufen mit 30. Juni 2021 aus. Die Salzburger Frauenlandesrätin Andrea Klambauer (Neos) kündigte den Fördervertrag und ließ europaweit neu ausschreiben. Bis heute steht nicht fest, wer sich beworben hat und wer den Zuschlag bekommen soll. Thaler-Haag musste deshalb ihre Mitarbeiterinnen zur Kündigung anmelden. Auch im Frauenhaus Hallein spielen sich ähnliche Szene ab.
Neuer Betreiber muss keine Erfahrung vorweisen
Was bei den derzeitigen Betreibern besonders bitter aufstößt: In der Ausschreibung des Landes ist nicht einmal festgeschrieben, dass man als Organisation Erfahrung in der Führung von Frauenhäusern haben muss. Auch deshalb wird gehofft, dass die derzeitigen Mitarbeiterinnen übernommen werden. Doch das steht in den Sternen. Sie sind absolute Expertinnen, manche von ihnen sind seit über 20 Jahren dabei. Sie sind aber auch über 50 und haben es jetzt am Arbeitsmarkt besonders schwer. Im Betrieb herrscht deshalb große Unsicherheit. Thaler-Haag sorgt sich um ihre Mitarbeiterinnen, gibt aber alles dafür, dass die Klientinnen nichts davon spüren. Das ist schwierig, denn:
„Zu uns kommen Frauen, die Sicherheit brauchen. Diese Sicherheit müssen ihnen jetzt Frauen geben, die selbst in Unsicherheit leben,“ so Birgit Thaler-Haag.
Durchgängiger Betrieb gefährdet
Doch nicht nur die Zukunft der Mitarbeiterinnen ist unsicher – es ist derzeit nicht einmal klar, ob der Betrieb nahtlos übergeben werden kann.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir am 30. Juni 23:59 zusperren und am 1. Juli 00:00 fängt ein anderer Betreiber an,“ macht sich Thaler-Haag Sorgen.
45 Frauen und Kinder können schließlich auch nicht so einfach übersiedeln, vor allem so, dass es niemand bemerkt und der Standort des Frauenhauses geheim bleibt. Denn auch, ob das derzeitige Gebäude vom neuen Betreiber weitergeführt werden soll oder nicht, ist unklar.
Klambauer wollte Akteneinsicht
Die Neuausschreibung ist nur der offensichtlichste Grund für ein eher durchwachsenes Verhältnis zwischen der Frauenlandesrätin und den Frauenhäusern Salzburg und Hallein. Als Andrea Klambauer in der schwarz-grün-pinken Koalition die Frauenagenden übernahm, sorgte sie schon einige Male für Kopfschütteln. Der Neos-Politikerin ging es dabei meist um die Kosten. Ein Schlüsselmoment für Thaler-Haag war, als Männer im Büro der Landesrätin anriefen und behaupteten, dass ihre Frauen in Frauenhäusern wären, obwohl sie gar nicht von Gewalt betroffen seien.
Klambauer wollte daraufhin Einsicht in die Daten der aufgenommenen Frauen und in den Inhalt der geführten vertraulichen Gespräche – insbesondere, wenn dafür Dolmetscher bezahlt wurden. Hintergrund: Das Land wollte statt Dolmetschen billigere Video-Übersetzungen. Und statt eines Nachtdienstes Rufbereitschaft. Die Frauenhäuser winkten ab und bestanden auf Geheimhaltung und Datenschutz. Schließlich geht niemand zum Spaß in ein Frauenhaus. Klambauer musste nachgeben und bekam keine Einsicht. Viele Frauenorganisationen unterstützten die Frauenhäuser und stellten sich öffentlich auf ihre Seite.
Videoübersetzungen und Bereitschaftdienste klingen aber recht vernünftig und wenn man die ablehnen will, muss man irgendwie vorzeigen, warum die nicht ausreichen können sollten.
Wirkt, als wären die Daten da weniger “verlangt” worden, als “zum letzten Ausweg vorgeschlagen”, bevor die Verträge auslaufen gelassen wurden.
Klingt mir nach einem sehr reißerisch formulierten Artikel, überwiegend basierend auf der Auskunft einer verärgerten Betriebsbesitzerin, die nicht bereit war, den Organisationsaufwand zu betreiben, um Einsparungen vorzunehmen.
Im Artikel steht leider auch nichts über eine Stellungnahme seitens der Landesrätin. Sollte darüber nicht viel geklärt werden können?
Liebe Frau Meinl-Reisinger! Ersuche um Erklärung!