Frauen verbringen jeden Tag fast zwei Stunden mehr mit Hausarbeit als Männer. Das liegt auch daran, dass sie sich in erster Linie um Kinder und Eltern kümmern – und deswegen Teilzeit arbeiten. Die SPÖ schlägt jetzt eine freiwillige 4-Tage-Woche vor. Das würde nicht nur den Arbeitsmarkt entlasten, sondern auch mehr Gleichberechtigung bringen.
In Europa verbringen Frauen jeden Tag zwei bis vier Stunden mehr mit Hausarbeit als ihre Männer. Auch wenn beide Eltern berufstätig sind, teilen sie sich die Kindererziehung nicht zu gleichen Teilen auf. Mütter verbringen doppelt so viel Zeit mit der Kinderbetreuung wie Väter. Fast 80 Prozent der erwerbstätigen Väter gaben in einer Studie der Stadt Wien an, dass sich während ihrer Arbeitszeit die Partnerin um die Kinder kümmert, aber nur 30 Prozent der erwerbstätigen Mütter können das sagen. Das fängt schon bei der Karenz an. Der Anteil der Väter, die über den Papamonat hinaus zu Hause bleiben, ist “statistisch nicht relevant”. Viele Paare geben an, sich diese Zeit stärker aufteilen zu wollen, aber machen es dann doch nicht. Ein Grund: Männer verdienen signifikant mehr als Frauen und arbeiten deutlich öfter Vollzeit.
Umfrage: Corona trifft Frauen stärker
Eine Umfrage der SPÖ-Frauen ergab bereits im Mai, dass sich zwei von drei Frauen eine Verschlechterung ihrer beruflichen Situation erwarteten. Das ist deutlich mehr als bei den Männern. Und sie hatten mit ihrer Befürchtung Recht, wie aktuelle WIFO-Zahlen zeigen.
Durch die Corona-Krise ging die Zahl der geringfügig Beschäftigten stark zurück. Im Mai erreicht die Zahl laut dem Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) nach einem Minus von 12,6 Prozent 305.628. Das sind so wenige Geringfügige wie vor zehn Jahren.
Und das trifft vor allem Frauen. 2019 waren rund 53 Prozent der Frauen und nur 16 Prozent der Männer in einer atypischen Beschäftigung, also Teilzeit, unter freiem Dienstvertrag, Leih- bzw. Zeitarbeitsverhältnis, mit Befristung oder eben in geringfügige Beschäftigung unter zwölf Stunden die Woche. Sie arbeiten doppelt so oft in geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse als Männer, vor allem im Handel und im Gastgewerbe. Und das sind wiederum Branchen, die die Krise besonders hart getroffen hat.
SPÖ fordert freiwillige 4-Tage-Woche
Seit Jahren raten Ökonominnen und Arbeitsmarktforscher zu kürzeren Arbeitszeiten für alle, um die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt zu beenden. Auch viele Männer würden gerne weniger arbeiten und mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Die SPÖ schlägt jetzt eine staatlich geförderte 4-Tage-Woche vor: Wer sich für das Modell entscheidet, würden 94,9 Prozent des ursprünglichen Nettogehaltes bekommen, aber 8 Stunden weniger arbeiten pro Woche – das ist ein Arbeitstag weniger. Bei einer Vollzeit-Stelle macht das eine 4-Tage-Woche à 32 Stunden. Das könnte nicht nur mehr Beschäftigung bringen, sondern auch die bezahlte und unbezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen besser aufteilen.
„Es ist ein Einstieg in die verkürzte Vollzeit für alle und damit eine Arbeitszeitrevolution“, sagt die SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek.
Die Kosten würde zu einem Drittel das AMS übernehmen, den Rest teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf. Im Vergleich zum Kurzarbeitsmodell bedeutet das eine reale Lohnerhöhung, weil der Stundenlohn steigt. Das ist besonders für Teilzeit-Kräfte ein Vorteil – und das sind in der großen Mehrheit Frauen.
Der häufigste Grund für Teilzeitbeschäftigung sind Betreuungspflichten gegenüber Kindern oder anderen Angehörigen.
“Die 4-Tage-Woche hilft der Geschlechtergerechtigkeit”
Dazu kommt, dass kürzere Arbeitszeiten eine bessere Aufteilung von Kinderbetreuung, Haus- und Pflegearbeit befördern, wie internationale Beispiele zeigen. Das neuseeländische Unternehmen Perpetual Guardian hat die 4-Tage-Woche für ihre 240 Beschäftigten getestet. Das Ergebnis: Männer und Frauen können sich die Arbeit zu Hause besser aufteilen.
“Viele erzählten mir, dass sie dank des zusätzlichen freien Tages endlich ein echtes Wochenende hatten. Vor allem junge Väter sagten, dass sie den Tag genutzt haben, um für die Familie einzukaufen, Reparaturen zu erledigen oder die Kinder vom Kindergarten oder der Schule abzuholen. Sie schätzen diese Zeit. Die 4-Tage-Woche hilft der Geschlechtergerechtigkeit“, so Helen Delenay von der University of Auckland, die das Projekt begleitet.
Die Ökonomin Katharina Mader warnt allerdings davor, sich automatisch Verbesserungen zu erwarten: „Arbeitszeitverkürzung alleine bringt keine Umverteilung von Arbeit, wenn Männer dann mehr Freizeit haben und Frauen weiter den Großteil der unbezahlten Arbeit machen. Arbeitszeitverkürzung ist kein Automatismus, sondern eine Vorbedingung für mehr Geschlechtergerechtigkeit.“
Mader plädiert deshalb dafür, die Verkürzung der Arbeitszeit mit einer Bewusstsein-Kampagne zu verbinden. „Auch die unbezahlte Arbeit in der Freizeit gehört neu verhandelt und neu verteilt, wenn alle mehr Zeit haben.“
Vollzeit-Arbeit verschiebt das Problem nur
“Wenn alle erwerbsfähigen Personen nur noch 30 Stunden pro Woche erwerbstätig sind, gibt es für alle Menschen mehr Zeit”, sagt auch Gabriele Winker, Professorin für Arbeitswissenschaft und Gender Studies an der TU Hamburg und Mitbegründerin des Netzwerks Care Revolution. Wir könnten unsere Kinder selbst vom Kindergarten abholen und unsere Eltern und Großeltern besser betreuen, wenn wir das wollen.
“Wenn allerdings eine Gesellschaft weiter nicht bereit ist, die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, löst sie die knappe Zeit für Pflege- und Familienarbeit auf dem Rücken anderer, nämlich vor allem auf dem Rücken von Frauen aus dem Ausland. Die können sich wegen schwierigen Lebensbedingungen in ihrem Heimatland nicht gegen völlig unangemessene Arbeitsbedingungen wehren.”
Pflege: “Wären sie Metaller, hätten sie längst eine 35-Stunden-Woche”
Das betrifft nicht nur Reinigungs- und Erziehungsarbeit, sondern vor allem Pflege. 2020 streikten in Österreich die Pflegekräfte. Die einzige Forderung: eine Arbeitszeitverkürzung auf 35-Stunden pro Woche. Das ist eine ungewöhnliche Situation, hat aber gute Gründe, erklärt Mader. In der Pflege arbeiten 70 Prozent Frauen, viele in Teilzeit, um den harten Beruf überhaupt ausüben zu können. Das bedeutet eine Spirale aus Teilzeit und schlechter Bezahlung, an deren Ende Löhne stehen, die kaum zum Leben reichen.
Liebe Genossen, wäre eine 30 Stundenwoche nicht besser! Da wären die Mitarbeiter besser dran, da diese mehr Ausgeruht und Modiviert sein werden.
Diese AZV wurde schon vor 45 Jahren, von der WKO miß gemacht und jetzt stehen die Betriebe , vor Corona, besser da, als vor 45 Jahren mit der 48 Stundenwoche!
Einen 17.-€ Netto-Stundenlohn, jetzt und nicht erst wann…., damit die Arbeitslosigkeit und die Armut verschwindet.
Wurde ja von der Partei gefordert, aber nicht ERKÄMPFT!! Und warum NICHT!!
Nur wer kämpft kann verleiren, wer NICHT kämpft, hat schon verloren!!
Freundschaft!!