Klima: 57 Konzerne verursachen 80% aller CO2-Emissionen
Klimawandel

Klimakrise: 57 Konzerne verursachen 80% aller CO2-Emissionen

Ständig wird uns gesagt „recycle“, „iss vegan“ oder „flieg weniger“. Dabei hat das Verhalten einzelner Personen nur einen geringen Einfluss auf das Klima – und damit auch, wenn Einzelne ihr Verhalten ändern. Anders bei den internationalen Konzernen. Sie sind die größten Umweltverpester: Laut einer neuen Studie verursachen 57 Konzerne 80 Prozent aller CO2-Emissionen.

80 Prozent aller CO2-Emissionen, die zwischen 2016 und 2022 ausgestoßen wurden, stammen von nur 57 Konzernen, wie eine Analyse der internationalen Non-Profit-Organisation InfluenceMap zeigt. Das ist deshalb beachtlich, weil vor acht Jahren noch 100 Konzerne für „nur“ 70 Prozent aller Emissionen weltweit verantwortlich waren. Immer weniger Konzerne sind also für einen immer größeren Anteil am CO2-Ausstoß verantwortlich. Die Analyse zeigt, dass die meisten Mega-Produzenten in den letzten sieben Jahren mehr CO2 ausgestoßen haben als in den Jahren davor. Und das, obwohl sich 2016 die Regierungen aller Länder im Pariser Klimaabkommen dazu verpflichtet haben, ihre Emissionen zu reduzieren.

Klima: 57 Konzerne verursachen 80 % aller CO2-Emissionen

Klima: 57 Konzerne verursachen 80 % aller CO2-Emissionen

Bei den 57 größten Klimasündern handelt es sich hauptsächlich um Gas-, Kohle- und Zementhersteller. Das Unternehmen mit den meisten Emissionen ist der US-amerikanische Öl-Konzern ExxonMobil. In den acht Jahren seit dem Pariser Klimaabkommen hat ExxonMobil 3,6 Gigatonnen CO2 ausgestoßen. Das sind 1,4 Prozent aller Emissionen der Welt, die seit 2016 verursacht wurden.

Klima: 2016 waren noch 100 Konzerne für „nur“ 70 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich

Bereits 2016 hat eine Studie die 100 größten Klimasünder aufgelistet. Schon damals ganz vorne mit dabei: Private Öl-Konzerne wie ExxonMobil. Aber auch staatliche Öl- und Gas- und Kohleproduzenten wie Aramco (Saudi-Arabien) oder China Coal Energy (China) scheinen darin auf.

wdt_ID Rang Unternehmen Anteil
1 1 China (Coal) 14.32%
2 2 Saudi Arabian Oil Company (Aramco) 4.50%
3 3 Gazprom OAO 3.91%
4 4 National Iranian Oil Co 2.28%
5 5 ExxonMobil Corp 1.98%
6 6 Coal India 1.87%
7 7 Petroleos Mexicanos (Pemex) 1.87%
8 8 Russia (Coal) 1.86%
9 9 Royal Dutch Shell PLC 1.67%
10 10 China National Petroleum Corp (CNPC) 1.56%
11 11 BP PLC 1.53%
12 12 Chevron Corp 1.31%
13 13 Petroleos de Venezuela SA (PDVSA) 1.23%
14 14 Abu Dhabi National Oil Co 1.20%
15 15 Poland Coal 1.16%
16 16 Peabody Energy Corp 1.15%
17 17 Sonatrach SPA 1.00%
18 18 Kuwait Petroleum Corp 1.00%
19 19 Total SA 0.95%
20 20 BHP Billiton Ltd 0.91%
21 21 ConocoPhillips 0.91%
22 22 Petroleo Brasileiro SA (Petrobras) 0.77%
23 23 Lukoil OAO 0.75%
24 24 Rio Tinto 0.75%
25 25 Nigerian National Petroleum Corp 0.72%
26 26 Petroliam Nasional Berhad (Petronas) 0.69%
27 27 Rosneft OAO 0.65%
28 28 Arch Coal Inc 0.63%
29 29 Iraq National Oil Co 0.60%
30 30 Eni SPA 0.59%
31 31 Anglo American 0.59%
32 32 Surgutneftegas OAO 0.57%
33 33 Alpha Natural Resources Inc 0.54%
34 34 Qatar Petroleum Corp 0.54%
35 35 PT Pertamina 0.54%
36 36 Kazakhstan Coal 0.53%
37 37 Statoil ASA 0.52%
38 38 National Oil Corporation of Libya 0.50%
39 39 Consol Energy Inc 0.50%
40 40 Ukraine Coal 0.49%
41 41 RWE AG 0.47%
42 42 Oil & Natural Gas Corp Ltd 0.40%
43 43 Glencore PLC 0.38%
44 44 TurkmenGaz 0.36%
45 45 Sasol Ltd 0.35%
46 46 Repsol SA 0.33%
47 47 Anadarko Petroleum Corp 0.33%
48 48 Egyptian General Petroleum Corp 0.31%
49 49 Petroleum Development Oman LLC 0.31%
50 50 Czech Republic Coal 0.30%
51 51 China Petrochemical Corp (Sinopec) 0.29%
52 52 China National Offshore Oil Corp Ltd (CNOOC) 0.28%
53 53 Ecopetrol SA 0.27%
54 54 Singareni Collieries Company 0.27%
55 55 Occidental Petroleum Corp 0.26%
56 56 Sonangol EP 0.26%
57 57 Tatneft OAO 0.23%
58 58 North Korea Coal 0.23%
59 59 Bumi Resources 0.23%
60 60 Suncor Energy Inc 0.22%
61 61 Petoro AS 0.21%
62 62 Devon Energy Corp 0.20%
63 63 Natural Resource Partners LP 0.19%
64 64 Marathon Oil Corp 0.19%
65 65 Vistra Energy 0.19%
66 66 Encana Corp 0.18%
67 67 Canadian Natural Resources Ltd 0.17%
68 68 Hess Corp 0.16%
69 69 Exxaro Resources Ltd 0.16%
70 70 YPF SA 0.15%
71 71 Apache Corp 0.15%
72 72 Murray Coal 0.15%
73 73 Alliance Resource Partners LP 0.15%
74 74 Syrian Petroleum Co 0.15%
75 75 Novatek OAO 0.14%
76 76 NACCO Industries Inc 0.13%
77 77 KazMunayGas 0.13%
78 78 Adaro Energy PT 0.13%
79 79 Petroleos del Ecuador 0.12%
80 80 Inpex Corp 0.12%
81 81 Kiewit Mining Group 0.12%
82 82 AP Moller (Maersk) 0.11%
83 83 Banpu Public Co Ltd 0.11%
84 84 EOG Resources Inc 0.11%
85 85 Husky Energy Inc 0.11%
86 86 Kideco Jaya Agung PT 0.10%
87 87 Bahrain Petroleum Co (BAPCO) 0.10%
88 88 Westmoreland Coal Co 0.10%
89 89 Cloud Peak Energy Inc 0.10%
90 90 Chesapeake Energy Corp 0.10%
91 91 Drummond Co 0.09%
92 92 Teck Resources Ltd 0.09%
93 93 Turkmennebit 0.07%
94 94 OMV AG 0.06%
95 95 Noble Energy Inc 0.06%
96 96 Murphy Oil Corp 0.06%
97 97 Berau Coal Energy Tbk PT 0.06%
98 98 Bukit Asam (Persero) Tbk PT 0.05%
99 99 Indika Energy Tbk PT 0.04%
100 100 Southwestern Energy Co 0.04%

Konzerne schieben die Schuld am Klimawandel auf die Konsument:innen

Nur wenige Großkonzerne sind also für die allermeisten Emissionen verantwortlich. Darüber wird aber nur selten gesprochen. Stattdessen reden wir häufig über das individuelle Verhalten von Einzelpersonen. Oft hören wir Sätze wie „flieg weniger“, „iss vegan“ oder „achte auf deinen Co2-Fußabdruck“.

Ironischerweise stammt das Konzept des CO2-Fußabdrucks ausgerechnet von einem Öl-Konzern – nämlich BP. Zumindest machte BP den CO2-Fußabdruck in einer 2004 gestarteten Kampagne erst richtig bekannt. Auf der Website „Drive your own Carbon Footprint“ kann sich bis heute jeder seine eigenen Emissionen ausrechnen. Damit lenkte BP die Aufmerksamkeit auf den individuellen Verbrauch und weg von ihren eigenen und den Emissionen anderer Großkonzerne – damit Staaten nicht auf die Idee kommen, Konzernen klimaschädliches Verhalten zu verbieten. Denn das würde ihre Profite schmälern.

Ähnlich lenkte auch Shell von seinen eigenen Klimasünden ab: Der Ölkonzern ließ Studien verfassen, die uns raten, saisonaler zu essen und mehr zu recyclen. Ben von Beurden, der von 2014 bis 2022 CEO von Shell war, stellte in einer Rede Verbraucher an den Pranger, “die sich dafür entscheiden, im Winter Erdbeeren zu essen”.

ExxonMobil wusste schon in den 1970ern vom Klimawandel – und leugnete ihn trotzdem

Diese Strategie hat eine lange Geschichte: Schon in den 1970er Jahren wusste der Ölkonzern ExxonMobil, dass fossile Brennstoffe zu globaler Erwärmung führen. Zur Erinnerung: Das ist der Konzern, der zwischen 2016 und 2024 das meiste CO2 ausgestoßen hat. Obwohl ExxonMobil über die Folgen von übermäßigem CO2-Ausstoß bescheid wusste, ließ das Unternehmen die Forschungsergebnisse verschwinden, wie das Magazin Inside Climate News aufdeckte. In der Öffentlichkeit leugnete ExxonMobil fortan den Klimawandel – und das jahrelang. Der ÖL-Riese gab sogar Gegenstudien in Auftrag. Darin wurde bezweifelt, dass CO2-Emissionen wirklich zum Klimawandel beitragen.

Andere Öl-, Gas- und Kohlekonzerne finanzierten millionenschwere Kampagnen, in denen die Ökologiebewegung als “Haufen Spinner” diffamiert wurde. Doch als die wissenschaftlichen Erkenntnisse immer schlagender wurden, änderten die Konzerne ihre Strategie. Den Klimawandel zu leugnen, war keine Option mehr. Und so konzentrierten sie sich darauf, Konzepte wie den CO2-Fußabdruck populär zu machen. Damit gelang es ihnen, von der Möglichkeit der Regulierungen durch den Staat abzulenken.

Andreas Kemper: „Brauchen mehr Klassenbewusstsein in der Klimafrage.“

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Gerhard Wagner
Gerhard Wagner
19. August 2024 09:38

Die Konzerne erzeugen nur das, was wir kaufen.

Peter
Peter
4. August 2024 17:48

Jetzt ExxonMobil den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben, ist mehr als lächerlich.

In Österreich wusste man ebenso seit dem Jahr 1970 ob das Klimawandels. Die ganze Geschichte fing 1965 an, mit dem ersten Vegetationstag am Sonnblick, seit dem steigt das kontinuierlich an. Die 5 Jahre sind geschuldet um auszuschließen das das ein einmaliger zufälliger Ausreißer war, dem war nicht so.

Für die SPÖ wird es doppelt peinlich begann 1970 die große Zeit der Sozialdemokratie mit Bruno Kreisky. Das Thema wurde von der Politik ebenso totgeschwiegen wie von der Presse und den Experten. Die Zivilgesellschaft hatte damals keine Möglichkeit die Problematik unabhängig zu erkennen, sie war auf die Politik, den Experten und der Presse angewiesen.

Österreich spielte in der Vertuschung sogar ein Hauptrolle, ist das Sonnblick Observatorium eine weltweiter Standard, das wir noch dem Kaiser zu verdanken haben, der wohl sehr weitsichtig war. Ansonsten hätte man damals wohl kaum so etwas grotenblödes gemacht, wie eine Observatorium am Sonnblick zu erreichten.

Zu behaupten man hätte damals nichts gemacht ist falsch, es wurde massiv auf Atomkraft gesetzt, das das ein Irrweg sein wird, von dem wusste man 1970 nichts, und das kann man dieser Generation auch nicht vorwerfen.

Die zweite unrühmliche Rolle der SPÖ betrifft die Verkehrspolitik, das große Streckensterben bei der Bahn begann ebenso wie das große Straßenbahnsterben in Wien in den 1970er Jahren. Das setzt sich fort bis heute, Wien hat Ruckzuckie die Stadtstraße errichtet, während sich die Stadt gleichzeitig weigert die Straßenbahnlinie 13 wieder zu errichteten, und das obwohl ohnedies schon Feuer am Dach ist. (Der U2/U5 Komplex löst das Problem mit dem 13er in keinster weise, das einzige was man damit erreicht ist, das viel Verkehr produziert wird, ohne den geringsten Mehrwert für jene die das dann benutzen sollen…)

Gerhard
Gerhard
12. August 2021 10:28

Also wenn ich mit meinem Auto lustig durch die Welt fahre, ist an den Emissionen der schuld, wo ich getankt habe?

Thomas
Thomas
8. Juni 2021 11:46

Ich finde diese Schlagzeile gerade zu reißerisch. Natürlich verkaufen die Ölkonzerne ihre Ware, wenn sie Abnehmer finden. Die wollen schließlich auch nur wirtschaftlich rentabel sein. Und in wie weit „China (Coal)“ als Unternehmen durchgeht ist auch sehr fragwürdig.

Jürgen
Jürgen
29. Juni 2020 11:49

Die großen Konzerne gaben schon Studien in Auftrag, durch die bewiesen werden sollte, dass nur die Konsumenten Schuld sind. So wie die Tabakkonzerne das früher auch gemacht haben.
Für mich ist die wesentlichste Information aus diesem Artikel die, dass man die Produkte der größten Konzerne mit so etwas wie Umweltschutz-Steuern (Steuern zur Reparatur der Schäden für die sie verantwortlich sind) belastet werden müssen. Progressiv, abhängig vom Anteil der Schäden im Bezug zum Anteil der Emmissionen.
Damit würde jeder Konzern bestrebt sein den Ausstoß relativ zu den anderen zu reduzieren und es würde sich automatisch nach unten nivellieren.
Ich gehe auch davon aus, dass es hier nur um die Emissionen durch die Firmen selbst und nicht die Emissionen die daraus in Folge durch den Verbrauch entstehen gemeint sind.

Heiko
Heiko
23. Mai 2020 12:09

klimaneutral = bildungsneutral
Das ist das größte Problem unserer Zeit. Den Coronawahn können ja einige noch durchschauen, beim Klima schaffen das die meisten leider nicht.

Guiseppe Forcher
Guiseppe Forcher
12. Mai 2020 11:46

Ja das Treibstoffkonzerne wie BP und Shell indirekt am Treibhausgas-Emissionsausstoß Schuld sind is irgendwie logisch, die entstehen einfach durch die Verbrennung von Treibstoff und das verkaufen die halt und profitieren dadurch.
Aber Shell verheizt ja nicht einfach so Benzin für Geld, die verkaufen den an uns und wir verbrennen den in unseren Autos oder wir konsumieren Waren die mithilfe dieses Teibstoffs um die halbe Welt geschifft werden.

Ich versteh die Aussage dieses Artikels gar nicht, ich würde gern wissen was die so genannten „strukturellen Probleme“ sind.
Kann mich bitte wer aufklären?

Franz Rössler
Franz Rössler
Reply to  Guiseppe Forcher
8. Juni 2021 08:43

Platzbedingte Kurzfassung: Geschäftsmodell um Geld zu erwirtschaften -> kein Interesse an global verträglicher Lösung – Lobbying für Politentscheidungen (PKW, LKW, Schiff, Flug) – Rockefeller-Prinzip für Marktankurbelung – Die Zukunft liegt in der Hand der denkenden Zivilgesellschaft.

xx1xx
xx1xx
5. Mai 2020 21:46

Vielleicht könnte der Autor daa ganze Wirrwar nochmals ordnen und strukturiert nochmals bringen?

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