Rund eine Million Menschen mussten im Corona-Jahr 2020 in Österreich Gehaltseinbußen hinnehmen, weil sie arbeitslos wurden oder in Kurzarbeit geschickt wurden. Für viele von ihnen ist die Krise noch nicht vorbei. Im gleichen Jahr steigerten die 100 reichsten ÖsterreicherInnen ihr Vermögen um 15 Prozent. Nicht wenige von ihnen nahmen Staatsgelder und kündigten ihre MitarbeiterInnen, steigerten ihr privates Vermögen aber durch Dividendenausschüttungen und Börsengewinne. Vermögenssteuern zahlen sie keine.
46 Milliardäre gibt es laut Trend-Reichenliste in Österreich und ihnen hat die Pandemie in die Hände gespielt: Ein Großteil von Österreichs Überreichen konnte ihr Vermögen deutlich steigern. Den Finanzmärkten geht es ausgezeichnet, der Immobilienmarkt boomt. Gleichzeitig mussten im Jahr 2020 viele Menschen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit Einkommensverluste hinnehmen, auch das Ersparte am Sparbuch wirft keine Zinsen ab. Anders ist das bei den Milliardären: Laut Privatbanken sind die Wertpapier-Portfolios der Vermögenden im Krisenjahr 2020 um über zehn Prozent gestiegen – sie haben rund zwei Drittel ihres Geldes in Aktien und Fonds angelegt. Ihr Immobilien-Vermögen stieg um sieben Prozent.
Für die Durchschnitts-ÖsterreicherInnen stiegen vor allem die Mieten – um über vier Prozent. Das Gesamtvermögen der 100 reichsten ÖsterreicherInnen wuchs um über 15 Prozent, zum ersten Mal haben die 100 Superreichen des Landes mehr als 200 Milliarden Euro – das sind 10 Prozent des Vermögens in Österreich.
Unter den 100 Reichsten sind neben einer Handvoll Start-Up Gründern und selfmade-Unternehmern vor allem Erben aus Familien, die seit Generationen das Vermögen des Landes auf ihren Konten konzentrieren. Im Corona Krisenjahr 2020 kommt hinzu, dass viele der Reichsten die Steuerzahler um Hilfe baten – in Form von Corona-Hilfen, Umsatzersatz oder Fixkostenzuschuss. Jetzt stellt sich die Frage: Warum sollen die Reichsten des Landes in der Krise öffentliche Gelder erhalten, um damit ihr privates Vermögen weiter zu vermehren? Warum sollten Firmen mit Steuergeldern unterstützt werden, die genug Liquidität haben, um Boni und Dividenden auszuschütten? Und warum müssen trotz Staatshilfen und privater Vermögensvermehrung der Eigentümer so viele Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze zittern?
MAN-Eigentümer-Familien sind die reichsten Österreicher
Etwa bei MAN. Während 2020 die Region Steyr um den Standort des MAN-Werks zittern musste, weil der Konzern die LKW Produktion nach Polen verlagern will, konnte die Eigentümerfamilie Porsche und Piëch ihr Vermögen in nur einem Jahr um 47 Prozent auf 51 Milliarden Euro vermehren. Sie halten über Stiftungen die Mehrheit an der deutschen Porsche SE, Volkswagen und der LKW-Sparte Traton und MAN. Alleine über die LKW-Sparte haben sich die Eigentümer von Traton 2020 eine halbe Milliarde Euro Dividende ausgeschüttet. In Steyr verlieren indes 500 Menschen ihren Arbeitsplatz und die Löhne werden um 15 Prozent gekürzt. Die Familie Porsche und Piëch hat das Werk mit “zu guten” Löhnen an den Investor Wolf verkauft – sie selbst will künftig zu niedrigeren Löhnen in Osteuropa fertigen. Dazu kommt, dass MAN Corona-Staatshilfen aus österreichischem Steuergeld von rund 11 Mio. Euro bekommen hat, die MitarbeiterInnen waren in Kurzarbeit. Auch sonst flossen in den letzten fünf Jahren rund vier Mio. Euro an öffentlichen Förderungen an den Konzern, vor allem für die E-Mobilität.
Pierer steigert Vermögen um 56 Prozent
Ebenfalls stark steigern konnte Stefan Pierer sein Vermögen: Nach dem Corona-Jahr hat er um 56 Prozent mehr auf der hohen Kante, nämlich 1,7 Milliarden Euro. Der Motorradhersteller KTM bekam rund 11 Millionen Euro Corona-Hilfen in Form von Kurzarbeitsgeldern. Die wurden ausgezahlt, um Firmen durch die Krise zu helfen. Doch von Krise ist bei KTM keine Spur. ÖVP-Großspender und KTM-Chef Pierer schüttet an sich selbst sieben Millionen Euro Dividende aus und erhöhte für sich und seine Vorstandskollegen die Bezüge im Corona-Jahr um 30 Prozent.
Kündigungen hier, Vermögenssteigerung dort
Kündigungen, Staatshilfen und ein Vermögensplus gab es auch bei der ÖVP-nahen Milliardärsfamilie Leitner: Die konnte ihr Privatvermögen um ein Drittel auf 2,1 Milliarden Euro steigern. Im Corona-Jahr nahmen sie für ihre Firma Andritz AG noch 28 Millionen Euro an staatlichen Kurzarbeitsgeldern in Anspruch und kündigten 180 MitarbeiterInnen. Das wurde damals mit der schwierigen wirtschaftlichen Situation begründet – die scheint es aber nur für die Beschäftigten zu geben. Wolfgang Leitner selbst schüttete sich 32,7 Millionen Euro Dividende aus. Leitner pflegt gute Beziehungen zur ÖVP und Bundeskanzler Kurz.
Die rund 150 MitarbeiterInnen des Kartonwerks Mayr-Melnhof im niederösterreichischen Hirschwang dürften ebenfalls erstaunt sein: Sie selbst haben in der Krise ihren Arbeitsplatz verloren, weil Mayr-Melnhof den Standort schloss. Die Eigentümerfamilie Mayr-Melnhof konnte ihr Vermögen aber um ein Viertel auf 3,6 Milliarden Euro steigern.
Abgeneigt gegenüber Staatshilfen war auch der Immobilien-Milliardär René Benko nicht: 200 Mio. Euro bekam er vom deutschen Steuerzahler (für Karstadt Kaufhof), 1,4 Mio. vom österreichischen für die Corona-Einbußen. Doch selbst hatte Benko alles andere als Einbußen: Sein Vermögen stieg um 14 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro.
Manager-Gehälter steigen um 4 Prozent – Arbeitnehmer verlieren 1,8 Prozent
Die Stimmung scheint nicht nur bei den Eigentümer-Familien prächtig zu sein. Auch für die Manager der ATX Konzerne ist die Krise nicht wirklich spürbar – im Gegenteil. Die Managergehälter stiegen 2020 um 4 Prozent auf 1,9 Millionen Euro. Dabei schrumpfte die Wirtschaft 2020 um 6,3 Prozent. Die Gewinne der ATX-Unternehmen rasselten im Krisenjahr um 40% nach unten. Das hinderte die Vorstände aber nicht Boni, Dividenden und Gehaltserhöhungen für Manager zu beschließen. Bei der letzten großen Wirtschaftskrise 2008 war das noch anders: Der der Gewinn-Rückgang lag bei 38,8% – die Gehälter der Vorstände sanken damals um 25,6%. Diesmal hatten nur die Arbeitnehmer:innen Gehaltseinbußen zu verzeichnen. Ihre Einkünfte sanken laut der Statistik Austria krisenbedingt um 1,8 Prozent.
Vermögenssteuern als Beitrag zu den Corona-Ausgaben
Aufgrund der wachsenden Ungleichheit sehen Arbeiterkammer, Gewerkschaft und SPÖ Multimillionäre und Milliardäre in der Pflicht, einen Beitrag zu den Corona-Ausgaben zu leisten. Auch die OECD kritisiert seit Jahren, dass die Besteuerung von Vermögen in Österreich viel zu niedrig ist und die von Arbeit zu hoch. Die NGO Attac fordert einen Lastenausgleich mit einer Solidarabgabe von 60 Prozent des Vermögens ab einer Milliarde Euro. “Die Coronakrise macht Schieflagen augenscheinlich. Viele ArbeitnehmerInnen wurden von der Krise hart getroffen. Eine Millionärsabgabe ist eine Frage der Gerechtigkeit, auch immer mehr Superreiche selbst fordern das ein”, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl. So sagt etwa die Milliarden-Erbin Engelhorn: “Ich habe für mein Erbe keinen Tag gearbeitet und zahle keinen Cent dafür. Besteuert mich endlich!”
Die Grünen unterstützen höhere Vermögenssteuern ebenfalls, doch sie können sich gegenüber der ÖVP nicht durchsetzen. Viele der Überreichen Österreichs sind eng mit der ÖVP verbunden und die verhindert seit Jahrzehnten Vermögenssteuern.
Hier kann ich keine Absolution erteilen, diese Sünden sind zu groß!
diese schw,,, kennen das wort sünde nicht mehr !