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5 Euro pro Quadratmeter: Wien entzieht Spekulanten zwei Drittel der Wohnungen

5 Euro pro Quadratmeter: Wien entzieht Spekulanten zwei Drittel der Wohnungen

Pixabay

Patricia Huber Patricia Huber
in Wohnen & Miete
Lesezeit:3 Minuten
27. November 2018
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Wohnen in Großstädten ist bis in den Mittelstand hinein nur schwer leistbar. Während in Europas Metropolen die Mietpreise explodieren, macht die Wiener Stadtregierung den Investoren jetzt strenge Vorgaben und weist Immobilien-Spekulanten in die Schranken. Europas Städte blicken gespannt auf Wien. 

Wien ist ein Sonderfall. Die Stadt hat selbst in der Hochphase des Neoliberalismus den gemeinnützigen Wohnbau erhalten. Heute wohnen 60 Prozent der Wiener und Wienerinnen in geförderten Wohnungen. Dort sind die Mieten begrenzt und die Verträge unbefristet. Das dämpft auch die Mietpreise am freien Markt.

7.000 neue Wohnungen baut die Stadt jährlich. Das ist doppelt so viel wie Berlin und dreieinhalb Mal so viel München. Dennoch sind auch in Wien die Mietpreise in den letzten zehn Jahren um mehr als 30 Prozent gestiegen – allerdings von einem niedrigen Niveau im europäischen Vergleich.

Grafik "Mietpreise im europäischen Vergleich" zum Thema: Geförderte Wohnungen in Wien
Mietpreise im europäischen Vergleich

 

Bodenspekulation hat geförderten Wohnbau verdrängt

Trotz des geförderten Wohnbaus hat die Stadt ein Problem: Investoren, die Geld mit dem Boden der Stadt verdienen wollen. Sie haben den Preis für bebaubares Land in der stark wachsenden Stadt enorm in die Höhe getrieben und damit auch den gemeinnützigen Wohnbau verdrängt.

Denn die Stadt Wien fördert die Errichtung von Wohnungen mit 1.700 Euro. 250 Euro davon dürfen Grundkosten pro Quadratmeter sein, der Rest ist ein Zuschuss für Planung und Bau. Die Quadratmeterpreise für Bauland liegen jedoch weit höher: Um 1.000 bis 2.000 Euro pro pro Quadratmeter werden heute Grundstücke in Wien verkauft. Wer also Bauland im Wert von 2.000 Euro pro Quadratmeter besitzt, will dort lieber Luxus-Wohnungen zum Verkauf errichten als geförderte Wohnungen mit höchstens 5 Euro Netto-Miete pro Quadratmeter.

Ohne Intervention gibt es Luxus-Eigentum aber keine leistbaren Mietpreise

Denn Luxus-Eigentumswohnungen können dann um 5.000 oder 6.000 Euro pro Quadratmeter verkauft werden. Und genau das ist in den letzten Jahren passiert. Lange Zeit waren zwei Drittel aller gebauten Wohnungen in Wien geförderte Wohnungen samt Mietgrenze. In den letzten Jahren setzen Investoren aber lieber auf den Bau von Eigentumswohnungen für den freien Markt: Nur mehr ein Drittel der Wohnungen ist gefördert, der Rest frei finanziert am Markt.

Zwei Drittel des Bodens für geförderte Wohnungen reserviert

Darauf reagiert Wien mit der neuen Bauordnung. Die rot-grüne Stadtregierung entzieht den Boden-Spekulanten zwei Drittel des Baulandes. So viel ist für den geförderten Wohnbau reserviert, wie die Bauordnung mit der Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ vorschreibt. Das heißt auch: In zwei Drittel der neuen Wohnungen gilt eine Mietgrenze von fünf Euro netto, sowie ein Verbot von Befristungen und Maklergebühren.

Grundbesitzer und Landwirte haben Millionen verdient

Die Stadt argumentiert, dass das Geschäft mit Grund und Boden kaum eine Leistung für die Wiener mit sich bringt. Ein paar Grundbesitzer und Landwirte verdienen Millionen, wenn sie lange genug warten und ihre Fläche gut verkaufen. Manchmal werden Projekte sogar blockiert, weil Investoren lieber warten bis der Preis steigt als mit dem Bau zu beginnen.

Deutschland staunt über Wien

In Deutschland staunt man über Wiens Entscheidung. Dort stehen die Städte der Mietkrise eher machtlos gegenüber, obwohl sie mittlerweile weit in den Mittelstand reicht. “Fünf Euro pro Quadratmeter – so geht’s“, titelt der Spiegel online. „Günstig wohnen? Wien ist einmalig. Diese Maßnahme begeistert“, berichtet das Deutschlandradio. Die Reform kommt laut deutschen Medien einem „Paukenschlag“ gleich. Nur aus der Immobilienwirtschaft kommt traditionell Kritik an einer zu starken Regulierung der Mietpreise.

Doch hier beruhigt der Stadtsoziologe Andrej Holm. 

„Tatsächlich braucht man (als Besitzer einer Immobilie) wohnungswirtschaftlich gesehen für eine abbezahlte Wohnung nicht mehr als vier Euro pro Quadratmeter.“ Mit vier Euro kann der Immbobilienbesitzer also seine Verwaltungskosten und die Instandhaltung eines Hauses begleichen.

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Helmut Hofmann
Helmut Hofmann
7. Juni 2019 16:41

Zu diesen Überlegeunngen stelle ich bloß zwei Fragen:
Es heißt da: „Mit vier Euro kann der Immbobilienbesitzer also seine Verwaltungskosten und die Instandhaltung eines Hauses begleichen.“ Bliebe ihm also 1 Euro zur Deckung der Anschaffungskosten und zur Deckung des nicht unerheblichen Vermietungsrisikos (Leerstehungsperioden, unbezahlte Mieten, Schäden am Mietgegenstand etc.),von mangelnder Wertsicherung des zwigenden Fixbetragens zu schweigen. Wird da bei sprunghaft steigenden Grundkosten nch irgendjemand frei bauen und vermieten wollen? ird es dann noch einen freien Markt mit Angebot und Nachfrage geben? Wer bestimmt dann die Preise – auch die der geförderten Wohnungen? Erraten: das politische Wohnbaumono- oder Oligopol.
2. Ist es nicht einfach grundfalsch zu glauben, die Bildung eines dem freien Markt entzogenen politisch reglementierten Sondermarktes führe zu leistbarem Wohnen für jene, die als Teilnehmer dieses Sondermarktes durch den Rost fallen, weil sie, aus welchen Gründen immer, nicht zu den begünstigten Personen gehören, die dieses Sondermarktes teilhaftig werden können? Werden nicht die Mieten für den allgemeinen Markt, auch oder gerade wenn er nur 1/3 des Gesamtmarktes darstellt, durch Angebotsverknappung und sprunghaft steigender Nachfrage ins Aschgraue steigen, die Mieten für die geförderten Wohnungen mit sich ziehen, auch wenn sie im Vergleich zu denen des allgemeinen Marktes deutlich billiger sein werden, und jene Entwicklung anheizen, die zu bremsen sie ersonnen wurden?
Ich denke, es gibt nur zwei Arten von Markt: den freien, der sich aus Angebot und Nachfrage zusammensetzt und den man nur durch Auflagen, die für alle, ohne Ausnahme, gleich sind, bis zu einem gewissen Grad regeln kann, oder den dirigistischen, behördlich bis ins letzte Detail geregelten, der allerdings noch nie irgendwo befriedigend funktioniert hat.

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ullmann
ullmann
6. Dezember 2018 16:46

Der wichtige soziale Frieden, den es auf Grund der guten Durchmischung in Wien’s Bevölkerungsgruppen gibt sollte auch von den Wohnungskosten abgerechnet werden. Die Kriminalität ist seit langen Jahren ständig sinkend und wird aber von den Wohnkosten nicht abgezogen. Man merkt kaum die Anwesenheit der Sicherheitsheitskräfte in Wien und das ist gut so. Das ist gelebte Integration Herr Bundeskanzler Kurz, jetzt fehlen noch die kostenlosen Deutschkurse, aber dazu brauchte man weder einen Staatssekretär noch einen Minister für Integration, sondern ein importierter Sektionschef von Dänemark, Schweden oder Kanada hätte genügt

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Matti Illoinen
Matti Illoinen
28. November 2018 14:01

Ich frage mich mittlerweile, ob in Deutschland so viele Verantwortliche an Dyskalkulie leiden, oder eher durch Lobbyismus beeinflusst, an einer unerträglichen Neo liberalen Ideologie?

Denn Fakt ist, dass die Grundstückspreise in Astronomische Höhen steigen, hat nichts aber auch gar nichts mit eigene Leistung der Besitzer zu tun, sondern einzig und alleine, durch die von der Allgemeinheit bezahlten Investitionen in die Infrastrukturen drum herum dieser Grundstücke/Immobilien.

In einer Stadt wie München sind seit den 50ziger Jahren, die Grundstücks und Immobilien Preise um mehr als 36000 Prozent gestiegen?

Auch in anderen Fällen geht Österreich einen anderen Weg. Siehe die Renten, welche dort auch die Gesetzliche Rentenversicherung ausgezahlt wird,um ein drittel bis über die Hälfte höher im Durchschnitt als in Deutschland.

In Deutschland heißt es spätestens seit Schröder Armut per Gesetz. Aber in Deutschland wurde und wird schon immer eine Politik für Reiche seit Adenauer gemacht. Auch damals schon unter Adenauer wurde die Reichen freundliche Steuer und Rentengesetzgebung installiert. Deutschland den Reichen!!!!

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Seit Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit als US-Präsident erlebt die amerikanische Demokratie eine Krise. Radikale Gruppierungen gewinnen zunehmend Einfluss. Im Interview spricht die Journalistin und Autorin Annika Brockschmidt über die Entwicklung der Republikanischen Partei, die rechten Strömungen, die sie geprägt haben, und darüber, warum es innerhalb der Republikaner heute kaum noch eine Grenze zwischen konservativen Positionen und offenem Rechtsextremismus gibt. Zitat: Rechtsradikale und Rechtsextreme geben bei den Republikanern jetzt den Ton an. Sie streiten sich zwar, welches inhaltliche Sub-Thema sie betonen, aber insgesamt ist diese Partei fest in der Hand von Extremisten. Auch unabhängig davon, wie sich die Partei personell weiter entwickelt - das wird sich so bald nicht ändern. Annika Brockschmidt

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