Der Kurz-Berater und ehemalige Chef der Wirecard AG Markus Braun wurde wegen Betrugsvorwürfen in Deutschland festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, massiv die Bilanzen der Firma frisiert zu haben und in illegale Finanzgeschäfte verwickelt zu sein. Brauner ist ein enger Berater von Bundeskanzler Sebastian Kurz und sitzt auch in dessen Experten-Gremium Think Austria. Der ÖVP hat er im Wahlkampf 70.000 Euro gespendet.
Gegen den Kurz-Vertrauten Markus Braun wird in seiner Rolle als Chef der Wirecard AG wegen Bilanzfälschung und der Marktmanipulation ermittelt. Am Montagabend hat er sich den Strafverfolgern in München gestellt. Wirecard soll seit Jahren seine Zahlen fälschen.
1,9 Mrd. Euro fehlen
Die Wirecard AG galt als Shooting Star der Börse in Frankfurt, ihr Chef Markus Braun als Vorzeige-Unternehmer und Vorreiter der modernen Finanzwirtschaft. Das Unternehmen machte sein Geld mit Zahlungsabwicklungen für Internet-Händler und im online Glückspiel. Durch das Aufsehen, das der Erfolg von Wirecard brachte, kam der gebürtige Wiener bald in Kontakt mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und wurde sein Berater.
Bereits seit über einem Jahr gab es Vermutungen, dass Wirecard seine Bilanz frisiert, um an der Börse besser dazustehen. Am Donnerstag (18.6.2020) kommt es jedoch zum Eklat: Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY), die seit Jahren die Abschlüsse des Unternehmens unter die Lupe nehmen, verkünden, dass es bei Wirecard zu massiven Fälschungen gekommen ist. Wirecard gab an, 1,9 Milliarden auf Treuhandkonten in den Philippinen zu lagern. Dieser Milliardenbetrag existiert jedoch nicht: Zertifikate, die diese Werte dokumentieren sollen, sind plumpe Fälschungen.
Die Wirecard-Aktie befindet sich auf Talfahrt, seit die Vorwürfe bekannt wurden und Markus Braun die Führung des Konzerns verließ. Am Montag (22.6.2020) stellte die Staatsanwaltschaft München einen Haftbefehl wegen Bilanzfälschung und der Marktmanipulation gegen Braun aus. Dieser stellte sich den Behörden noch am gleichen Abend. Am Mittwoch kommt er gegen 5 Mio. Euro Kaution frei.
Vorwürfe gegen Wirecard bereits seit Jänner 2019
Die Vorwürfe illegaler Finanzgeschäfte bestehen schon seit fast anderthalb Jahren. Damals veröffentlichte die Financial Times eine Recherche, wonach Wirecard in Singapur mit vorgetäuschten Umsätzen und gefälschten Verträgen arbeitet – mit dem Ziel, bessere Werte auf der Börse zu erzielen. Wirecard bestritt die Vorwürfe und gab selbst eine Prüfung ihrer Geschäfte in Singapur in Auftrag. Das Ergebnis war, dass es zwar kleine Ungereimtheiten gäbe, diese aber nur Einzelfälle betreffen und keine Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen hätten.
Die Finanzaufsicht in Deutschland wurde trotz der Vorwürfe gegen Wirecard nicht tätig. Im Gegenteil: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erstattete Anzeige gegen die Financial Times und den Autor. Der Vorwurf: Die Financial Times würde mit mehreren Investoren zusammenarbeiten, um von den Kursverlusten infolge der Anschuldigungen gegen Wirecard zu profitieren.
Nachdem die Manipulation bei Wirecard jetzt endgültig ans Licht gekommen sind, sieht der Präsident der BaFin, Felix Hufeld, Fehler beim Umgang mit dem Unternehmen von Braun ein. “Wir sind nicht effektiv genug gewesen, einen solchen Fall zu verhindern“, räumte Hufeld ein. „Ich nehme die öffentliche Kritik voll und ganz an.“
Braun ist enger Berater von Kurz
Markus Braun ist ein enger Verbündeter von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Zuvor hatte Braun die Neos finanziell unterstützt. Als Kurz jedoch die ÖVP übernommen hatte, verschob Braun seine Unterstützung zu den Türkisen. Insgesamt hat Markus Braun der ÖVP im Wahlkampf 2017 eine Summe von 70.000 Euro überwiesen. Die Spenden waren jedoch gestückelt, um die Kontrolle durch den Rechnungshof zu umgehen.
Neben finanziellen Zuwendungen unterstützte Markus Braun Bundeskanzler Kurz auch als Berater. Markus Braun ist auch Mitglied von „Think Austria“, dem Experten-Gremium, das Sebastian Kurz im Bundeskanzleramt eingerichtet hat. Dabei schien sich Kurz nicht daran zu stören, dass sein Berater immer wieder mit illegalen Finanzgeschäften in Verbindung gebracht wird.
Verbindungen zwischen Wirecard und der Raiffeisen Bank
Braun scheint auch gute Verbindungen zur Raiffeisen Bank zu haben. Bloomberg zufolge hat der Zahlungsdienstleister Kredite bei der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien in der Höhe von 60 Mio. Euro und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in der Höhe von 45 Mio. Euro.