Zwei US-ForscherInnen haben den Corona-Impfstoff „Corbevax“ entwickelt. Seit Dezember ist er in Indien zugelassen. Er wirkt gut und ist günstig herzustellen. Das Besondere: Die ForscherInnen haben kein Patent beantragt. Das bedeutet, dass „Corbevax“ ein Open-Source-Impfstoff ist. Er könnte einfach und günstig überall produziert werden, wo es technisch möglich ist.
Die reichen Industrieländer haben sich im vergangenen Jahr drei Viertel aller verfügbaren Impfdosen der Welt gesichert. Und das obwohl in diesen Ländern nur 16 Prozent der Weltbevölkerung leben. Diese ungleiche Verteilung von Impfstoffen bedeutet, dass Ländern des globalen Südens nur ganz niedrige Impfquoten haben. Das Corona-Virus läuft dort „durch“. Die Menschen sind ungeschützt. Nicht nur das: Es treten auch immer mehr Mutationen auf, die auch in die wohlhabenden Länder zurückkehren und dort zum Problem werden. Ein Teufelskreis, der jedoch – mit mehr Impfstoffen und besserer Verteilung – zu durchbrechen wäre. Ein Impfstoff, der im Dezember in Indien zugelassen wurde, könnte dazu beitragen: “Corbevax”. Peter Hotez und Maria Bottazzi vom Texas Children’s Hospital haben ihn entwickelt. Seit Jahrzehnten forscht das Team um Hotez und Bottazzi an Impfstoffen gegen verschiedene Krankheiten. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie haben sie damit begonnen, eine Corona-Impfung zu entwickeln.
„Corbevax“-Entwicklung auf Basis privater Spenden
Finanzielle Unterstützung von Seiten der US-Regierung für die Entwicklung ihres Impfstoffes hat das Team rund um Hotez und Bottazzi nicht bekommen. Denn diese hatte bereits ein eigenes Programm zur Impfstoffentwicklung eingeleitet.
Hotez und Bottazzi versuchten, die US-Regierung für ihre Impfstoff-Idee zu begeistern. Doch diese zeigten sich unbeeindruckt, erklärte Peter Hotez gegenüber NPR. “Die Leute waren so sehr auf Innovation fixiert, dass niemand auf die Idee kam: ‘Hey, vielleicht könnten wir einen kostengünstigen, haltbaren, leicht zu handhabenden Impfstoff verwenden, mit dem die ganze Welt geimpft werden kann'”, sagt Hotez.
“Wir konnten uns in den USA wirklich nicht durchsetzen, aber unser Ziel ist es, Technologien für die Produktion und den Einsatz in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu ermöglichen”, erinnert sich auch Maria Bottazzi.
Darum griff das ForscherInnen-Team auf einen Fördertopf zurück, in den vor allem Privatleute eingezahlt haben. In diesem sind über 6 Millionen Dollar gelandet. Das hat offenbar gereicht.
Günstig, wirkt und gut lagerbar: Der Protein-Impfstoff bringt viele Vorteile
Ähnlich wie „Novavax“ (in Europa schon zugelassen) ist „Corbevax“ ein Protein-Impfstoff. Diese enthalten winzige Teilchen des Erregers – damit der Körper nach der Impfung genau jene Antikörper produzieren kann, um den echten, „großen“ Virus nach einer Infektion abzuwehren. Anders die mRNA- und Vektorimpfstoffe (Biontech/Pfizer, Moderne, AstraZeneca): Sie enthalten die Informationen über den Bauplan jenes Proteins, das das Corona-Virus so speziell macht.
Keine Patent-Anmeldung: Der Open-Source-Impfstoff „Corbevax“
Die Forschenden haben auf eine Patent-Anmeldung verzichtet. Deswegen wird „Corbevax“ auch als Open-Source-Impfstoff bezeichnet. Hergestellt wird „Corbevax“ wird vom indischen Pharmaunternehmen „Biological E“.
Thanks @TexasTribune for including @BCM_TropMed @TexasChildrens Center for #Vaccine Development in the 2021 Year in Photos article. https://t.co/pucdbqpr5Z pic.twitter.com/fdkuJJcGtR
— Maria Elena Bottazzi (@mebottazzi) January 3, 2022
Möglicherweise ein Game-Changer, wenn es um den gerechten Zugang zu Impfstoffen geht
Die Produktion beim indischen Pharmaunternehmen kostet etwa 3 Dollar pro Dosis – damit ist die Herstellung deutlich günstiger als bei den bekannten mRNA-Impfstoffen. Die Wirkung ist gut: Laut eigenen Angaben schützt der Impfstoff zu 80 Prozent gegen eine symptomatische Infektion mit der Delta-Variante des Coronavirus. Ein großer Vorteil ist zudem die Aufbewahrung: Das Protein im Impfstoff ist stabil, man muss also nichts einfrieren – eine kühle Lagerung reicht aus.
“Corbevax ist ein Game-Changer“, glaubt Keith Martin, geschäftsführender Direktor des Consortium of Universities for Global Health in Washington, D.C. “Er wird es Ländern auf der ganzen Welt ermöglichen, diese Impfstoffe herzustellen und sie auf eine Weise zu verteilen, die erschwinglich, wirksam und sicher ist.