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Unternehmen mit 34-Stunden-Woche: „Die 4-Tage-Woche ist gekommen, um zu bleiben“

4-Tage-Woche in Österreich: Diese Unternehmen haben die Arbeitszeit verkürzt

Foto: epunkt / eigene Montage

Lena Krainz Lena Krainz
in 4-Tage-Woche
Lesezeit:5 Minuten
28. Februar 2023
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Das führende Recruiting-Unternehmen in Österreich hat seit November 2022 dauerhaft die 4-Tage-Woche eingeführt. Seitdem arbeiten die rund 300 Mitarbeiter:innen nur noch 34 Stunden pro Woche – bei vollem Lohn. „Jedes Unternehmen sollte sich mit der 4-Tage-Woche befassen. Dieses Thema ist gekommen, um zu bleiben“, sagt epunkt-Geschäftsführerin Andrea Bertl. Warum, erklärt sie im Kontrast-Gespräch.

epunkt ist Marktführer unter den Recruiting-Unternehmen in Österreich. Jede dritte IT- und Engineering-Fachkraft wird von ihnen vermittelt. Seit November 2022 gilt im Recruiting-Unternehmen epunkt die 34-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Für die knapp 300 Mitarbeiter:innen beginnt seitdem das Wochenende schon am Donnerstag.

4-Tage-Woche als Magnet und Kleber für Mitarbeiter:innen

Geschäftsführerin Andrea Bertl ist von den Vorteilen der 4-Tage-Woche in ihrem Unternehmen überzeugt.

„Wir haben uns immer schon für die 4-Tage-Woche interessiert. Zum einen, weil wir stets gern am Puls der Zeit sind und zum anderen, weil es bereits internationale Studien dazu gegeben hat, die zeigen, dass es funktioniert“, erzählt Andrea Bertl. Dass das Unternehmen schließlich den Schritt selbst gewagt hat, lag am Ende der Corona-Krise, die eine enorm hohe Nachfrage nach ihrer Dienstleistung brachte. „Während der Corona-Krise waren die Unternehmen sehr vorsichtig, aber dann ab Sommer 2021 gab es einen richtigen Peak. Die Wirtschaft ist wahnsinnig angesprungen, alle haben Unmengen an Personal gebraucht – auch in Kombination mit dem Fachkräftemangel. Wir hatten so viel Nachfrage, dass wir Aufträge ablehnen mussten“, erzählt Bertl. Gleichzeitig hat epunkt selbst nicht genügend Personal gefunden – auch weil viele Unternehmen ausgebildete Recruiter von ihnen abgeworben haben. „Dann haben wir gesagt, wir brauchen etwas, das für Mitarbeiter:innen einerseits wie ein Kleber und andererseits wie ein Magnet wirkt“, so Bertl.

Und so hat sich das Unternehmen entschieden, für 3 Sommermonate testweise die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohn einzuführen. Weniger Umsatz war dabei keine Option – denn das hätte sich das Unternehmen nicht leisten können.

„Wir mussten auf das vertrauen, was in internationalen Studien schon gut dokumentiert war: dass es möglich ist, die Produktivität zu steigern“, erzählt Bertl.

Nach der Testphase: 34-Stunden-Woche bei vollem Lohn eingeführt

Nach der Testphase zeigte sich, dass die Produktivität die Stundenreduktion nicht ausgleichen konnte. Dennoch hat sich das Management entschieden, dauerhaft – bis auf Widerruf – die 34-Stunden-Woche bei vollem Lohn einzuführen. Denn die Testphase sei zu kurz gewesen, um Rückschlüsse auf die Wirkung der 4-Tage-Woche zu erlauben, erklärt die Geschäftsführerin. Die Mitarbeiter:innen bräuchten Zeit, sich umzustellen und neu zu organisieren. Außerdem gab es viele Feiertage, einen Urlaubs-Nachholeffekt und die Nachwirkungen einer neu eingeführten Software.

„Wenn man nicht hinter der Idee der 4-Tage-Woche steht, kann man ihr die Schuld für alles geben, was nicht funktioniert. Aber wir glauben an die Vorteile der Arbeitszeitverkürzung, wie Produktivitätsgewinne, enorme Erholungseffekte und Mitarbeiterbindung“, ist Bertl überzeugt.

Die 4-Tage-Woche ist ein Deal mit den Beschäftigten – kein Geschenk

Sollte sich herausstellen, dass epunkt mit der 4-Tage-Woche die Unternehmensziele nicht erreichen kann, werden sie das auch wieder rückgängig machen. „Aber unser großes Ziel ist natürlich, das nicht zu tun, sondern der ganzen Welt und uns selbst und allen Kritikern zu beweisen, dass es möglich ist“, so Bertl. Die vergangenen Monate scheinen ihnen Recht zu geben: Bis jetzt liegen sie sehr gut im Budget. „Wir sind sehr zuversichtlich“, bestätigt Bertl.
Ein Grund für das Funktionieren der Arbeitszeitverkürzung sei auch die klare Kommunikation. „Die 4-Tage-Woche ist kein Geschenk, sondern ein Deal“, erklärt epunkt-Chefin Bertl. Denn von den Mitarbeiter:innen wird im Rahmen eines Fair Use Kodex erwartet, ihre eigenen Arbeitsziele zu erreichen. Und wenn ein Kunde beispielsweise nur an einem Freitag Zeit für einen Termin hat, dann kann und soll auch am Freitag gearbeitet werden. Auch wenn ein Feiertag ist, entfällt der freie Freitag. „Weil wir in der Testphase gesehen haben, dass sich die Arbeit in einer Drei-Tage-Woche nicht ausgeht“, so Bertl.
Dass dadurch mehr Druck und Stress bei den Mitarbeiter:innen entsteht, ist bei epunkt nicht der Fall. „90 Prozent der Mitarbeiter nutzt die 4-Tage-Woche sehr überzeugt. Das ist sicher unser stärkster und beliebtester Benefit, den wir haben“, sagt Bertl.

Das führende Recruiting-Unternehmen epunkt hat Standorte in Linz, Wien und Graz. (Foto: epunkt)

Umfrage: 83 Prozent der Unternehmen können sich 4-Tage-Woche vorstellen

Obwohl das Unternehmen im Normalfall nur noch Montag bis Donnerstag für seine Kundinnen und Kunden erreichbar ist, ist deren Reaktion überaus positiv. „Probleme gab es keine – im Gegenteil. Es sind sehr viele interessante Gespräche mit unseren Kunden zustande gekommen. Alle wollen wissen, wie wir das machen und wie das funktionieren kann.“
Das Interesse anderer Unternehmen an einer Arbeitszeitverkürzung zeigt sich auch deutlich an der Umfrage, die epunkt im Sommer 2021 durchgeführt hat. Von 236 befragten Unternehmen gaben 83 Prozent an, dass sie sich die 4-Tage-Woche mit kürzeren Arbeitszeiten vorstellen können.
Laut Bertl haben die Unternehmen erkannt, dass wir inzwischen einen Arbeitnehmer:innenmarkt haben, es also zu wenig Arbeitskräfte für die entsprechende Nachfrage gibt. Und sich die Betriebe deshalb mit den Wünschen der Dienstnehmer:innen beschäftigen müssen – darunter eben auch die Arbeitszeitverkürzung:

„Es wäre vermessen zu sagen, dass überall eine 4-Tage-Woche möglich ist. Aber ich finde, jedes Unternehmen sollte sich mit dem Thema auseinandersetzen. Gerade im Sinne des Fachkräftemangels. Denn das Thema ist gekommen, um zu bleiben.“

Arbeitszeitverkürzung als Antwort auf die immer schneller werdende Arbeitswelt

Für eine 4-Tage-Woche spricht auch ein Blick in die Geschichte und der Wandel der Arbeitswelt, findet Bertl: „Wir haben bald 50 Jahre keine Arbeitszeitverkürzung mehr gehabt. Dabei sind wir mit den ganzen neuen Arbeitsmethoden viel produktiver geworden. Ich bin sehr davon überzeugt, dass es auch wichtig und notwendig ist, die Arbeitszeit zu verkürzen, weil es einfach auch sehr viel anstrengender geworden ist.“

Mit den ganzen elektronischen Möglichkeiten sei alles viel schneller geworden. Gerade mit Corona sei dann noch einmal eine Verdichtung zustande gekommen – so spare man sich bei Treffen etwa die Wegzeit, weil es einfach online stattfindet.

„Als ich vor 30 Jahren anfing zu arbeiten, gab es kein Internet, kein Mail. Es hat Fax, Telefon und postalischen Verkehr gegeben. Es hat ewig gedauert, bis ein Vertrag von links nach rechts geschickt worden ist. Ich finde, dem muss man einfach Rechnung zollen“, so Bertl.

Deshalb hält die Geschäftsführerin auch nichts von Modellen der 4-Tage-Woche ohne Arbeitszeitverkürzung. „Jede Studie spricht dagegen. Eine echte 4-Tage-Woche ist für mich, wenn auch die Arbeitszeit verkürzt wird – und der Lohn gleich bleibt.“

Und Vorbilder gibt es dafür genug. Erst kürzlich ist der weltweit größte Versuch in Großbritannien überaus erfolgreich zu Ende gegangen. Aber auch in Österreich entscheiden sich immer mehr Unternehmen für die Arbeitszeitverkürzung. Austausch zwischen den Unternehmen ist dabei zentral, findet Bertl: „Man muss ja nicht immer das Rad neu erfinden. Wir machen nur das, was viele und bereits im großen Stil ausprobiert haben und Studien zeigen, dass es möglich ist. Es ist also nichts völlig Verrücktes, sondern wir folgen nur dem allgemeinen Trend“, ist Bertl überzeugt.

Parlament Das Thema "4-Tage-Woche" im Parlament

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Seit Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit als US-Präsident erlebt die amerikanische Demokratie eine Krise. Radikale Gruppierungen gewinnen zunehmend Einfluss. Im Interview spricht die Journalistin und Autorin Annika Brockschmidt über die Entwicklung der Republikanischen Partei, die rechten Strömungen, die sie geprägt haben, und darüber, warum es innerhalb der Republikaner heute kaum noch eine Grenze zwischen konservativen Positionen und offenem Rechtsextremismus gibt. Zitat: Rechtsradikale und Rechtsextreme geben bei den Republikanern jetzt den Ton an. Sie streiten sich zwar, welches inhaltliche Sub-Thema sie betonen, aber insgesamt ist diese Partei fest in der Hand von Extremisten. Auch unabhängig davon, wie sich die Partei personell weiter entwickelt - das wird sich so bald nicht ändern. Annika Brockschmidt

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