Der vergangene Juni war in Westeuropa der heißeste seit Beginn der Messgeschichte. Über 2000 Menschen starben an den Folgen der Hitze, rund 1200 Todesfälle davon wurden laut Forschung direkt durch den Klimawandel verursacht. Dabei werden Hitzewellen zu einem immer größeren Gesundheitsrisiko. Auch deshalb tritt mit 1. Jänner 2026 eine landesweite Hitzeschutzverordnung in Kraft, um Arbeitnehmer:innen besser vor extremen Temperaturen am Arbeitsplatz zu schützen. Trotz immer mehr Hitzetoten infolge des Klimawandels bezeichnet die FPÖ die Maßnahmen der Regierung als „Klimapanik“.
Österreich hat sich bereits um 3,1 Grad erhitzt – zweimal mehr als der globale Durchschnitt
Der Klimawandel trifft Österreich besonders hart. Momentan liegt die globale Durchschnittserwärmung bei 1,4 Grad. Im Gegensatz dazu sind es hierzulande derzeit 3,1 Grad – also mehr als das Doppelte. Dadurch werden Extremwetterlagen und somit auch Hitzewellen immer häufiger und intensiver. Schon jetzt sterben in Österreich rund 600 Menschen jährlich an den Folgen hoher Temperaturen. Und: Ein paar wenige Grad heißer machen bereits einen großen Unterschied. Die von Klimawissenschaftler:innen vorhergesagte Erwärmung von 3 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts würde in Österreich zu weit über 2000 Hitzetoten pro Jahr führen.
Im Sommer sind 400.000 Bauarbeiter:innen oft extremen Temperaturen, Wetterumschwüngen und UV-Strahlung ausgesetzt
Hohe Temperaturen sind vor allem für ältere Menschen sowie für jene gefährlich, die täglich im Freien arbeiten müssen. Besonders betroffen sind rund 400.000 Beschäftigte in Österreich, die im Sommer auf Baustellen oft ohne ausreichenden Schutz der prallen Sonne ausgesetzt sind. Dort herrschen mitunter extreme Bedingungen: In Krankabinen etwa kann die Temperatur rasch auf bis zu 50 Grad Celsius steigen. Erst im Juli ist ein 47-jähriger Bauarbeiter in Tirol unter der Hitze zusammengebrochen und verstorben.
„Das war schon früher so“: Die FPÖ verharmlost Gesundheitsrisiken durch Hitze
Wie die FPÖ zu hitzebedingten Gesundheitsrisiken für Arbeitnehmer:innen steht, zeigen Aussagen ihrer Funktionär:innen. Seit Jahren wird das Thema heruntergespielt, Fakten werden verkürzt oder falsch dargestellt. FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch weist etwa darauf hin, dass es Temperaturen jenseits der 30 Grad „immer schon“ gegeben habe.
Das mag zwar stimmen, aber die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad ist im Vergleich zu früher beinahe auf das Sechsfache angestiegen. Waren es im Zeitraum von 1961 bis 1990 in Wien jährlich 8 Hitzetage, so wurden 2024 schon 45 gezählt.
Weitere Abgeordnete behaupten, der Hausverstand ginge verloren, man solle einfach viel trinken. Auch, als in der letzten Nationalratssitzung vor der Sommerpause die Gefahren durch extreme Hitzewellen debattiert wurden, gab es wiederholt Zwischenrufe der FPÖ. „Eh, aber was sollen wir denn machen?“ heißt es dann.
Im FPÖ-Mediennetzwerk wird die Klimakrise ebenfalls verharmlost – so auch in einem FPÖ-TV-Video mit dem Titel „Klima-Hysterie und Panikmache: Vorbereitung auf den Klima-Lockdown“. Darin werden Warnungen vor Hitzewellen als übertrieben dargestellt, und etwa Waldbrände großteils auf Brandstiftung zurückgeführt. Zwar ist es richtig, dass viele Brände durch menschliches Handeln entstehen, doch ihre zunehmende Intensität und Unkontrollierbarkeit sind Folgen des Klimawandels: Ein Bericht des Met Office in Zusammenarbeit mit weiteren Forschungseinrichtungen zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für hohe Feuergefahr durch die Erderwärmung in Griechenland auf das Doppelte gestiegen ist. Ausgetrocknete Böden und veränderte Landnutzung bieten ideale Bedingungen für Feuer.
Auch Hitzeschutzmaßnahmen der Regierung – wie das landesweite Hitzetelefon, das bei extremen Temperaturen Beratung anbietet – kritisiert die FPÖ auf ihrer Website als „Teure Klimapanik“.
Zweifel am menschengemachten Klimawandel gab es bei der FPÖ schon immer
Es ist nichts Neues, dass Extremwetterereignisse von der FPÖ kleingeredet werden. Im Gegenteil: Es gehört quasi zur Parteilinie, den menschengemachten Klimawandel in Frage zu stellen und zu verharmlosen. So hieß es schon 2015 vom Ex-Parteiobmann HC Strache, der Ausstoß von CO2 habe nichts mit der Erderwärmung zu tun.
Auch der derzeitige FPÖ-Chef Herbert Kickl zweifelt den Beitrag des Menschen am Klimawandel an. Diese wissenschaftsfeindliche Haltung teilt er mit anderen Parteifunktionären wie dem EU-Abgeordneten Harald Vilimsky, der von einem “wohlstandsvernichtenden Ökosozialismus” spricht, oder dem FPÖ-EU-Abgeordneten Roman Haider, der über eine “Klimasekte” fantasiert. Kickl selbst hat zudem – wie schon in der Corona-Pandemie – kein Problem damit, Wissenschaftler:innen öffentlich anzugreifen. So warf er etwa dem Weltklimarat vor, eine “Glaubenskongregation” zu sein.
Wenn die Realität den „Klima-Experten“ die Antwort auf ihre Prognosen gibt. Und aufbauend auf diese ständig irrenden, klimahysterischen Glaskugler soll EUropa den wohlstandsvernichtenden Ökosozialismus einführen? pic.twitter.com/PL4cm9rLJ7
— Harald Vilimsky (@vilimsky) November 29, 2023
Ab 2026 sind Unternehmen verpflichtet, ihre Mitarbeiter:innen bei extremer Hitze zu schützen
Gegen zukünftige Hitzewellen hat die Bundesregierung jetzt Maßnahmen zum Schutz von Arbeitnehmer:innen beschlossen. Mit 1. Jänner 2026 tritt eine landesweite Hitzeschutzverordnung in Kraft. Sie konzentriert sich speziell auf Maßnahmen, die Unternehmen bei Hitzewellen treffen müssen. Bis jetzt konnten Arbeitgeber:innen selbst darüber entscheiden, ob sie den Beschäftigten frei geben oder ob gearbeitet wird. Mit den neuen Maßnahmen müssen Unternehmen bei Temperaturen über 30 Grad jetzt verpflichtend handeln. Unter anderem setzt man auf angepasste Arbeitszeiten, Reduzierung der Arbeitsschwere und mehr Schatten am Arbeitsplatz. Damit sollen Todesfälle auf Arbeitsplätzen im Freien künftig verhindert und die Belastung für Beschäftigte in Sommern deutlich reduziert werden.
Frühwarnsysteme, Kühlzentren und Betreuung von Senioren: Das macht Frankreich gegen Hitzewellen