Medien sollen die Bevölkerung informieren und die Herrschenden kontrollieren, um damit zu einer funktionierenden Demokratie beizutragen. So stellt man sich zumindest ihre idealtypische Rolle in Ländern mit garantierter Pressefreiheit vor.
Noam Chomsky & Edward S Herman stellen sehr gut dar, wie in der Realität politische und ökonomische Machtstrukturen bestimmen, ob und wie Nachrichten die Bevölkerung erreichen.
Eine genaue Beschreibung dieses Phänomens haben Noam Chomsky und Edward S Herman in ihrem Propaganda-Modell gegeben. Diese Theorie, die erstmals 1988 im Buch „Manufacturing Consent. The Political Economy of the Mass Media“ (auf Deutsch “Die Konsensfabrik. Noam Chomsky und die Medien”) publiziert wurde, beschreibt, wie die politischen und ökonomischen Eliten ein Propagandasystem durch die Massenmedien aufbauen. Dieses wird dazu verwendet, die öffentliche Meinung zu lenken und gesellschaftlichen Konsens zugunsten einer Oberschicht zu produzieren. Gleichzeitig bleibt jedoch die Illusion von freien Medien und demokratischer Meinungsbildung gewahrt.
Noam Chomsky & Edward S Herman: Medien als Instrument zur Sicherung der Macht
Die Medien werden nach Herman und Chomsky ganz grundsätzlich von den Eliten als Instrument zur Sicherung ihrer Macht und Interessen missbraucht. Während die Eliten in totalitären Staaten Gewalt zu ihrer Legitimierung nützen, wird in Demokratien die Berichterstattung systematisch beeinflusst, um so Konsens im Interesse der Oberschichten zu erzeugen. Noam Chomsky selbst fasst das mit diesem Zitat zusammen:
„Ohne Knüppel, ohne Kontrolle durch Gewalt, muss man das Denken kontrollieren.
Dazu greift man zu dem, was in ehrlicheren Zeiten Propaganda genannt wurde.“
Dabei geht es den beiden Wissenschaftlern hier nicht um das Aufdecken einer großen Verschwörung, sondern einfach darum, tendenziöse Berichterstattung als Produkt ökonomischer Sachzwänge begreifbar zu machen.
Die fünf Filter
Um darzustellen, wie die Berichterstattung trotz formaler Pressefreiheit beeinflusst wird, nennen Edward S Herman und Noam Chomsky fünf Filter. Diese stellen die wirtschaftlichen und politischen Einflussfaktoren dar, die bestimmen, ob und wie eine Nachricht vermittelt wird. Dieser Prozess geschieht oftmals nicht öffentlich und von journalistischer Seite nicht einmal bewusst. Somit bleibt die Illusion von Pressefreiheit, unabhängigen Medien und demokratischer Konsensbildung in der Bevölkerung erhalten. Die Wirkung dieser Filter wurde auch immer wieder in internationalen Fallstudien untersucht.
Filter 1: Die EigentümerInnen und ihre (finanziellen) Interessen
Um das Verhalten jeder Institution leichter zu verstehen, ist es sinnvoll, zuerst einen Blick auf die inneren Strukturen zu werfen. Darum handelt es sich beim ersten Filter im Propaganda-Modell um die Besitzverhältnisse eines Mediums. Die Interessen der EigentümerInnen wirken sich natürlich auch auf die Berichterstattung ihrer Medien aus. Beispielsweise gehörte der große US-Fernsehsender NBC bis 2009 zu 100 % und bis 2013 zu 49 % dem Großkonzern General Electric. Dieser Misch-Konzern war aber nicht nur in der Medienbranche tätig, sondern unter anderem auch in der Rüstungsindustrie. General Electric (GE) versuchte somit die Berichterstattung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Der Sender musste tendenziell potentielle Kriege unterstützen und negative Berichterstattung über Konflikte, in denen mit GE Waffen gekämpft wird, zurückhalten.
Bei diesem Filter muss außerdem festgehalten werden, dass die Besitzverhältnisse besonders durch zwei Faktoren geprägt werden. Erstens benötigt man enorm viel Geld, um ein Medium mit relevanter Reichweite zu gründen. Die Medienlandschaft wird also hauptsächlich von großen Konzernen geprägt. Zweitens kann man einen Prozess der Medienkonzentration beobachten. Es gibt zwar eine scheinbare Medienvielfalt, doch tatsächlich besitzen einige wenige große Unternehmen die Mehrheit der Zeitungen, TV- und Radiosender. Herman und Chomskys Analyse beschränkt sich zwar nur auf den US-Markt, sie gehen aber davon aus, dass diese Punkte für alle entwickelten Demokratien gelten. Wie es genau um die Besitzverhältnisse der österreichischen Medien bestellt ist, haben wir bereits hier dargestellt.
Filter 2: Die Einnahmequellen: Werbung macht Inhalt
Um als Medium langfristig erfolgreich sein zu können, reicht es nicht, vermögende EigentümerInnen zu haben. Diese wollen nämlich auch Profite sehen. Zeitungen decken beispielsweise ihre Kosten längst nicht mehr durch den Verkauf, sondern machen ihre Gewinne vor allem mit den Inseraten. Schätzungen gehen davon aus, dass österreichische Tageszeitungen im Durchschnitt 90 % ihrer Einnahmen aus Inseraten lukrieren.
Fernsehsender leben fast ausschließlich von TV-Spots. Um gewinnbringend wirtschaften zu können, ist man also von den Werbeeinnahmen und damit von anderen Unternehmen abhängig. Die inserierenden Konzerne bestimmen dadurch die Auswahl und Vielfalt der Medieninhalte wesentlich mit. Diese Abhängigkeit führt auch dazu, dass die Medien stark dazu neigen, werbetaugliche Inhalte zu publizieren.
Banalisierung der Inhalte
Formate werden also für die Werbetreibenden erstellt und nur in zweiter Linie für die LeserInnen, HörerInnen, SeherInnen. Dadurch kommt es unter anderem zu einer Banalisierung des Angebotes. Unternehmen meiden beunruhigende oder kontroverse Inhalte als Plattform für ihre Produkte, da sie die Kaufstimmung beeinträchtigen könnten. Somit werden eher leichte Programminhalte produziert, da diese billiger zu erzeugen sind und vor allem auch mehr Werbeeinnahmen generieren.
Selbstzensur: Die Schere im Kopf
Eine weitere Auswirkung ist die Selbstzensur der Medien. Um Werbekunden nicht zu vergraulen, wird bewusst auf Inhalte verzichtet, die ihnen schaden würden. So wird ein Medium einen Bericht über vermehrte Fettleibigkeit unter Kindern eher zurückhalten, wenn ein großer Sponsor ein Fast-Food Konzern ist. Diese Einflussnahme auf die Blattlinie erfolgt oftmals ohne direktes Einwirken der Werbenden und wird durch vorauseilenden Gehorsam automatisch durchgeführt. Dieser Mechanismus wird auch „die Schere im Kopf“ genannt.
Filter 3: Quellen: Wer produziert die News?
Medien brauchen für ihre Arbeit vor allem eines: Informationen. Der steigende Kostendruck in der Branche führt zu einer Ausdünnung der Redaktionen und somit nimmt der Anteil der selbst recherchierten Meldungen ab. Die Hauptzulieferer von Informationen sind heute PR- und Nachrichtenagenturen.
Wir erleben eine Professionalisierung der Pressearbeit von Unternehmen und politischen Gruppen, wobei auch hier gilt: Je finanzstärker diese sind, desto erfolgreicher können sie PR-Arbeit leisten.
Win-Win-Situation „Copy & Paste“
Oftmals übernehmen JournalistInnen einfach Meldungen, die sie auf Pressekonferenzen oder durch Aussendungen erhalten, damit verwandeln sie PR-Berichte in vermeintlich journalistische Fakten. Für die PR-Arbeiter ist dies der optimale Fall, weil der Absender seine Argumente 1:1 und ohne Widerspruch ans Publikum bringt. Das Medium wiederum erspart sich Recherche und wirkliche Bearbeitung des Themas.
“Laut einer Untersuchung des britischen Journalisten Nick Davies gehen gerade mal 12 Prozent der Artikel in britischen Qualitätsmedien auf tatsächliche Eigenrecherche von Redakteuren zurück. 41 Prozent beinhalteten PR-Material und 13 Prozent unterschieden sich nur unwesentlich von PR-Texten. Zeitungssterben und Profitlogik haben auch die Arbeitsbedingungen in den Redaktionen verschlechtert: JournalistInnen haben heute um zwei Drittel weniger Zeit als noch in den 1980er Jahren. Während die Zahl der Redakteure leicht abgenommen hat, hat sich die Menge an Texten, die sie produzieren müssen verdreifacht. Dazu kommt, dass mittlerweile mehr Menschen dafür bezahlt werden, die öffentliche Meinung im Sinne der Unternehmen und Politiker zu beeinflussen als es Journalisten gibt.” (1)
Die Rolle der Nachrichten-Agenturen
Die zweite wesentliche News-Quelle sind Nachrichtenagenturen wie z.B. die APA. Ein guter Teil aller Zeitungs-Nachrichten besteht lediglich aus mehr oder weniger gekürzten Agentur-Meldungen. Aber wer bestimmt, was Agentur-Text wird und was nicht?
Unter anderem sind die Agenturen bei ihrer Arbeit sehr auf die Kooperationsbereitschaft von Regierungen und Konzernen angewiesen. Zudem sortieren sie Meldungen aus, die sie als wenig relevant oder nicht medientauglich erachten. Insgesamt schaffen es also vielfach Nachrichten nur in die Öffentlichkeit, wenn Institutionen ein Interesse daran haben und wenn sie den medialen Verwertbarkeitskriterien entsprechen.
Filter 4: Abweichung wird bestraft: Öffentliche Kritik oder Geldentzug
Berichte oder Sendeformate, die den politisch und wirtschaftlich Mächtigen unangenehm sind, werden systematisch mit negativen Reaktionen beantwortet. Das können von PR-Agenturen gesteuerte negative Leserbriefe, Anrufe oder Forenkommentare sein, aber auch persönliche Drohungen, Beschwerden oder Werbekunden, die mit dem Stopp von Inseraten drohen.
In Deutschland blieb etwa eine Reihe von Artikel und Reportagen über streikende Lufthansa Piloten nicht ganz ohne Folgen für die Süddeutsche Zeitung: Als Reaktion hat die deutsche Fluglinie dem Management der Süddeutschen Zeitung angedroht, ihre rund 10.000 Abonnements zu senken. Wegen der Signalwirkung solcher „Einzelfälle“ ist ein häufiges direkt drohendes Eingreifen nur selten notwendig, in vorauseilendem Gehorsam gegenüber den Mächtigen werden kritische Artikel von vornherein vermieden.
So berichtet die britische Journalistin Kate Connolly, dass eine ganze Reihe von anderen Zeitungen und Magazinen ihre gut recherchierten Berichte über die Lufthansa-Piloten gleich von vornherein abgelehnt haben.
Filter 5: Antiideologie
Noam Chomsky und Edward S Herman haben ihr Propaganda-Modell unter den Eindrücken einer bipolaren Welt im Kalten Krieg entwickelt. Darum nannten sie folgenden Filter erst Antikommunismus, später aktualisierte Herman den Begriff auf Antiideologie.
Im Wesentlichen geht es hierbei um das Setzen von Grenzen akzeptabler Meinungen. Darf etwa eine bestimmte Religion oder Religion an sich abgelehnt werden? Wie viele Wirtschaftsjournalisten haben während der Griechenland-Krise die fetischhafte Kürzungspolitik Deutschlands kritisiert? Werden in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen steigende Aktienkurse und Gewinne mit damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen und sozialen Kennzahlen verglichen?
Krieg gegen Kommunismus, Krieg gegen Terror
Für die USA nennen Herman/Chomsky als Beispiel die Schaffung eines gemeinsamen Feindes, wie es früher der Kommunismus und heute der islamische Terrorismus ist. Beides erzeugte oder erzeugt Unterstützung für die herrschende Politik. Wer also im Kalten Krieg die US Unterstützung für faschistische Organisationen in Lateinamerika kritisierte, wurde schnell als KommunistIn gebrandmarkt. Ganz unter dem Motto: Wer gegen uns ist, ist für die anderen und die sind das absolut Böse. Daher ist ihre Meinung nicht legitim.
Heute gilt dasselbe beim Kampf gegen den Terror. Somit wird jede Meinung, die zu weit vom politischen Mainstream abweicht, durch diesen Filter delegitimiert, bzw. wird dafür gesorgt, dass diese gar nicht erst in den Medien unterkommen.
Kritiker von Anti-Terror-Maßnahmen geraten in diesem System rasch in der Nähe von Terror-Unterstützern. Im Deutschland der 70er Jahre wurden Linke ganz oft kollektiv als „Sympathisanten“ der RAF gebrandmarkt, um ihrer politischen Willensäußerungen die Legitimität abzusprechen.
Beispiele für das Wirken der Filter
Edward S Herman und Noam Chomsky versuchten auch ihre Thesen mit Fallbeispielen zu untermauern. Das wohl bekannteste ist ihr Vergleich zwischen der Berichterstattung in den US-Medien über die Genozide in Kambodscha und Osttimor. Beide Verbrechen geschahen Ende der 70er jahre und gelten in ihrer Art als ähnlich. Der wichtigste Unterschied: In Kambodscha wurde es von den kommunistischen Roten Khmer begangen in Osttimor von der US-freundlichen indonesischen Regierung. Den beiden Wissenschaftlern fiel auf, dass über den Völkermord in Kambodscha deutlich öfter berichtet wurde. Daraufhin fingen sie an Meldungen zu zählen und abgedruckte Flächen zu vergleichen, um ihre These zu stützen. Das Ergebnis: Die New York Times druckte beispielsweise insgesamt 29,84 m in Spaltenbreite über die Geschehnisse in Kambodscha und nur 1,78 m über Osttimor.
Wirkung der Filter am Beispiel der Kriegsberichterstattung
Bei diesem Beispiel treten die Filter deutlich zum Vorschein:
– In Osttimor wurde mit US-amerikanischen Waffen gekämpft, Berichte über die dortigen Verbrechen hätte zu Verlusten von MedieneigentümerInnen (Filter 1) und Inserierenden (Filter 2) geführt.
– Das US-Außenministerium war natürlich an einer Delegitimierung von kommunistischen Regimen interessiert und versorgte die Medien gerne mit Informationen über die Verbrechen in Kambodscha, wohingegen Indonesien als wichtiger Verbündeter in der Region galt (Filter 3).
– Bestrafung für Abweichung ist immer schwer nachweisebar, da diese meist verdeckt geschieht. Jedoch wurde Noam Chomsky selbst heftig für seine Analyse der Kriegs-Berichterstattung kritisiert (Filter 4).
– Der hier wohl auffälligste Filter ist jener der Antiideologie (Filter 5). Der Genozid in Osttimor wurde lang nicht als solcher bezeichnet, da er mit der Bekämpfung der kommunistischen FRETELIN Partei versucht wurde zu begründen. Wohingegen die Verbrechen in Kambodscha von KommunistInnen begangen wurden.
Die Spitze des Eisbergs: Berichte von Krieg und Konkurrenz
Ganz generell kann gesagt werden: Zuspitzung und Exempel von medialer Propaganda bieten immer die Kriegsberichterstattung und die Inhalte des Ressorts Wirtschaft. Die Konzerne befinden sich ja auch im permanenten Dauerkriegszustand. Mit den Konkurrenten sowieso, nicht selten mit der Belegschaft und oftmals auch mit Interessen einer Gesellschaft oder Teilen davon.
Medien konsumieren mit dem Wissen um die Filter
Wenn wir also eine Zeitung aufschlagen, muss uns bewusst sein, dass die Nachrichten keinesfalls die ganze Wahrheit darstellen. Wir bekommen lediglich gut gefilterte Informationshäppchen serviert. Die medial dargestellte Realität ist eine Realität, die die Interessen der Eliten schützt. Doch mit dem Wissen um diese Filter ist schon der erste Schritt getan, um sich gegen Propaganda und Kontrolle zu verteidigen, sagen Noam Chomsky und Edward S. Herman.
Weiterführendes und Literatur:
Journalismus und soziale Herkunft
Der Kommunikationswissenschaftler Siegfried Weischenberg hat im Jahr 2005 in seiner Studie „Die Souffleure der Mediengesellschaft: Report über die Journalisten in Deutschland“ zur sozialen Herkunft von Journalisten gezeigt, dass lediglich 8,6 % der Journalisten aus Arbeiterhaushalten kamen. 43 % entstammten Angestelltenhaushalten, 24 % Haushalten von Beamten, 23 % von Selbständigen. Es darf vermutet werden, dass dieser persönliche Hintergrund sowohl die Themenwahl als auch die Bewertung von Nachrichten beeinflußt.
Auf statistiker-blog.de schreibt dazu Tilmann Weigel in seinem Text “Die soziale Herkunft von Journalisten“:
“Allerdings dürfte auch der schwierige Zugang zu dem Beruf eine Rolle spielen. Es gibt viele Bewerber für die offenen Stellen und es wäre naiv zu glauben, dass da die Herkunft nicht helfen kann. Wobei es wichtig ist festzuhalten, dass natürlich nicht jedes Kind eines Beamten oder Angestellten aus der oberen Mittelschicht stammt. Auch Verkäuferinnen sind Angestellte, der Polizeihauptmeister im Mittleren Dienst ist auch ein Beamter.”
Interessant zu wissen wäre hierzu noch, wie die statistischen Zahlen bei RessortleiterInnen und ChefredakteurInnen aussehen.
Postet unterhalb dieses Artikels weitere Informationen zum Thema. Brauchbare Inhalte bauen wir – mit Verweis auf den jeweiligen LeserInnen-Kommentar – in den Text ein.
Fußnoten:
(1) Zitiert aus: “Irren mit Hausverstand: Warum scheinbar einfache Lösungen und Alltagsregeln falsche Ratgeber sind”, Rafael Buchegger 2013
»Wie kann es sein, dass wir so viel Information heben und so wenig wissen?«
Avram Noam Chomsky
Eine Antwort – eine!
… haben …
Ganz toll erklärt Julia Herr, wie die ÖVP in Österreich die Medien unter Kontrolle hat:
Riesige Werbebudgets. Medien, die der ÖVP-nahen Raiffeisen und der Kirche gehören. Regierungs-Verantwortung, die genutzt wird, um „brave“ Medien zu fördern, kritische Medien zu bestrafen.
https://www.youtube.com/watch?v=Sf3jBfKpUmU
Lustig ist, dass euer Blog als Zeichen der Zensur das Beispiel der Beschimpfung von Linken als Terrorhelfer nennt. Denn zweifellos ist es heute ein großer Sport bei SPÖ und Grünen, jeden Kritiker linker Politik als “rechtsradikal” zu diffamieren. Die These von der Steuerung der Medien ist richtig, allerdings sind es die Linken, die sie steuern.
“… Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? …” (Matt. 7,3)
Ich finde es natürlich schön, dass mein Statistiker-Blog hier zitiert wurde. Gleichzeitig ist es aber bedenklich, wie selektiv meine beiden Beiträge über den Journalismus zitiert werden. Ich hatte nämlich zwei Artikel geschrieben, die sich beide auf empirische Erhebungen stützen. Eine über die Herkunft von Journalisten (überwiegend aus dem Bildungsbürgertum) und eine zu ihrer politischen Ausrichtung (überwiegend links, vor allem grün).
Beide Beiträge werden gerne im Internet zitiert, allerdings je nach politischer Ausrichtung immer nur einer der beiden. Linke Blogger und Kommentatoren zitieren gerne den über die soziale Herkunft, konservative den über die Vorherrschaft rot-grüner Anhänger in den Medien.
Ihr Einwand stimmt vielleicht, wenn man die Grünen 2018 “links” verortet.
Aber stehen die Grünen heute nicht eher für jung, modern, umweltbewußt, liberal?
Deswegen ists ja auch für Journalisten akzeptabel, bei Umfragen “grün” anzugeben. SPD geht irgendwie, ist aber nicht wahnsinnig hip. CDU ist peinlich außer für deklarierte Lodenfreaks. FDP geht, weil liberal immer passt. Die Linke ist natürlich zu radikal.
Also kreuzen mal 36 % Journalisten “grün” an. Kommt cool, klingt eben nicht nach “links” oder “rechts” und man gibt sich modern.
Filter 6: Das Personal.
Im Journalismus ist die Bevölkerung beiweitem nicht repräsentativ vertreten. Der Großteil der RedakteurInnen kommt aus der oberen Mittelschicht bzw. unteren Oberschicht. Nur wenige Ausnahmen schaffen es aus der Arbeiterschicht in diesen “erlesenen” Kreis. Da herrscht natürlich auch ein völlig unterschiedliches Problembewusstsein. Und wer aus wohlhabenderen Kreisen stammt, wird sich nicht gegen die herrschenden Verhältnisse, die für diesen Wohlstand gesorgt haben, aufbegehren.
Kollegen, die einen kritischeren Blick auf zb die bestehende ungerechte Verteilung der erwirtschafteten Wertschöfpung werfen, haben keine Perspektiven in der Hierarchie aufzusteigen (und über die Inhalte mitzubestimmen).
Dazu kommt, dass viele Kollegen gerne Teil der elitären Kreise wären. Und sich dementsprechend profilieren wollen/müssen. Besonders krass zu beobachten in den Ressorts Innenpolitik, Wirtschaft und Sport.
Es war geplant, diesen Artikel um genau diesen Aspekt zu erweitern. Er wird im Text “Soziale Herkunft von Journalisten” angerissen: http://www.statistiker-blog.de/archives/herkunft-journalisten/5250.html
Aber Sie sind uns mit ihrem Hinweis zuvor gekommen 🙂
Inzwischen gibt es den Absatz “Journalismus und soziale Herkunft” – Herzlichen Dank für den Hinweis!
Regel 6, Hinweis auf Journalistenherkunft. Wie der Schelm denkt, so ist er. Die wenigsten , Max. 3%, von der geistigen Unterschicht praktisch keiner, kann sich vorstellen, dass ein Mensch über seinen angedichteten Schatten springt.
Guter Artikel!
Aber eins will ich doch bemängeln, was selbst Noam Chomsky anscheinend nicht versteht.
Noam Chomsky spricht von “demokratischen Gesellschaften” und auch im Artikel wird immer wieder von Demokratie gesprochen. Das ist eine unzulässige Verkürzung des Begriffs der “repräsentativen Demokratie” die nur zu dem Zweck der Abwehr gegen die echte (direkte) Demokratie und dem gemeinen Volk erdacht und umgesetzt wurde!
Hierzu empfehle ich die doch schon zahlreichen Vorträge von Professor Rainer Mausfeld bzw. die PDF-Dokumente dazu.
Immer wieder diese unzulässige Verkürzung des Begriffs zu bringen ist selbst schon Fehlinformation und verzerrt die Realität!
Wenn man von echter Demokratie sprechen will, dann muss man die Schweiz als Beispiel dazu schreiben. Aber auch die Regierenden der Schweiz umgehen das Volk, wenn übergeordnete Interessen bestehen (siehe NATO).
Ein kleiner Nachtrag bezüglich der Schweiz und der NATO. Hier ein Artikel, der das kurz näher beleuchtet und insbesondere auch auf die Rolle der Medien hinweist.
https://swprs.org/2017/03/01/schweizer-medien-nato/
Die Manipulation mit den Wahrheiten, als einem Teil der gesamten Realitäten lässt sich dauerhaft die unantastbare Macht ausüben. Die Aufmerksamkeit sollte der anderen nachweisbaren Bestandteilen der gesamten Realität gewidmet werden. Besonders dann, wann die Wahrheiten auf einer grundlegenden, sorgfältig verdeckten Unwahrheit, als Folgewirkungen zahlreichen gesteuerten Prozessen entstehen. Unvermeidliche entsteht dadurch eine gesamte Fläche des kontrollierten Chaos und dafür werden die ganzen Teilsystemen konstruiert und gesetzlich verankert um eine reale rechtliche und parlamentarische Kontrolle so lange herauszuzögern, bis neue erzwungene Realität, eine neue gezielte Wahrheit nicht bilden würde. “Wir schaffen die Realitäten” heißt ganz einfache Formel und sie wird immer erneut auf einer Unwahrheit aufgebaut.
So tief muss man gar nicht graben. In den Satzungen der Redaktionen der großen US-amerikanischen Zeitungen steht eindeutig, dass die USA in positivem Licht darzustellen sind. Das hat sich zum Teil bis in die deutsche “Lizenz”presse durchgesetzt, z.B. die Bildzeitung.
Ich bin ganz bei euch, nur bitte zieht eure Informationslage grade. General Electric ist seit 2013 nicht mehr Eigentümer von NBC, sondern hat sämtliche Anteile an Comcast abgetreten.
Danke für den Hinweis, ist korrigiert!