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Gesegnet sei das Paket

Gesegnet sei das Paket

Andrea Maria Dusl Andrea Maria Dusl
in Andrea Maria Dusl - Comandantina
Lesezeit:4 Minuten
22. Dezember 2017
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Wir müssen sparen, sagen die Geldbeobachter. Sparen, sparen, sparen. Den Gürtel enger schnallen. Wir müssen uns von den Zeiten der Umverteilung verabschieden, sagen sie. Die fetten Zeiten der Verteilung haben den falschen Leuten Gewinn und Zuneigung gebracht. Den Hängemattenschauklern, den Tachinierern, den Faulenzern, den Eindringlingen in unser Sozialsystem.

Schnitzellands Geldbeobachter sind nicht die einzigen, die dies sagen. Kaum ein Monetensprecher im reichen Europa, der nicht ähnliche alte Töne anschlägt. Aber was meinen die Truchsesse mit “Sparen”? Meinen sie damit das Füllen des Sparschweins, das Bunkern der Überstände, das Anlegen von Kapital?

Das meinen sie nicht. Mit “Sparen” meinen sie “Einsparen”. Das Kürzen von Ausgaben, das Streichen von Transferleistungen. Finanzpolitik ist nicht nur das Jonglieren mit Zahlen, darf geantwortet werden, Finanzpolitik ist vor allem ein Spiel mit Worten. „Sparen“ klingt gut, klingt besser als „Einsparen“. „Gürtel-enger-schnallen“ klingt gut, klingt besser als „Hungern“. „Ausgabenkürzen“ klingt gut, klingt besser als „Streichen von Leistungen“, klingt besser als „Erhöhen von Steuern“.

Die fetten Jahre sind vorbei!

Dem Staat fehlt Geld. Viel Geld. Ihm fehlt das Geld, das er gerade mit vollen Händen ausgegeben habe. Aber wofür hat der Staat Geld ausgegeben? Für die Menschen mit den enger geschnallten Gürteln? Den Menschen mit den zusammengekürzten Leistungen? Den Menschen bar frischer Hoffnung? Nein. Das Geld wurde für andere ausgegeben. Bedürftigere. Es wurde ausgegeben für die Rettung der Banken, für die Stabilisierung der Finanzmärkte.

Wie hieß der Spruch der letzten fetten Jahre? “Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut!” Das tumbe Junktim von Wirtschaftsblüte und persönlichem Wohlbefinden ließ sich immer auch umgekehrt verkaufen. Geht’s den Finanzhaien schlecht, geht’s der Wirtschaft schlecht, geht’s der Wirtschaft schlecht, geht’s uns allen schlecht. Wer sind diese Alle? Die Mobilisierbaren. Die Manipulierbaren. Die Boulevardisierten.

Allein, die Rechnungen stimmen nicht. Vom Wohlergehen der Finanzmärkte hatten vor allem die Banker was. Der kleine Mann und die kleine Frau, stets ins Treffen geführt, wenn es galt, Einheit zu beschwören, das Volk zu mobilisieren (was immer das auch sein mochte und mag, die Einheit, das Volk), der kleine Mann und die kleine Frau hatte nichts vom Gesunden der Kapitalmärkte. Nichts. Der kleine Mann und die kleine Frau schauten europaweit durch die Finger. Und im Spiegel sahen sie das Schwinden des Weißen in ihren Augen. Als die Pyramidenspiele der Boni-Milliardäre in die Luft flogen, traten die Säckelwarte auf den Plan, pumpten Milliarden in die Monopolykassen und laberten salbunsvolle Texte in die Mikros. An den Boni der Banker und Brooker änderte sich nichts (auch wenn sich hier nur symbolhaft hätte schrauben lassen), am System änderte sich nichts. Das Rating-Kartell dachte sich neue Spiele aus und begann, unliebsame Staaten an der Peripherie gegen den Abgrund zu stoßen. Wieder traten die Finanzminister auf den Plan und abermals schnürten sie Riesenpakete. Und wieder schafften sie uns das Sparen an. Stiftungsvermögen, arbeitslose Einkommen durch Kapitalerträge, Bilanzmagie durch Gruppenbesteuerung, mafiöse Praktiken und das Vergeuden von Energie blieben unangetastet.

Das Kapital ist scheu!

Das Kapital sei scheu wie ein Reh, war das immunisierende Argument der Säckelwarte und Truchsesse und sie meinten damit: Es suche sich andere, denen es via Lobbyisten Geld in den Parteiarsch blase. Vielleicht sollten wir uns die scheuen Rehe sparen, sagten darauf die kritischen Beobachter und Kassandra-Rufer. Und mit den scheuen Rehen die Lobbyisten, Boni-Akrobaten und die Gürtel-enger-Schnaller. Sie blieben ungehört, wurden vom Vorstandsetagen belächelt und von den Bütteln des Boulevards mit Spott und Häme übergossen.

Zu Weihnachten kommt das Paket. Das ist die Erzählung, die ein Jahresende begleitet. Auch 2017 wird dieses Narrativ mobilisiert. Die Regierungsverhandlungen zwischen Prinz Basti und Pauker Bumsti, von der bürgerlichen Presse und vom kleinbürgerlichen Boulevard mit wohlwollender, ins liebevolle schrammender Berichterstattung begleitet, standen unter einem zentralen Adventversprechen: Zu Weihnachten steht die Regierung, zum Lichterfest gibt es ein Paket.

Ein Märchen von Paket

Wie geht die rechte Geschichte vom Paket? Es ist groß. Ein großes Paket. Mit Masche. Eine Masche gibt es immer. Am Paket, das wissen wir als gelernte Österreicher, ist das wichtigste die Masche. Das Weihnachtspaket für den kleinen Mann und die kleine Frau hat eine grosse Masche.

In Griechenland haben sie sich schon an solche Pakete gewöhnt, sogar an solche mit Masche, das wissen Prinz und Pauker. Es muss gespart werden. Sagen ihnen die Auftraggeber aus der Wirtschaft. Eisern. Stählern. Ultrahart muss gespart werden. Jetzt muss gespart werden, lautet die Masche. Jetzt. Alles muss zurückgezahlt werden. Alles. Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt. Alle haben es gewusst. Alle. Zuviel Pendlerpauschale abgehoben, zuviel studiert, zuviel Pension bezogen, zu früh, oder überhaupt. Zu oft beim Zahnarzt gewesen, zuviel im Spital gelegen. Dem Staat auf der Tasche gelegen, statt Leistung zu erbringen. Das hat jetzt ein Ende. Das Paket liegt unter dem Christenbaum! Mit Masche!

Und es ist Schönes drin, im Paket! Ihr werdet es lieben! 12 Stunden Arbeit für alle, die sich ein bisserl was dazuverdienen möchten. Hand aufs Herz: Das will doch jeder. Und was auch jeder will: Den Knüppel für die tachinierenden Studenten, das Aus für die Ausnützerbanditen. Und schaut’s mal, noch was Schönes ist im Paket! Für die vielen Raucher und Genießer unter uns: Der süße Dunst! Wir werden ihn nicht verteufeln. Wir nicht. Rauchen soll und darf müssen, wer das möchte. Rauchen ist Freiheit.

Was ist noch im Paket? Ist noch was drin? Aber sicher. Eine alte Forderung ist drin. Die Freiheit für die Überholspur. Das Ende der Langsamkeit. Die Freiheit fürs Gaspedal. Das Aus für den Lufthunderter der Ängstlichen. 150 verdiente Stundenkilometer für die Leistungswilligen!

Das Fest der Liebe

Es weihnachtet sehr. So schön ist das Paket! Die Wirtschaft wird geschont! Wir baden in Freiheit! Die verdienten Vermögen der Leistungsträger! Danke! Danke, wird der kleine Mann im Scheine des Lichterbaumes sagen und mit ihm die kleine Frau, nochmal gut gegangen, wir haben den Standort gerettet, die Wirtschaft, das Land! Und wir haben unsere Zigaretten beschützt vor den bösen Roten und den depperten Geundheitsaposteln. Und mit der freien Zigarette die Zukunft des Landes.

Das Kapital ist scheu, wird der kleine Mann aus der Gratiszeitung zitieren, und die kleine Frau wird zärtlich über die Masche des Pakets streichen. Scheu ist es, man darf es nicht stören, das Reh. Das Kapitalreh, es läuft weg, wenn es gestört wird. Es will nicht umverteilt werden. Es will am Waldesrand herumstehen, die Lauscher im Wind. Maximal. Das feine Reh! Unumverteilt.

So schön war die Masche noch nie, wird die kleine Frau sagen und sich ein süßes Zigaretterl anzünden. So gross war das Paket noch nie, wird der kleine Mann sagen. Soviel drin! Überhaupt kein Problem, werden beide beim Nichteinschlafenkönnen sagen. So ein schönes Paket, werden sie sagen. Immer wieder. Bis zum Morgengrauen. So ein schönes Paket. Gesegnet seien sie, der Prinz und der Pauker!

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7 Comments
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Sarkas Mus
Sarkas Mus
23. Dezember 2017 10:06

Ganz ohne Sarkasmus: „Es ist Zeit“ stand auf Kurzens Wahlplakaten – z. B. jener mit dem Hackler. Ich hab mich da immer verlesen: „Eiszeit“, besonders eingänglich mittels des kühlen Türkis. Doch ich habe mich gar nicht verlesen, die Botschaft war beabsichtigt, ganz sicher. Jetzt heißt es warm anziehen.

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Sarkas Mus
Sarkas Mus
23. Dezember 2017 09:23

Ein wirklich tolles Packerl: das Beste hat die Commandantina noch gar nicht ausgepackt: Lustiges Asylantenprügeln mit einer guten Tschick im Mund – ab nach Afghanistan mit den Lehrbuben – und die haben wirklich geglaubt, wir wollten sie hier integrieren (pruhahaha)?! Mindestens so geil ist die uns Leistungsträgern zugestandene Schadenfreude, wenn die alten kranken und nebenbei jedenfalls faulen Hack’nstaden ihre Herrschaftsvillen verscherbeln müssen, damit sie die – abgeschlankte! – Mindestsicherung erhalten (Ein paar Gutscheinderl vom Billa für Zigaretten). Aber man mag ihnen zugute halten, dass sie selbst ihrer Hängematte schon lange leid waren, haben sie ihre nunmehrigen Schleifer doch mehrheitlich selbst gewählt. Ah hahaha, einfach köstlich!

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Walter Sturm
Walter Sturm
23. Dezember 2017 08:03

Das beste was ich bisher zum Regierungsprogramm gelesen habe. Schöne Bescherung!

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Antworten
Walter Sturm
Walter Sturm
23. Dezember 2017 08:00

Das beste, was ich bisher zum Regierungsprogramm gelesen habe. GRATULATION!

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Christkind1
Christkind1
23. Dezember 2017 01:59

Das Christkind ist gerecht!
Alle kleinen Männer u kleine Frauen, die Basti oder Bumsti gewählt haben, bekommen genau das richtige Packerl, juhuu!

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J.H.
J.H.
Reply to  Christkind1
23. Dezember 2017 20:06

Das Blöde ist, alle die Basti und Bumsti nicht gewählt haben, bekommen das gleiche Pakerl! Auweh!

1
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Schreiberling
Schreiberling
22. Dezember 2017 22:53

Die 1. These Bastis (und seinem Bumsti): Dem Sozialsystem sein Ende, ist der Segen für die Dividende!

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Privatstiftungen sollten ursprünglich einem gemeinnützigen Zweck dienen, etwa in den Bereichen Soziales, Bildung oder Kultur. Doch heute sind sie vor allem ein beliebtes Werkzeug, um Vermögen zu sichern und Steuern zu vermeiden. Sie sind besonders beliebt bei den Reichsten der Reichen – auch weil sie kaum von den Steuerbehörden kontrolliert werden. Zitat: Privatstiftungen sind eine Rechtsform, die beinahe ausschließlich von den Reichsten der Reichen genutzt wird. 40 Prozent aller Privatstiftungen befinden sich im unmittelbaren Umfeld der 60 reichsten Familien. Sie werden von Superreichen benutzt, um ihr Vermögen vor Steuerbehörden zu verschleiern. Auch deshalb weil drei Viertel aller Privatstiftungen überhaupt noch nie von den Steuerbehörden kontrolliert worden sind. Stephan Pühringer

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Privatstiftungen sollten ursprünglich einem gemeinnützigen Zweck dienen, etwa in den Bereichen Soziales, Bildung oder Kultur. Doch heute sind sie vor allem ein beliebtes Werkzeug, um Vermögen zu sichern und Steuern zu vermeiden. Sie sind besonders beliebt bei den Reichsten der Reichen – auch weil sie kaum von den Steuerbehörden kontrolliert werden. Zitat: Privatstiftungen sind eine Rechtsform, die beinahe ausschließlich von den Reichsten der Reichen genutzt wird. 40 Prozent aller Privatstiftungen befinden sich im unmittelbaren Umfeld der 60 reichsten Familien. Sie werden von Superreichen benutzt, um ihr Vermögen vor Steuerbehörden zu verschleiern. Auch deshalb weil drei Viertel aller Privatstiftungen überhaupt noch nie von den Steuerbehörden kontrolliert worden sind. Stephan Pühringer
Privatstiftungen sollten ursprünglich einem gemeinnützigen Zweck dienen, etwa in den Bereichen Soziales, Bildung oder Kultur. Doch heute sind sie vor allem ein beliebtes Werkzeug, um Vermögen zu sichern und Steuern zu vermeiden. Sie sind besonders beliebt bei den Reichsten der Reichen – auch weil sie kaum von den Steuerbehörden kontrolliert werden. Zitat: Privatstiftungen sind eine Rechtsform, die beinahe ausschließlich von den Reichsten der Reichen genutzt wird. 40 Prozent aller Privatstiftungen befinden sich im unmittelbaren Umfeld der 60 reichsten Familien. Sie werden von Superreichen benutzt, um ihr Vermögen vor Steuerbehörden zu verschleiern. Auch deshalb weil drei Viertel aller Privatstiftungen überhaupt noch nie von den Steuerbehörden kontrolliert worden sind. Stephan Pühringer

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