In Österreich pflegen knapp eine Million Menschen ihre Angehörigen – Tendenz steigend. Und diese Pflege übernehmen sehr oft Familienmitglieder – vor allem Frauen. Das Burgenland unterstützt sie dabei mit einem einzigartigen Modell.
In einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen immer älter werden, braucht es Menschen, die sich um sie kümmern. In Österreich übernehmen diese Aufgabe viele Angehörige. Laut Sozialministerium pflegen 947.000 Menschen einen Verwandten oder nahen Bekannten. Meist sind es Frauen, die die Arbeit übernehmen: Zu 73% Ehefrauen, Schwestern oder Töchter und Schwiegertöchter. Bei letzteren ist der Schnitt besonders hoch: Rund ein Drittel der Pflegebedürftigen werden von ihren Töchtern oder Schwiegertöchtern gepflegt; bei den Söhnen sind es gerade einmal halb so viele.
Pflege und Beruf oft nicht vereinbar
Während die Mehrheit der Pflegenden bereits in Pension ist, ist jede dritte erwerbstätig und muss Pflege zusammen mit Kindern, Haushalt, Privatleben und Beruf unter einen Hut bringen. Da das oft nicht gelingt, müssen viele ihren Beruf aufgeben (13%) oder einschränken (15%). Das bringt neben Belastung und Isolation auch finanzielle Sorgen.
Um die Menschen in dieser Situation zu unterstützen, hat das Land Burgenland ein österreichweit einzigartiges Modell eingeführt: Angehörige, die für die Pflege ihren Beruf aufgeben mussten, werden vom Land angestellt.
Das Burgenland stellt pflegende Angehörige an
Das ist ab Pflegestufe 3 möglich – mit allen arbeitsrechtlichen Ansprüchen, die dazu gehören:
Was natürlich auch dazugehört und vielen Angehörigen in der Pflege fehlt: Urlaubszeit und Krankenstände. In dieser Zeit bleiben die Pflegebedürftigen nicht unbetreut: Pflegekräfte aus NGO’s übernehmen in dieser Zeit die Vertretung. So können Überforderung und Burnout vorgebeugt werden.
Eine Anstellung ist ab Pflegestufe 3 möglich, da sind es 20 Stunden pro Woche. Ab Pflegestufe 4 eine 30-Stunden-Anstellung, und ab Pflegestufe 5 ist eine 40-Stunden-Anstellung – bezahlt wird der burgenländische Mindestlohn von 1.700 Euro netto.
Das Geld dafür kommt einerseits aus dem Pflegegeld (zwischen 60 und 90%, je nach Pflegestufe), andererseits aus einem Fördertopf des Landes.
Pflege samt Ausbildung
Zur Unterstützung kommt – je nach Pflegestufe zwischen ein und sieben Mal die Woche – eine diplomierte Pflegerin auf Besuch. Die Kosten für diese Unterstützungsbesuche tragen die Pflegegeld-Bezieher selbst.
Zusätzlich bekommen die pflegenden Angehörigen eine kostenlose Grundausbildung in Betreuung und Pflege. Wer möchte, kann eine weiterführende Heimhilfe-Ausbildung machen.
Das soll eine professionelle Pflege zuhause sichern und gibt darüber hinaus Angehörigen eine Berufsqualifikation, die den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt erleichtert.
Burgenland als Vorbild für andere Bundesländer?
Über 300.000 Menschen im Arbeitsalter pflegen ihre Angehörigen im Pflegeheim oder bei sich zu Hause. Würden sie alle das Burgenland-Modell so in Anspruch nehmen, wie das die Burgenländerinnen und Burgenländer derzeit tun, würde das im Jahr für ganz Österreich 26 Mio. Euro kosten. Bei starker Nachfrage könnten bis zu 315 Mio. Euro anfallen.
Vor allem im ländlichen Raum sind solche Modelle interessant, wo es wenig Beschäftigung vor Ort gibt. In Österreich gibt es derzeit nur Pflegekarenz oder Pflegeteilzeit, allerdings nur bis zu drei Monate lang und nur dann, wenn der Arbeitgeber mitspielt. Ab ersten Jänner gibt es zumindest einen Rechtsanspruch auf eine Freistellung für bis zu vier Wochen. Das hat der Nationalrat im September im freien Spiel der Kräfte auf Antrag der SPÖ beschlossen.
Das Modell der Familienhospizkarenz kann man nur bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen. Sind diese Möglichkeiten ausgeschöpft, bleibt oft nur die Frühpensionierung oder die Arbeitslosigkeit. Das „Modell Burgenland“ könnte das Leben für pflegende Angehörige in ganz Österreich verbessern.
Die Männer müssen ja das Geld verdienen, damit andere leben können.
Wünschenswert für alle Bundesländer !
Die bekommen alle den Familienbonus.
Das wäre eine österreichweite Lösung.