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Das Vermögen der Allerreichsten wächst doppelt so schnell wie das der restlichen Bevölkerung

Das oberste Prozent besitzt 40,5 % des Vermögens – Warum wir über Reichtum reden müssen

Kontrast Redaktion Kontrast Redaktion
in Verteilungsgerechtigkeit, Wirtschaft und Finanzen
Lesezeit:3 Minuten
21. Juni 2020
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Die Vermögen von Millionären wachsen doppelt so schnell wie die des Rests der Bevölkerungen – auch in der Wirtschaftskrise. Ein immer größerer Teil des weltweiten Vermögens gehörten dem allerreichsten Prozent. Das ist das Ergebnis des Global Wealth Reports 2020 der Beratungsfirma Boston Consulting Group. In Österreich ist die Verteilung von Reichtum besonders ungleich. 320 Millionäre halten ein Drittel des gesamten Vermögens in Österreich – und damit etwa so viel wie 7,2 Millionen Österreicher zusammen.

Die Welt wird seit Jahren wieder ungleicher. Ein immer größerer Teil des weltweiten Reichtums gehört einer kleinen Schicht von Millionären und Milliardären. Zu dem Ergebnis kommt die US-amerikanische Beratungsfirma Boston Consulting Group in ihrem jährlichen Global Wealth Report. Die Boston Consulting Group untersucht die Veränderung des weltweiten Finanzvermögens. Finanzvermögen meint hier etwa Konten, Sparbücher, Aktien, weitere Firmenbeteiligungen und ähnliche Anlageformen. Nicht Teil der Berechnung sind Immobilien und Wertsachen wie Gold.

Ein Ergebnis der Studie, das vielleicht überrascht: In Österreich ist das Vermögen besonders ungleich verteilt.

Auch in Österreich: Die Reichen werden immer reicher

Eigentlich gilt Österreich als einLand mit verhältnismäßig fairer Verteilung und einer großen Mittelschicht. Einer genauen Betrachtung der Daten für Österreich hält dieses Bild aber nicht stand.

320 Millionäre und Milliardäre besitzen ein Drittel des gesamten Vermögen in Österreich. Alle von ihnen haben ein Vermögen von mehr als 100 Mio. Dollar. Nur einen etwas größeren Teil, nämlich 36 Prozent des Vermögens, halten 7,2 Millionen Österreicher mit jeweils weniger als 250.000 Dollar. 84 Prozent der österreichischen Bevölkerung besitzen also etwa so viel wie die 320 reichsten Österreicher. Die restlichen 31 Prozent des österreichischen Reichtums sind in der Hand der Menschen, die zwischen 250.000 Dollar und 100 Mio. Dollar besitzen. Sie machen rund 16 Prozent der Bevölkerung aus.

Diese Zahlen haben sich in den letzten 20 Jahren zugunsten der reichsten Österreicher verschoben. 1999 besaßen sie „nur“ 28 Prozent des gesamten Finanzvermögens. Die Gruppe unter 250.000 hatte damals noch 43 Prozent des Vermögens. Die Anteile dazwischen blieben praktisch unverändert.

Österreich, Land der Ungleichheit

Im Vergleich zu anderen Ländern in Westeuropa ist die Verteilung von Vermögen in Österreich besonders ungleich. Im westeuropäischen Durchschnitt halten die Superreichen 16 Prozent des Finanzvermögens, das ärmste Segment besitzt 45 Prozent des gesamten „Kuchens“. Auch hier wurde die Verteilung aber in den letzten zwei Jahrzehnten ungleicher.

Reichtum der Reichen wächst doppelt so schnell

Die Reichen haben deshalb weltweit einen immer größeren Anteil am Gesamtvermögen, weil ihre Vermögen viel schneller wachsen, als die der Durchschnitts-Bevölkerung – um genau zu sein: doppelt so schnell. Menschen mit einen Vermögens von über einer Millionen haben eine durchschnittliche Rendite von 8 Prozent, jene mit weniger als 250.000 haben eine durchschnittliche Rendite von nur 4 Prozent.

Das war aber nicht immer so. Von 1999 bis 2009 wuchsen die Vermögen der verschiedenen Gruppen relativ gleich stark. Mit der Wirtschaftskrise von 2008/2009 hat sich das aber geändert und die großen Vermögen sind dem Rest davongezogen.

Die Reichen werden immer reicher – trotz Wirtschaftskrisen

Mitten in einer der schwersten Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte haben also die Vermögen der Reichen begonnen, besonders schnell zu wachsen. Das überrascht, weil man eher annehmen würde, dass die Reichen, die viele Millionen auf Aktien-Märkten investiert haben, besonders stark von einem Markteinbruch betroffen wären.

Diese Annahme stimmt zwar kurzfristig, jedoch konnten die reichsten der Reichen die Krisen-Situation nutzen, um die weltweite Wirtschaft so umzubauen, dass ihr Reichtum wieder weiter wächst – und zwar noch schneller. Besonders in Europa gab nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 ein harter Sparkurs den Ton an. Er führte dazu, dass Sozialleistungen gekürzt wurden – und gleichzeitig die Steuern für hohe Einkommen und Unternehmen gesenkt wurden.

So nahm die Ungleichheit enorm zu. Wegen den Kürzungen im Sozialstaat fehlte es dann an Geld in Bildung, Kultur und vor allem im Gesundheitswesen. Als sich Corona dann ausgebreitet hat, waren besonders die Länder negativ betroffen, in denen die Sparpolitik besonders radikal durchgesetzt wurde – etwa Italien und Spanien, aber auch Großbritannien.

Österreicher wollen Steuern auf Reichtum

Ob sich diese Entwicklung mit der Corona-Krise wiederholen wird, ist unklar. Ökonomen rechnen durch Corona mit einer größeren Wirtschaftskrise als jene von 2008/2009 und es ist unklar, wie sich das auf die größten Vermögen auswirken wird, sagt Anna Zakrzewski, Studienautorin und Partnerin der Boston Consulting Group. Viel hängt aber auch davon ab, wie die Politik auf die Krise reagiert.

Aktuell zeigt sich ein Trend in Österreich: Die reichsten des Landes wie Novomatic-Chef Graf oder KTM-Chef Pierer müssen nicht auf ihr Vermögen zurückgreifen, um ihre Unternehmen durch die Krise zu retten. Der Staat greift ihnen mit Steuergeld unter die Arme – und sie schütten sich trotz Kurzarbeit Dividenden aus. Möglich macht das eine Regierung, die das zulässt.

Parlament Das Thema "Vermögensverteilung" im Parlament

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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