Der Jubel in der SPÖ-Parteizentrale in Bregenz ist riesig: Bregenz hat mit Michael Ritsch das erste Mal seit 30 Jahren einen SPÖ-Bürgermeister, in Hard ist SPÖ-Vorsitzendem Martin Staudinger ein Erdrutschsieg gelungen. Auch in Lech verliert die ÖVP einen Bürgermeisterposten. In Lochau gibt es den ersten grünen Bürgermeister des Landes.
Dem ehemaligen SPÖ-Vorsitzenden Michael Ritsch gelang, woran die SPÖ seit über 20 Jahren gescheitert ist: Langzeit-Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) in Bregenz abzulösen.
Bereits 2005 gingen Ritsch und Linhard in die Stichwahl, Linhart baute damals seinen Stimm-Vorsprung von 317 auf 600 Stimmen aus. Nun ging Linhart mit 893 Stimmen Vorsprung in die zweite Runde. Doch diesmal gewann Ritsch die Stichwahl mit einem Stimmvorsprung von 352 Stimmen (und 51,67 Prozent). Der seit 1998 amtierende Bürgermeister Linhart strich 48,33 Prozent ein. Ritsch, der zum vierten Mal gegen Linhart antrat, ist der erst rote Bürgermeister in Bregenz seit 1990, als die 20-jährige rote Amtsperiode endete.
Hard: Erdrutschsieg für SPÖ-Vorsitzenden Staudinger
Auch in Hard am Bodensee konnte die SPÖ das Überraschungsergebnis aus dem ersten Wahlgang noch ausbauen. Seit 1970 ist die Gemeinde fest in schwarzer Hand. SPÖ-Spitzenkandidat und Landesvorsitzender Martin Staudinger gelang es, mit 67,1 Prozent die amtierende ÖVP-Bürgermeisterin Evi Mair (32,9 Prozent) zu überholen. Im ersten Wahlgang erlang Staudinger noch 35,4 Prozent, Mair 32,8 Prozent.
Staudinger kündigte bereits vor der Wahl an, das Amt des SPÖ-Landeschefs zurückzulegen, sollte er Bürgermeister werden. Evi Mair will sich nach der Niederlage aus der Politik verabschieden.
Frühling in Lochau und Lech
In Lech brachte ein geplanter Deal mit Multi-Investor und Kurz-Freund René Benko Langzeit-Bürgermeitster Ludwig Muxel (ÖVP) nach 27 Jahren um seine Wiederwahl. Kontrast berichtet. Der liberale Standesbeamte Stefan Jochum führte bereits im ersten Wahlgang und konnte sich mit seiner Bürgerliste “Unser Dorf” mit 549 (53,6 Prozent) Stimmen gegen 476 Stimmen (46,4 Prozent) durchsetzen.
Mit Lochau färbt sich die erste Gemeinde Vorarlbergs grün. Frank Matt (Grüne) gewann mit klarer Mehrheit gegen Amtsinhaber Michael Simma (ÖVP): Matt bekam 54,5 Prozent der Stimmen, Simma 45,5 Prozent.
Bludenz und Feldkirch bleiben schwarz
Keinen Wechsel gab es in Bludenz. Auf den Langzeit-Bürgermeister Josef Katzenmayer (ÖVP) folgte mit 51,63 Prozent der Stimmen Simon Tschann vor SPÖ-Vizebürgermeister Mario Leiter mit 48,37 Prozent.
Auch in Feldkirch bleibt mit Bürgermeister Wolfgang Matt die ÖVP im Amt. Mit 61,7 Prozent schlug er seinen FPÖ-Herausforderer Daniel Allgäuer klar.
Stichwahl in sechs Gemeinden
90 der 96 Gemeinden waren bis zum ersten Wahlgang fest in schwarzer Hand. Nun bröckelt die schwarze Allmacht im Land. Bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Vorarlberg verlor die ÖVP nicht nur Mandate, sondern auch Bürgermeisterposten. In drei von vier Bezirkshauptstädten mussten ihre Kandidaten in die Stichwahl.