Der Klimawandel ist mehr als nur ein Umweltproblem. Immer öfter führen klimatische Veränderungen zu Spannungen und sogar Kriegen. Besonders betroffen sind davon Länder des globalen Südens. Wenn wir nicht wollen, dass unsere Zukunft geprägt ist von Konflikten um Wasser und fruchtbares Land, dann müssen wir möglichst schnell den Klimawandel eindämmen. Der Weltfrieden ist also eine Klimafrage. Aber wie kann man den Klimawandel stoppen? Das wird nur durch enge internationale Zusammenarbeit funktionieren.
Der Klimawandel ist mittlerweile nicht mehr nur ein reines Umweltproblem, sondern hat sich bereits auf mehrere Bereiche und Ebenen ausgeweitet. Durch seine starken Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt stellt der Klimawandel auch eine ernstzunehmende soziale und wirtschaftliche Bedrohung dar, die sich durch fehlende Ernährungssicherheit und Wasserversorgung bemerkbar macht und sich somit auf die weltweite Verteilung von Ressourcen auswirkt. Doch auch das Thema der globalen Sicherheit lässt der Klimawandel nicht aus: der Kampf um bestehende Ressourcen verschärft lokale Konflikte oder kann in bestimmten Fällen auch zu zwischenstaatlichen Spannungen führen. Der Klimawandel stellt somit eine zunehmende Bedrohung für den Frieden der Welt dar und darf nicht nur aus umweltpolitischer Sicht verstanden werden.
Ärmere Länder sind besonders stark betroffen
Länder, die sich durch wirtschaftliche, soziale und politische Instabilität kennzeichnen, sind oft auch stark von Einflüssen des Klimawandels beeinträchtigt. Für die Menschen in den betroffenen Gebieten kann dies dramatische Folgen haben. Armut, erzwungene Migration, Konflikte, Unruhen können beispielhaft genannt werden. Dies hat natürlich mehrere Gründe: Erstens sind wirtschaftlich schwächere Länder bedingt durch schon vorhandene Armut und fehlender finanzieller Mittel von negativen Veränderungen – in diesem Fall Umwelt-und Klimaveränderungen- anfälliger. Staatliche und nicht-staatliche Organisationen fehlt es auch an Mitteln und Know-How um die Folgen des Klimawandels für die Bevölkerung auszugleichen. Zweitens sind Länder im globalen Süden aufgrund ihrer geographischen Lage und den damit verbundenen Umwelteinflüssen besonders stark dem Klimawandel ausgesetzt. Zum Beispiel könnte Bangladesch, unterschiedlichen Messungen zufolge, rund ein Drittel an landwirtschaftlicher Fläche durch die Klimaveränderungen verlieren. Kanada wiederum könnte durch aufgeweichte Permafrost-Böden sogar an landwirtschaftlicher Nutzfläche dazugewinnen. Und vor allem kleine Inselstaaten, die natürlicherweise vom Meer umgeben sind oder zahlreiche Länder in der Sub-Sahara-Region müssen sowieso bereits mit extremen Wetterbedingungen zurechtkommen.
Deutlich zu sehen ist, dass Länder vor allem in Afrika und Südostasien besonders gefährdet sind, wenn es zu einer Kombination aus Klimawandel und wirtschaftlicher, sozialer sowie politischer Instabilität kommt. Knapper werdende Ressourcen, wie Wasser oder Nahrung, zwingen Menschen rund um den Globus mit weniger auszukommen als zuvor. Dies führt zu sozialen und wirtschaftlichen Unruhen innerhalb zahlreicher Länder, zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und vermehrt zur sogenannten internen Migration – viele Menschen sind auf der Suche nach Arbeit und stabileren Lebensverhältnissen. Diese Faktoren können zu Konfliktsituationen führen, und haben das in der Vergangenheit schon gemacht. Aufgrund der derzeitigen Entwicklung ist davon auszugehen, dass dies auch in Zukunft zunimmt.
Beispiele Syrien & Darfur: Klimawandel als treibende Kraft?
Beim Konflikt in Syrien, der durch die Flüchtlingswelle 2015 Aufsehen erregt hat, dürfte der Klimawandel eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Zwischen 2006 und 2010 herrschte in Syrien große Dürre, was zu Ernteausfällen und dramatischen Zuständen im Ackerbau und der Viehwirtschaft führte. Große Bevölkerungsteile migrierten in die größeren Städte, dort kam es zu Spannungen aufgrund Differenzen zwischen verschiedenen Volksgruppen, Armut, Nahrungsmittelknappheit und Arbeitslosigkeit. Der weiterhin andauernde Krieg verursachte Schätzungen zufolge 500.000 Todesopfer und 6 Millionen Menschen sind auf der Flucht.
Auch beim seit 2003 andauernden Konflikt in Darfur, der im Sudan aber mittlerweile auch in den angrenzenden Gebieten im Tschad und der Zentralafrikanischen Republik wütet, ist unter anderem auch an ökologische Ursachen geknüpft. Konflikte haben jedoch meist nicht nur eine einzige Ursache, sie sind die Folge von verschiedenen Faktoren. Im Fall Darfur handelt es sich eben auch um Umwelteinflüsse. Der Klimawandel verursachte im betroffenen Gebiet im Westen des Sudans zunehmend einsetzende Dürre, Bodenerosion, die den Ackerbau beeinflusst, sowie umweltbedingte Migrations- und Wanderbewegungen, die Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen anheizten. Dies resultierte in langwierigen Auseinandersetzungen zum Beispiel zwischen den Gruppen der Fur oder Baggara. Mittlerweile geht man von rund 500.000 Toten sowie 3 Millionen Vertriebenen aus – Tendenz steigend.
Klimawandel, Migration & Spannungen
Der Klimawandel führt zudem auch zu interner Migration und daher oft zu Überbevölkerung in urbanen Gebieten. Die Folgen sind Armut, Arbeitslosigkeit, höhere Kriminalität und Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen. Menschen siedeln sich immer mehr in städtischen oder stadtnahen Gebieten an und das führt zu Druck auf zahlreiche soziale Strukturen. Außerdem werden instabile Situationen oder ethnische Spannungen durch Klimawandel und Naturkatastrophen verstärkt. Wie zum Beispiel auf den pazifischen Salomonen, wo nach heftigen Regenfällen und Sturzfluten im Jahr 2014 zahlreiche Menschen ihr Leben verloren und rund 10.000 Menschen obdachlos wurden. Ohnehin schon herrschende soziale Spannungen wurden durch diese prekäre Situation verschärft. Grundbesitz und Verteilungspolitik – meist historisch bereits sehr komplizierte Strukturen in der Region – erhalten durch den Klimawandel eine neue Dimension.
Sicherheit ist mehr als nur Frieden
Doch, ‚sich sicher zu fühlen‘ bedeutet mehr als nur das Ausbleiben von Kriegen oder Konflikten. Ständig umgeben zu sein von wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Unsicherheiten hat spürbare Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaften. So sind zum Beispiel viele niedrig gelegene Inselgebiete dem steigenden Meeresspiegel und den stärker werdenden Naturkatastrophen nicht mehr gewachsen. Vor allem in kleineren Staaten wie Tuvalu oder Kiribati ist der Anstieg des Meeresspiegels nicht nur direkt bedrohlich, sondern hat auch große Auswirkungen auf die Grundwasserqualität und landwirtschaftliche Produkte, was wiederum die Gesundheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Inselbewohner*Innen stark belastet.
Auch die Naturkatastrophen nehmen an Stärke zu. So ist der Zyklon ‚Winston‘ der 2016 im Pazifik wütete, einer der stärksten je gemessenen Wirbelstürme in der südlichen Hemisphäre. Die Zerstörungen waren immens und die Sorge vor weiteren Naturkatastrophen ist groß. Auch wenn Zyklone Teil der Regenzeit sind – die Zunahme an ihrer Intensität und Stärke durch den Klimawandel ist besorgniserregend und stellen eine zunehmende Bedrohung der Sicherheit für die Bewohner*innen dar.
Klimawandel, Populismus und „die Rechten“
Doch die offenkundigen Defizite von Sicherheitsbedürfnissen, welche durch den Klimawandel entstehen, werden leider weltweit von rechtspopulistischen Parteien für dessen eigene Zwecke ausgenutzt. Sie drängen nachdrücklich darauf, dass politische Lösungen auf nationaler Ebene gesucht werden müssen und betonen stets Nationalbewusstsein und Patriotismus. Auch die Leugnung oder das Runterspielen des Klimawandels ist eine große Herausforderung, das von Populisten und rechtsgerichteten Parteien praktiziert wird. Ob Donald Trump in den USA, Bolsonaro in Brasilien, die AfD in Deutschland oder die FPÖ in Österreich – der Klimawandel ist den Rechten ein Dorn im Auge und aktive Umweltpolitik, die soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit beseitigen sollte, ist nicht Teil ihrer Parteiprogramme. Doch dies gefährdet Bemühungen, Umweltprobleme wirksam anzugehen, und kann indes zu mehr Instabilität und Unsicherheit führen.
Wie kann man den Klimawandel stoppen? Die Koalition der Willigen
Angesichts der Verflechtung und Globalisierung der Welt können Sicherheitsbedrohungen nur gemeinsam gelöst werden. Wirtschaftliche Ungleichgewichte oder Gesundheitskrisen wie die aktuelle Pandemie machen Grenzen überflüssig, und nachhaltige Lösungen können nur gefunden werden, wenn nationale und globale Entscheidungsträger die Notwendigkeit gemeinsamer Aktionen erkennen. Dies ist aus mehreren Gründen entscheidend. Erstens handelt es sich um ein internationales Problem, für welches auch internationale Lösungen gefunden werden müssen, deren Ansätze länder- und kontinenteübergreifend wirken. Zweitens hängen Sicherheitssysteme stark mit sozialen und wirtschaftlichen Strukturen zusammen – nur ein Problem zu lösen verkennt die größere Problematik. Drittens muss die Lösung dieser Herausforderungen oberste Priorität haben und dementsprechend von Regierungsspitzen und Institutionen wie der EU angegangen werden. Viertens müssen jene Länder und Regierungen, die dies bereits begriffen haben, an einem Strang ziehen. Sie müssen auf verschiedenen Ebenen Druck ausüben, kritisch und unabhängig arbeiten sowie endlich ganzheitlich handeln und Klimapolitik gerecht und im Sinne der Menschen und nicht der Industrie gestalten. Zu warten, bis die Klimaskeptiker*innnen ins Boot geholt werden, würde zu lange dauern. Eine ‚Koalition der Willigen‘ ist die einzige Möglichkeit, um Lösungen voranzubringen und diese rasch und effektiv umzusetzen. Diese Strategie sollte jedoch keineswegs ein Freibrief sein, alle Skeptiker*innen zu ignorieren und gemeinsam sowie vereinend an den Herausforderungen für die Zukunft zu arbeiten.
Ein paar Hoffnungsschimmer aber noch ein weiter Weg
Etwas Hoffnung gibt es, da internationale Organisationen, wie zum Beispiel das Umweltprogramm der Vereinten Nationen mittlerweile eine führende Rolle im globalen Umweltschutz einnehmen. Auch die Europäische Union ist bemüht einen bedeutsamen Beitrag für eine umweltfreundliche Politik zu leisten, der auch Aspekte der Sicherheit beinhaltet. Außerdem legte zum Beispiel Deutschland im UNO Sicherheitsrat in den letzten beiden Jahren einen besonderen Schwerpunkt auf die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Sicherheitspolitik. Zusätzlich werden Gelder speziell für Länder des globalen Südens für die Bekämpfung des Klimawandels zur Verfügung gestellt, um jenen zu helfen, die besonders bedroht sind. Dies zeigt das Beispiel des von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenen Green Climate Fund. Das sind kleine Schritte in die richtige Richtung, allerdings gibt es noch viel zu tun.
Österreich stellt im Gegensatz zu anderen Ländern, beispielsweise in Skandinavien, weniger Geld zur Verfügung, um Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. Konkrete und ausreichende Entwicklungshilfe, die spezifische Probleme vor Ort miteinbezieht, ist unerlässlich, speziell von vergleichsweise reichen Ländern wie Österreich. Auch wird es notwendig sein, die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen des Klimawandels und deren Auswirkungen auf die Sicherheit auf mehreren Ebenen besser zu berücksichtigen. Nicht allein die ökologischen Veränderungen müssen Motivation für politische Entscheidungen sein, auch müssen jene zur Verantwortung gezogen werden, die den Klimawandel fortschreiten lassen, wie große Firmen oder Regierungen. Denn der Klimawandel ist alles andere als gerecht verteilt. Doch Lösungen hängen stark von politischen Entscheidungen ab, die wiederum von wirtschaftlichen Ausgangslagen und speziell jetzt durch die Pandemie beeinflusst sind.
Die Verbindung zwischen Klimawandel, Konflikten und Sicherheit ist mittlerweile auf den höchsten politischen Ebenen angekommen. Jetzt gilt es, konkrete Maßnahmen zu verabschieden und dafür zu sorgen, dass ALLE Länder ihren Beitrag leisten. Es gibt Grund zur Hoffnung, doch es bleibt noch viel zu tun, um dem Klimawandel auf Augenhöhe begegnen zu können.
Warum wurde dann Syrien ohne UNO Mandat von den USA,Frankreich, Türkei Nider gebmomt- ohne von Assad um Hilfe gebeten worden zu sein? Nur Die Sowets hatten die ausdrükliche ERalubnis von Assad in zu unterstützen! Alles für Klima?!
Oder doch eher fürs Erdgasgeschäft!
Wenn also in Syrien der Bürgerkrieg wegen des Klimas, und nicht wie z.B. von Dr. Daniele Ganser behauptet wegen einer Gaspipine die die USA, Türkei und Frankreich quer durch Syrien gebaut hätte werden sollen – aber von Assad abgelehnt wurde.