Aktuell gibt es einige wenige, die von der Krise, der Inflation und dem steigenden Leitzins profitieren. Dazu zählen auch die Banken, die Rekordgewinne einfahren und Dividenden in Milliardenhöhe ausschütten. Die Kund:innen wiederum zahlen höhere Gebühren für ihre Konten und höhere Zinsen für ihre Kredite. Reguläre Sparbücher mit mehr Zinsen gibt es hingegen nicht. “Damit wird von den Sparer:innen und Häuslbauer:innen genommen und den Aktionär:innen gegeben, also nach oben umverteilt”, kritisiert AK-Ökonom Tobias Schweitzer.
Für Banken läuft es aktuell ausgezeichnet. Sie können auf profitable Monate zurückblicken. Bereits 2021 war die Gewinnsituation sehr gut – so waren etwa Erste Group, die Raiffeisen Bank International und die BAWAG unter den Top-Fünf der ATX-Konzerne mit den höchsten Profiten. Laut der Österreichischen Nationalbank (OeNB) konnten die Gewinne im Bankensektor 2022 nochmal um 67 Prozent gesteigert werden – auf ein neues Rekordniveau von 10,2 Milliarden Euro.
Rekordausschüttungen für Aktionär:innen
Bei der Raiffeisen Bank International (RBI) ist der Gewinn 2022 im Vergleich zum Vorjahr sogar um 164 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro gestiegen. Auch die Erste Group Bank AG konnte 2022 mit fast 2,2 Mrd. Euro ein weiteres Rekordergebnis vermelden. Das bis jetzt beste Ergebnis von 2021 wurde noch einmal um 12,6 Prozent übertrumpft. Die Aktionäre können sich über die höchste Dividende der Firmengeschichte freuen: 811 Millionen Euro fließen in ihre Taschen.
Überhaupt landet ein großer Teil der Übergewinne bei den Aktionären: Erste Group, BAWAG und Raiffeisen liegen unter den Top 5 der ATX-Konzerne mit den höchsten Ausschüttungen. Nur die Aktionäre der OMV und Verbund bekamen noch mehr. Der Höhenflug könnte allerdings noch weiter gehen. “Für das erste Quartal 2023 melden große österreichischen Banken sogar noch höhere Gewinne als im Rekordjahr. Auch das Anheben verschiedenster Gebühren spielt hier eine Rolle”, erklärt der Ökonom Tobias Schweitzer von der AK Wien.
Unternehmen | Gewinn in Mio. Euro 2021 | Gewinn in Mio. Euro 2022 | Veränderung |
Raiffeisen Bank International AG | 1.372 | 3.627 | +164,4% |
Erste Group Bank AG | 1.923,4 | 2.164,7 | +12,6% |
BAWAG Group AG | 479,9 | 318,3 | -33,7% |
Quelle: AK Dividenendereport 2023
Unternehmen | Ausschüttungen in Mio. Euro 2022 | Ausschüttungen in Mio. Euro 2023 | Veränderung |
Erste Group Bank AG | 682 | 811,3 | +19% |
BAWAG Group AG | 267 | 305 | +14,2% |
Raiffeisen Bank International AG | 0 | 262,7 | steigt |
Quelle: AK-Dividendenreport 2023
Höherer Leitzins: Banken profitieren von der Inflation
Ein Grund für die profitable Situation von Banken stellt laut Schweitzer die kontinuierliche Anhebung der Leitzinsen dar. Innerhalb von nur zwei Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) sie von 0 auf 4,25 Prozent angehoben. Begründet wird das mit der Inflation: Die EZB erhöht die Leitzinsen, damit es – einfach gesagt – teurer wird, sich einen Kredit zu nehmen und lukrativer, Geld am Sparbuch zu lassen. Damit wird weniger Geld ausgegeben, die Nachfrage sinkt – was die Preise senkt und damit die Inflation. So die Theorie. „In der Praxis sehen wir aktuell ein Sinken der Kreditnachfrage, bei den Einlagen- bzw. Sparzinsen sind die Banken zögerlicher beim Erhöhen“, erklärt Schweitzer. Doch um die Inflation effektiv zu bekämpfen, bräuchte es andere Maßnahmen:
„Die Zinspolitik greift jedoch gar nicht die Inflationsentwicklung bei der Wurzel ihres Ursprungs an, weshalb die Maßnahmen weniger effektiv sind als direkt in die Preise einzugreifen. Da müsste die Bundesregierung handeln und beispielsweise nicht nur Strompreise, sondern auch andere Haushaltsenergien deckeln bzw. die Mieterhöhungen stoppen“, konkretisiert Schweitzer.
Gebühren und Zinsen: Kund:innen und Sparer:innen zahlen drauf
Es ergibt sich eine besonders lukrative Situation für Banken: Sie geben die Zinserhöhung an jene Kund:innen weiter, die Kredite laufen haben oder aufnehmen möchten. Zu spüren bekommen das vor allem jene, die variable Zinssätze für ihren Kredit vereinbart haben. Diese steigen jetzt mitunter rasch an und sind etwa für Häuslbauer:innen schwieriger zu stemmen. Schon jetzt zeigt sich: Banken vergeben um zwei Drittel weniger Wohnbaukredite, Konsumkredite gingen um 14 % zurück, Unternehmenskredite brachen um ein Drittel ein.
Gleichzeitig kommt für Menschen, die sich ein wenig Geld am Konto ansparen möchten, auf der anderen Seite wenig an. Im Schnitt bekam man im Mai laut der OeNB dafür nur 0,53 Prozent Zinsen (für täglich fällige Einlagen privater Haushalte).
Oben drauf haben sich die Kosten und Gebühren erhöht – um zum Teil satte 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren: Während ein normales Gehaltskonto im März 2021 noch im Schnitt 125 Euro jährlich gekostet hat, sind es heuer im April 150 Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des AK-Bankenrechners.
Mit 1. Juli haben einige Banken ihre Gebühren erneut erhöht – um bis zu 12 Prozent und damit teilweise stärker als die Inflation.
„Tatsächlich haben sich vor allem bei bestehenden Krediten und Einlagen die Zinsen nicht parallel entwickelt, das heißt: Die Banken haben also ein Körberlgeld verdient und gleichzeitig kräftig Dividenden ausgeschüttet“, erklärt Schweitzer. Die Arbeiterkammer hält das für problematisch:
„Damit wird von den Sparer:innen und Häuslbauer:innen genommen und den Aktionär:innen gegeben, also nach oben umverteilt“, so Schweitzer.
Hinzu kommt, dass die Banken auch von den milliardenschweren Covid-Hilfen profitiert haben, weil damit Firmeninsolvenzen abgewendet und die Stabilität der Banken gestärkt wurden, erklärt er weiter.
Das könnte man mit dem Gewinn machen: mehr Eigenkapital, höhere Bankenabgabe, Übergewinnsteuer
Laut Arbeiterkammer sollten die Banken die hohen Gewinne einerseits dazu verwenden, für kommende Risiken vorzusorgen, also das Eigenkapital erhöhen – anstatt sie bloß an die Aktionär:innen auszuschütten. Andererseits gäbe es aktuell Spielraum, die Gebühren zu senken und vor allem die Zinsen für Sparer:innen zu erhöhen.
„Wenn die Banken hier nicht in Bewegung kommen, sollten steuerliche oder regulatorische Maßnahmen überlegt werden”, schlägt Schweitzer vor.
2011 wurde beispielsweise eine Bankenabgabe eingeführt, um den Bankensektor an den Kosten der Banken-Stabilisierung zu beteiligen. Aktuell beträgt sie zwischen 0,024 % und 0,029 % der Bilanzsumme. Diese Abgabe könnte erhöht werden.
Ein Beispiel könnte sich Österreich auch an Spanien nehmen. Die Links-Regierung unter Sanchez führte nicht nur eine Übergewinnsteuer für Energiekonzerne, sondern auch für Banken ein. „Diese Regierung wird nicht zulassen, dass das Leiden vieler der Gewinn Einzelner ist“, begründete der Vorsitzende der Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) im Juli 2022 diesen Schritt. Sie zahlen seither 4,8 Prozent zusätzlich auf ihre Umsätze. Für 2023 soll das dem Staat 1,3 Milliarden Euro einbringen.
Bitte, warum ist es NICHT möglich, ALL diese Banken, zu Verstaatlichen?? Nur so kann man diese ABZOCKE, verhindern!!
Wer traut sich das zu bewerkstelligen??