Wie viele andere europäische Länder hat auch Portugal seine Fluglinie wegen Corona retten müssen. Anders als Österreich hat die portugiesische Regierung jedoch strenge Bedingungen an die Aktionäre der Airline gestellt und jetzt über 70 Prozent Anteil am Unternehmen. So kann die Regierung auch sicherstellen, dass keine Arbeitsplätze abgebaut werden.
Überall in Europa sind Fluglinien am Straucheln, so auch in Portugal. Im Vergleich zu Österreich, hat die linke Regierung Portugals aber einen anderen Weg gewählt.
Aktionäre wollten keinen Beitrag leisten
Als das portugiesische Pendant zur AUA, die TAP, wegen Corona vor dem Zusammenbruch stand, bot die Regierung zuerst einen Notkredit von maximal 1,2 Milliarden Euro an. Doch als Gegenleistung verlangte sie von den privaten Aktionären ebenfalls einen Beitrag – was genau die Bedingungen waren, wurde nicht öffentlich. Die Aktionäre schlugen das Angebot jedoch aus.
Als Reaktion darauf bereitete die Regierung unter Premierminister António Costa bereits die Zwangsverstaatlichung des Unternehmens vor. Für Infrastrukturminister Pedro Nuno Santos war die Rettung des Unternehmens zentral.
“TAP ist für Portugal zu wichtig, als dass das Land sich den Luxus leisten könnte, das Unternehmen zu verlieren.”
60 Prozent der Touristen kommen mit der nationalen Airline ins Land. Für Portugal ist der Fremdenverkehr einer der wichtigsten Wirtschaftszweige.
Unterstützung, dafür mehr Kontrolle für Portugal
Durch den Druck einer möglichen Zwangsverstaatlichung konnte schließlich doch eine Einigung mit den Aktionären erzielt werden. Anstatt dem Unternehmen einfach Geld zu zuschießen, kauft die portugiesische Regierung 22,5 Prozent der Aktien für 55 Millionen Euro. Der Staatsanteil steigt damit auf 72,5 Prozent, der Anteil von privaten Investoren reduziert sich um die Hälfte von bisher 45 auf künftig 22,5 Prozent. Die TAP Mitarbeiter halten weiterhin 5 Prozent der Aktien ihres Unternehmens.
Die portugiesische Regierung hat dadurch die Kontrolle über das Unternehmen und kann sicherstellen, dass keine Arbeitsplätze verloren gehen. Außerdem bekommt der Staat den Löwenanteil von zukünftigen Gewinnen des Unternehmens und darf bei der Umstrukturierung mitreden.
Kurz und Blümel haben sich über den Tisch ziehen lassen
Der portugiesische Staat steigt bei der Rettung seiner Fluglinie bedeutend besser aus als Österreich bei der Rettung der AUA. Das Tochterunternehmen des deutschen Lufthansa-Konzerns bekommt insgesamt 600 Millionen Euro. 150 kommen von der Lufthansa – den Bärenanteil von 450 Millionen muss aber der die Republik Österreich tragen. 300 Millionen Euro davon sind ein staatlich garantierter Bankkredit, die restlichen 150 Millionen sind ein Zuschuss und muss nicht mehr zurückgezahlt werden.
Im Gegensatz zu Portugal hat der österreichische Staat für die 450 Millionen keinen einzigen Prozent Anteile an der AUA erworben. Auch an zukünftigen Gewinnen der Fluglinie ist der Staat nicht beteiligt. Diese gehen weiterhin zu 100 Prozent an die Aktionäre der deutschen Lufthansa.