Der weltweit größte Versuch einer 4-Tage-Woche in Großbritannien war erfolgreich. Jetzt präsentiert man die Ergebnisse. Fast alle Unternehmen wollen die 4-Tage-Woche nach dem Versuch beibehalten – und 9 von 10 Beschäftigten. Bereits im letzten Sommer hat CNN Business bei den Beschäftigten und den teilnehmenden Unternehmen nachgefragt: Der neue Alltag ist „phänomenal“.
Das Pilotprogramm zur 4-Tage-Woche, das im Vereinigten Königreich von der gemeinnützigen Organisation 4 Day Week Global, der britischen 4-Tage-Woche-Kampagne und dem Think-Tank Autonomy durchgeführt wurde, führte über 60 Unternehmen und fast 3.000 Beschäftigte durch einen sechsmonatigen Versuch. Umgesetzt wurde eine 4-Tage-Woche ohne Lohneinbußen für die Arbeitnehmer:innen.
Die Beschäftigten arbeiteten 80 Prozent der üblichen Arbeitszeit – und bekamen das volle Gehalt. Real arbeitete man etwa 32 Stunden pro Woche. Der Versuch reiht sich damit in eine Vielzahl an Experimente, bei denen die Auswirkungen von kürzeren Arbeitszeiten untersucht wird. So war der bisher größte Versuch einer 4-Tage-Woche in Island ein überwältigender Erfolg. Auch in Irland oder Schottland starteten Feldversuche. CNN Business hat bereits Anfang August 2022 bei den britischen teilnehmenden Unternehmen nachgefragt und es zeigt sich auch hier: Ein Großteil von den Beschäftigten will die verkürzte Arbeitszeit auch nach Ablauf der Testphase beibehalten. Denn die Vorteile spüren die Mitarbeiter:innen bereits nach den vergangenen acht Wochen oder wie es ein Teilnehmer des Versuchs beschreibt:
„Die Fünf-Tage-Woche ist ein Konzept des 20. Jahrhunderts, das nicht mehr für das 21. Jahrhundert geeignet ist.“
Kürzer arbeiten für das gleiche Gehalt
Der Versuch wurde von 4-Day-Week-Global organisiert, zusammen mit dem Think-Tank „Autonomy“. Forscher:innen der Universitäten Cambridge, Oxford und Boston College begleiteten den Feldversuch. Sie untersuchten die Auswirkungen der kürzeren Arbeitszeit auf die Produktivität, das Wohlbefinden der Beschäftigten, die Umwelt sowie die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen. Von den Beschäftigten wird erwartet, dass sie dem „100:80:100-Modell“ folgen: Sie erhalten 100 Prozent des Lohns für 80 Prozent der Zeit. Im Gegenzug sollen sie versuchen, 100 Prozent der Produktivität aufrechtzuerhalten. Von Juni bis November soll der Versuch laufen, dann können die Unternehmen entscheiden, ob sie bei dem neuen Arbeitszeitmodell bleiben oder zu den längeren Arbeitszeiten zurückkehren.
Die Unternehmen sind dabei sehr vielfältig, sowohl was die Größe als auch die Tätigkeitsfelder betrifft. Diese reichen etwa von Bildung, Gesudheitsbranche, Finanzdienstleistung, Animationsstudio, IT und Online-Handel über Automobilzulieferdienste, Hautpflege bis hin zum Gastgewerbe. Die Mitarbeiter:innenzahl variierte je nach Betrieb zwischen weniger als 25 bis zu 1.000 Personen.
„Im Wesentlichen legen sie den Grundstein für die Zukunft der Arbeit, indem sie die Vier-Tage-Woche in Unternehmen jeder Größe und nahezu jeder Branche in die Praxis umsetzen und uns dabei genau mitteilen, was sie dabei vorfinden“, sagt Joe O’Connor, CEO von 4 Day Week Global zu den Umfrage-Ergebnissen.
Der neue Alltag ist „phänomenal“
Nach den ersten acht Wochen hat CNN Business bei verschiedenen Unternehmen nachgefragt und von einigen Beschäftigten erfahren, dass sie sich bereits jetzt „glücklicher und gesünder fühlen und ihre Arbeit besser machen.“ So beschreibt Lisa Gilbert, Managerin bei einem Kreditanbieter, gegenüber CNN Business den neuen Alltag als „phänomenal“ und „lebensverändernd“. Sie könne das Wochenende wirklich genießen, weil sie den Freitag jetzt dazu nutzen kann, die Hausarbeit oder andere Verpflichtungen zu erledigen – ohne schlechtem Gewissen. Andere Befragte erzählen, dass es durch den zusätzlichen Tag möglich wurde, sich „neuen Hobbies zu widmen, langjährige Ambitionen zu verwirklichen oder einfach mehr Zeit in ihre Beziehungen zu investieren“, wie CNN Business berichtet. Während manche Beschäftigte die Zeit nutzen, um Kochkurse oder Klavierunterricht zu besuchen, gingen andere angeln, sporteln oder widmeten sich ehrenamtlicher Arbeit. So sagte etwa Mark Howland, Marketing- und Kommunikationsdirektor einer Charity Bank, gegenüber dem Online-Magazin:
„An meinem freien Tag habe ich ziemlich lange Fahrradtouren gemacht, mich um mich selbst gekümmert, mir eine Auszeit genommen und dann das ganze Wochenende Zeit gehabt, um Dinge im Haus zu erledigen und Zeit mit der Familie zu verbringen.“
Auch aus Sicht der Unternehmensbilanz haben die kürzeren Arbeitszeiten Vorteile. So meinte etwa Claire Daniels, CEO von Trio Media, in der Umfrage von 4-Day-Week-Global:
„Die viertägige Testwoche war bisher äußerst erfolgreich für uns. Die Produktivität ist hoch geblieben, mit einem Anstieg des Wohlbefindens für das Team, zusammen mit einer um 44 % besseren finanziellen Leistung unseres Unternehmens.“
Die Unternehmen bewerteten ihre Erfahrungen mit den Versuchen insgesamt mit durchschnittlich 8,5 von 10 Punkten, wobei die Produktivität und die Unternehmensleistung jeweils mit 7,5 von 10 bewertet wurden. Die Einnahmen der Unternehmen stiegen während der Versuchszeiträume um 35 % im Vergleich zu den entsprechenden Zeiträumen des Vorjahres. Auch die Zahl der Neueinstellungen stieg – während die Fehlzeiten zurückgingen.
Unternehmen happy, Beschäftigte happy
In der Evaluierung gaben 4 von 10 Beschäftigte an, dass sie mit weniger Stress durch den Tag gingen. Auch die Wahrscheinlichkeit eines Burn-out sank nach dem Projekt um etwa 70 Prozent. Die Mitarbeiter:innen berichteten, dass sie besser schliefen, und Job und Familie besser vereinbaren konnten. Vor allem Väter berichteten, dass sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbracht haben.
Über ein Fünftel der beschäftigten Eltern konnte Betreuungskosten durch die geringeren Arbeitsstunden reduzieren.
Kürzere Meetings, konzentrierteres Arbeiten
Dabei war der Umstieg nicht überall reibungslos. Bei einer Londoner PR-Agentur sogar „richtig chaotisch“, wie die Geschäftsführerin Samantha Losey erzählt. Doch nach zwei Wochen hat ihr Team erfolgreiche Methoden entwickelt, um in der kürzeren Zeit das gleiche zu leisten wie zuvor. Dazu zählen etwa kürzere Meetings und Phasen für konzentrierteres Arbeiten. Sie rechnet zu 75 Prozent damit, dass das Unternehmen die Produktivität im Laufe des sechsmonatigen Experiments halten kann – und damit die Vier-Tage-Woche beibehalten werden kann.
„Das Team kämpft bisher unglaublich hart dafür“, so die Geschäftsführerin.
Laut der Umfrage von 4-Day-Week-Global war die Umstellung für 78 Prozent der Unternehmen reibungslos und nur für 2 Prozent eine große Herausforderung. Nicci Russell, Geschäftsführerin von Waterwise, meinte etwa: „Es war am Anfang kein Spaziergang im Park, aber keine große Veränderung ist es jemals, und wir wurden vom 4-Tage-Woche-Global-Team gut gebrieft und vorbereitet. Wir mussten alle daran arbeiten – einige Wochen sind einfacher als andere und Dinge wie der Jahresurlaub können es schwieriger machen, alles unterzubringen – aber wir sind jetzt insgesamt viel zufriedener damit als zu Beginn.“
Diese Erkenntnis entspricht auch der Auswertung im isländischen Versuch. Dort hat sich auch gezeigt, dass die effektivsten Methoden ganz konkret auf den jeweiligen Arbeitsplatz angepasst waren: etwa weniger oder kürzere Sitzungen oder eine bessere Aufgabenverteilung zwischen den Mitarbeiter:innen. Das Pflegepersonal änderte den Schichtbetrieb und manche Büros schlossen freitags früher, weil es weniger zu tun gab.
Nein danke. Man sieht ja wie gut es den Briten wirtschaftlich geht. GB ist ein Billiglohnland.
Das würde mit der schwarzen Brut und den Neos auf keinen Fall bei uns zur Umsetzung gebracht.
Die wollen weiter umverteilen von unten nach oben.
4 Tage Woche würde bedeuten, dass nicht mehr soviel umverteilt werden kann.
Das lässt die schwarze Brut und Neos nie und nimma zu.