Herbert Kickl macht die FPÖ zum ersten Mal in der Geschichte zur stärksten Partei Österreichs. Sein Aufstieg war alles andere als vorbestimmt. Er wuchs in einfachen Verhältnissen in einer Kärntner Arbeiterstadt auf und fand lang nicht seinen Platz in der Welt. Als großer Fan von Jörg Haider kam er zur FPÖ und stieg dort in den Rängen auf. Er machte die FPÖ zu einer extremeren, populistischeren und erfolgreicheren Partei. Hier sind die wichtigsten Stationen in seinem Leben.
Die Familie Kickl
Herbert Kickl wächst in der Kärntner Kleinstadt Radenthein auf. Die Stadt ist geprägt vom Magnesit Werk, einem Konzern, der feuerfeste Materialien für die Stahlindustrie herstellt. Beide Eltern von Kickl arbeiteten dort. Sein Vater spielte in der Werks-Fußballmannschaft, die bis in die Bundesliga aufstieg. Gemeinsam mit seinen Eltern und einer Großmutter lebte Kickl in einem Einfamilienhaus in einer Arbeitersiedlung.
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Über die politische Orientierung der Familie ist wenig bekannt. Sie waren nicht politisch organisiert und fielen nicht durch politische Aktivitäten auf. Ein Großvater von Herbert Kickl war ein illegaler Nazi, also schon Parteimitglied der NSDAP bevor sie in Österreich an die Macht kam und die Partei verboten war. Dieser Großvater starb jedoch als Kickl erst zwei Jahre alt war.
Der Schüler Kickl
Herbert Kickl besuchte zuerst in seiner Heimatstadt Radenthein die Volksschule und wechselte dann in das Gymnasium in Spital an der Drau. Dort ging er in die gleiche Klasse wie die ehemalige Grünen-Chefin Eva Glawischnig-Piesczek.
Der Schüler Kickl galt als aufmüpfig, einer der auch gern mit Lehrkräften diskutiert und streitet. Der Klassenzusammenhalt soll ihm sehr wichtig gewesen sein, mit anderen Klassen und Gruppen hatte er jedoch wenig Kontakt.
Faszination Haider
Wahrscheinlich lernte Kickl bereits in seiner Schulzeit sein großes Idol kennen: Jörg Haider. Dieser war damals noch nicht Chef der FPÖ oder Kärntner Landeshauptmann, aber hatte bereits seinen eigenen Politik-Stil geprägt. Anders als die meisten Politikerinnen und Politiker zu dieser Zeit legte Haider ein aggressives Verhalten an den Tag und brach mit politischen Konventionen. Er selbst war eine schillernde Persönlichkeit, wohlhabend, gut gekleidet und charismatisch. Das beeindruckte den jungen Kickl.
Kickl war aber genauso fasziniert von dem rechtsextremen Gedankengut von Jörg Haider. Haiders Hass gegen Migrant:innen und Linke hat Kickl genauso übernommen wie seine Rhetorik gegen eine vermeintliche Elite, der Haider als reicher Erbe und High-Society-Figur selbst angehörte.
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Faszination Militär
Besonders auffällig war in Kickls Schulzeit auch sein starkes Interesse für alles, was mit dem Militär zu tun hat. Er las nicht nur viel über das Thema, sondern trug selbst in der Schule militärische Tarnanzüge. Außerdem schwärmte er für die französische Fremdenlegion, eine Spezialeinheit der französischen Armee, die sich aus Nicht-Franzosen rekrutiert und für besonders gefährliche Missionen eingesetzt wird. Besonders bekannt ist die Fremdenlegion dafür, dass sie ihren Rekruten eine neue Identität und einen französischen Pass gibt. Dadurch wurde die Legion auch zu einem Auffangbecken für Kriminelle, die vor dem Gesetz in ihrem eigenen Land fliehen. Kickl wollte als Jugendlicher der Fremdenlegion beitreten. Dafür hätte er seine österreichische Staatsbürgerschaft ablegen müssen.
Der Student Herbert Kickl
Nach der Matura ging Kickl jedoch nicht zur Fremdenlegion, sondern zum österreichischen Bundesheer. Er wollte Berufssoldat werden. Nach einigen Monaten bei den Gebirgsjägern verging ihm aber die Lust an einer militärischen Karriere. Er verließ das Bundesheer und ging zum Studieren nach Wien.
Kickl begann in Wien Politikwissenschaften und Publizistik zu studieren. Doch auch das brach er bald wieder ab und wechselte zu Philosophie und Geschichte. Dort lernte er den Professor Franz Ungler kennen. Ungler führte den jungen Kickl in die Philosophie von Georg W. F. Hegel ein. Schnell wurde Hegel der Lieblingsphilosoph von Herbert Kickl.
Viele große Denker beziehen sich auf den deutschen Philosophen Hegel, darunter auch Karl Marx. Ungler gehörte aber einer anderen Hegel-Denkschule an. Er ist ein sogenannter “Rechts-Hegelianer”. Franz Ungler verabscheute alle Arten von linkem Denken und prägte dadurch den Student Kickl nachhaltig. Ungler selbst lernte bei dem Philosophen Erich Heintel, der schon früh NSDAP-Mitglied wurde.
Ungler sammelte um sich einen Kreis rechter Studenten, zu dem auch Kickl gehört. In diesem Kreis lernte Kickl den FPÖ-Mann Johannes Berchtold kennen. Dieser arbeitete zu dieser Zeit bei der Freiheitlichen Akademie, so etwas wie der Think-Tank der FPÖ. Später leitete er die Männerabteilung unter dem blauen Sozial- und Frauenminister Herbert Haupt. Berchtold legte Kickl den Kontakt zur Freiheitlichen Akademie und empfohl seinem Studienkollegen, sich dort zu bewerben.
Kickl stößt zur FPÖ
Kickl soll sich bei der Freiheitlichen Akademie mit den Worten beworben haben:
“Ich kann zwar nichts, aber ich kann alles lernen.”
Die Partei-Akademie galt damals als verstaubt und veraltet, befand sich aber bereits in einem Reform-Prozess, als Kickl dort zu arbeiten begann. Geschäftsführer der Akademie war damals Karl-Heinz Grasser, der später Finanzminister werden sollte und in verschiedenen Korruptionsprozessen verurteilt wurde (noch nicht rechtskräftig). Präsident der Akademie war das große Idol von Kickl, Jörg Haider.
Kickls Aufgaben in der Partei-Akademie waren vor allem Hilfstätigkeiten, wie das Organisieren von Workshops oder Unterstützung in diversen Wahlkämpfen. In dieser Zeit begann er sich aber auch mit Grundsatzfragen zur politischen Ausrichtung der FPÖ zu beschäftigen. Entscheidend für die weitere politische Entwicklung Kickls war jedoch, dass er von Haider wahrgenommen wurde und zunehmend in den Kreis seiner Vertrauten rückte.
Nachdem er für die FPÖ zu arbeiten begonnen hatte, ließ Kickl seine Studien schleifen. Weder das der Philosophie, noch das Geschichte-Studium schloss Kickl je ab.
Haiders Gehilfe
Als Zögling von Haider stieg Kickl in der Freiheitliche Akademie auf und wurde stellvertretender Geschäftsführer. Diese Funktion übte er jedoch nur kurz aus. Als Susanne Riess(-Passer) die Parteiführung übernahm, fiel Kickl in Ungnade. Er galt zu sehr als Haider-Mann und wechselte daraufhin zu seinem Idol nach Kärnten.
In Kärnten war Kickl das Helferlein von Jörg Haider und beginnt Reden für ihn zu schreiben. Besonders bekannt ist der Sager Haiders über Ariel Muzicant, dem damaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde:
„Ich verstehe überhaupt nicht, wie einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann.“
Kickl, der Außenseiter
Trotz seines Näheverhältnisses zu Haider, galt Herbert Kickl als Außenseiter in der Partei. Er war nicht Teil von Haiders sogenannter “Buberlpartie”, einer Gruppe junger Männer, die Haider um sich scharte. Vielen von ihnen, wie etwas Peter Westenthaler oder Karl-Heinz Grasser, wurden später aufgrund ihrer Beteiligung in einer Reihe an Skandalen verurteilt. Genauso wenig war er Mitglied in einer Burschenschaft, so wie viele der wichtigsten FPÖ-Politiker der letzten Jahrzehnte, etwa Heinz-Christian Strache oder Johann Gudenus.
Herbert Kickl war in der Partei auch kein Sympathie-Träger, sondern wurde als schwierig und unnahbar eingestuft. Auch politisch wurde ihm wenig getraut. Er galt während seiner Zeit in der Partei-Akademie als Linker, weil er sich besonders mit sozialen und ökologischen Themen beschäftigte. Viele fragten sich, was er überhaupt in der FPÖ mache.
Der Schritt zu wirklicher Macht in der Partei gelang Kickl erst später, und zwar durch den Bruch mit seinem großen Vorbild, Jörg Haider.
Bruch mit Haider
Unter Wolfgang Schüssel war die FPÖ Teil der Bundesregierung. In dieser “Koalition der Verlierer”, die FPÖ war auf Platz 2 gelandet, die ÖVP sogar nur auf Platz 3 – abgeschlagen hinter der erstplatzierten SPÖ – rumorte es jedoch bald. Es kam zu einer Reihe an Konflikten zwischen Jörg Haider, der sich als Landeshauptmann nach Kärnten zurückgezogen hatte, der FPÖ-Regierungsmannschaft und dem Burschenschafter-Flügel der FPÖ, der von Heinz-Christian Strache angeführt wurde. Aufgrund dieser Spannungen traten die FPÖ-Minister zurück und ÖVP-Bundeskanzler Schüssel ging in Neuwahlen, bei denen die ÖVP massiv zulegen konnte, um danach wieder in eine Koalition mit einer nun geschwächten FPÖ zu gehen.
Der Konflikt innerhalb der Freiheitlichen spitzte sich nun noch weiter zu. So lief es beim Parteitag 2005 auf eine Kampfabstimmung um die Partei-Führung zwischen Haider und Strache hinaus. Haider kam der Abstimmung jedoch zuvor und verließ mit allen FPÖ-Regierungsmitgliedern die Partei. Sie gründeten eine neue Partei, das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ).
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Nach der Gründung des BZÖ wurde erwartet, dass Kickl Haider die Treue halten und auch in die neue Partei wechseln würde. Kickl brach jedoch mit seinem Idol Haider und wechselte in das Lager von Strache.
Wie kam es zu dem Bruch? „Das hatte karrieretaktische Gründe“, ist Stefan Petzner, der 2004 den Job als Haiders Redenschreiber von Kickl übernahm, überzeugt. „Er hat mit beiden Seiten geredet. Strache hat ihm das Angebot gemacht, Generalsekretär zu werden. Das hat er angenommen.” (News, 8. Juni 2014)
Kickl brach zwar öffentlich mit Haider und kritisierte sein altes Vorbild heftig, dennoch arbeitete er über eine von ihm gegründete Werbefirma namens „Ideen.Schmiede“ weiter mit dem Haider-BZÖ zusammen.
Herbert Kickl und seine fragwürdigen Geschäfte
Seine Werbefirma „Ideen.Schmiede“ wird Kickl noch lang beschäftigen – und die Justiz auch. Kickl wird vorgeworfen, über die Firma Geld vom Land Kärnten zur FPÖ Kärnten umgeleitet zu haben. Die „Ideen.Schmiede“ hat hoch dotierte Aufträge vom Land Kärnten unter Jörg Haider und seinen FPÖ-Nachfolgern erhalten. In Summe flossen 1,1 Mio. € an die Agentur. Aus einem Vertrag zwischen der „Ideen.Schmiede“ und der FPÖ-Kärnten geht hervor, dass 20 % des Auftragsvolumens aus Kärntner Regierungsinseraten an die FPÖ überwiesen werden sollten.
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Kickl war zu 50 % an der „Ideen.Schmiede“ beteiligt und kassierte ab. Zusätzlich gab es noch eine zweite Agentur von Kickl, die Textacy. Schließlich wurden von beiden Agenturen zwischen 2005 und 2013 rund 700.000 Euro Gewinn an Kickl und einen zweiten Gesellschafter ausgeschüttet. Im Untersuchungsausschuss bestritt Kickl allerdings, dass er eine Geschäftsbeziehung zur „Ideen.Schmiede“ hat, die mittlerweile in Signs-Werbeagentur umbenannt wurde.
Das waren aber nicht die einzigen fragwürdigen Geschäfte von Herbert Kickl. 2010 kaufte ein mutmaßlicher Strohmann Kickls von der Bundesimmobiliengesellschaft eine über 450m² große Immobilie in Klagenfurt um einen Kaufpreis von 205.000 €.
Im Treuhandvertrag zwischen Kickl und dem vermeintlichen Strohmann ist geregelt:
– Kickl steuert die Hälfte des Kaufpreises bei und wird faktisch zum Eigentümer der Immobilie.
– Er erhält die gesamten Mieteinnahmen (rund 50.000 Euro im Jahr)
– Kickl darf sich die Anteile seines Strohmanns jederzeit kostenlos schenken lassen
– Der Strohmann muss Kickls Anweisungen befolgen
– Und am wichtigsten: Es darf niemals verraten werden, dass Kickl Eigentümer ist
Das Haus ist gleichzeitig Sitz der „Ideen.Schmiede“ (heute Signs). Kickl sagte im U-Ausschuss unter Wahrheitspflicht, dass der Treuhandvertrag nie realisiert worden wäre und er auch „keinen Cent“ aus der Immobilie lukriert hat.
Die Immobilie stand 2024 zum Verkauf, um 1,125 Mio. €. Das ist fast das 6-fache des Kaufpreises.
Herbert Kickl, der Großverdiener
Kickl ist auch einer der wohlhabendsten Abgeordneten im gesamten Parlament. Er verdiente nicht nur gut als Nationalratsabgeordneter, nämlich rund 10.000 €/Brutto (Stand Jänner 2025), sondern hatte auch ein stattliches Nebeneinkommen als FPÖ-Generalsekretär und PR-Berater der FPÖ Wien. Insgesamt dürfte Herbert Kickl über 24.000 €/Brutto im Monat verdient haben. Zum Vergleich: Im Schnitt verdient ein:e Facharbeiter:in 3000 €/Brutto im Monat.
Kickl, das „Gehirn Straches“
Wie vermeintlich ausgemacht, wird Herbert Kickl unter Partei-Chef Strache Generalsekretär der FPÖ und erhielt auch ein Mandat im Nationalrat. Zu Strache entwickelte Kickl schnell eine enge berufliche Verbindung. Kickl erkannte Straches Potenzial als Nummer 1 und Spitzenkandidaten und entwickelte sich zum Mastermind hinter der politischen Person Strache. Leicht abschätzig wurde Kickl auch als das Gehirn Straches bezeichnet.
Für Strache entwickelte Kickl eine neue Kommunikationslinie der Partei: aggressiv, eingängig und geprägt vor dem Hass gegen Fremde. Aus der Zusammenarbeit entstanden Slogans wie „Daham statt Islam“ und „Mehr Mut zu unserem Wiener Blut. Zu viel Fremdes tut niemandem gut.“
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Kickl und Strache probierten aber auch neue Kommunikationsmittel aus wie einen FPÖ-Comic und den HC-Rap, bei dem Partei-Chef Heinz-Christian (HC) Strache seine politischen Inhalte in einem Rap-Video präsentierte.
Auch inhaltlich änderte sich die Partei. Während früher verschiedene Formen des Fremdenhasses von der FPÖ verbreitet wurden, gab es unter Kickl eine immer stärkere Zuspitzung auf den Islam als Feindbild. Zu anderen migrantischen Communitys, wie etwa der serbischen, suchte die FPÖ die Nähe.
Diese neue Strategie der Freiheitlichen ging auf. Bei fast allen Wahlen unter der Führung von Strache konnte die FPÖ zulegen. Ein Höhepunkt hierbei war die Wien Wahl 2015, bei der die Freiheitlichen fast 31 Prozent erreichten.
Starke Wahlergebnisse waren aber nicht die einzigen Erfolge des Gespanns Strache-Kickl. Die FPÖ nahm der konservativen ÖVP immer mehr Stimmen ab. Als Reaktion darauf, begann die ÖVP immer öfter die Rhetorik, aber auch die Positionen der FPÖ zu übernehmen. Mit der Machtergreifung in der ÖVP durch Sebastian Kurz war die ÖVP weitgehend auf derselben Linie wie die FPÖ, präsentierte sich aber als gemäßigter.
Innenminister Herbert Kickl
Bei der Wahl 2017 landete die FPÖ trotz hoher Zugewinne nur auf Platz 3. Wahlsieger war die ÖVP und Sebastian Kurz. Wegen der zahlreichen inhaltlichen Gemeinsamkeiten bilden ÖVP und FPÖ gemeinsam eine Regierung. Heinz-Christian Strache wurde Vizekanzler und Herbert Kickl Innenminister.
Der Weg zum Innenministerium war für Kickl jedoch ein steiniger. Ursprünglich wollte er Sozialminister werden. Der Posten ging jedoch an Beate Hartinger-Klein. Bundespräsident Van der Bellen wollte Herbert Kickl zuerst nicht als Innenminister angeloben. Der Grund: Dem Innenministerium unterstehen die Holocaust-Gedenkstätten. Für Van der Bellen war es inakzeptabel jemanden diese Aufgabe zu übergeben, der immer wieder durch rechtsextreme Aussagen und Verharmlosung der Nazi-Verbrechen aufgefallen ist. In der ATV-Diskussionssendung „Am Punkt“ sagte Kickl:
„Da werden wir uns nicht darauf verständigen können, dass ein Verein als solcher oder eine Einheit wie die Waffen-SS kollektiv schuldig zu sprechen ist.“
Erst als Karoline Edtstadler von der ÖVP diese Aufgabenbereiche als Staatssekretärin übernahm, wurde Kickl von Van der Bellen als Innenminister angelobt.
@kontrast.at Was die FPÖ ok findet: Taliban, Nazis Was die FPÖ nicht ok findet: Menschenrechte, zwei Männer, die sich küssen Mehr dazu hier: https://www.tiktok.com/@kontrast.at/photo/7459436458106014998 Quellen: https://kontrast.at/was-will-kickl-politik/ https://kontrast.at/fpoe-frauen-politik/ https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/1025/1/pw_49.pdf https://orf.at/stories/3333124/ https://www.profil.at/home/ich-haider-215242 #fpö #kickl #herbertkickl #haider #jörghaider #strache #politik #österreich #zitate #dialekt #steirisch #fyp ♬ Originalton – Kontrast
Kickl, der Rechtsextreme
Herbert Kickl ist nicht nur immer wieder wegen rechtsextremen Aussagen aufgefallen, sondern pflegt auch aktiv Kontakte zu rechtsextremen Gruppen. Eine besonders enge Verbindung hat er zur Identitären Bewegung. Die bezeichnet Kickl als „unterstützenswertes Projekt” und sagt über sie:
„Die Identitären sind für mich so etwas wie eine NGO von rechts.„
In mehreren europäischen Ländern ermittelte die Justiz gegen die Identitären Bewegung. In Frankreich sind sie sogar verboten.
Kickl trat außerdem auf dem Kongress „Verteidiger Europas” auf. Der Kongress war ein Netzwerktreffen von verschiedenen rechtsextremen und kremltreuer Gruppierungen.
Berührungsängste mit der Bezeichnung als Rechtsextremer hat Kickl nicht, ganz im Gegenteil:
„Wenn ich von politischen Irrlichtern wie Nehammer oder Kogler als ‚rechtsextrem‘ beschimpft werde, dann trage ich diese Beschimpfung wie einen Orden“, sagte er beim Neujahrstreffen 2024 und postete es anschließend auf Facebook.
Auch in seiner Außenpolitik sucht Kickl den Kontakt mit anderen Rechtsextremen. Besonders enge Verbindungen hat die FPÖ zur deutschen AfD. Jedoch überholt die FPÖ auch diese Rechtsaußen. Ein Abgeordneter, der aus der AfD ausgeschlossen wurde, weil er ihr zu rechtsextrem war, wurde von einer FPÖ-nahen Burschenschaft zu einer Festrede eingeladen.
Zu Putin und seiner Partei Einiges Russland hat die Kickl und die FPÖ beste Verbindungen. 2016 haben beide Parteien einen Freundschafts-Vertrag unterschrieben.
Als Vorbild Kickls gilt der ungarische Premierminister Viktor Orbán. Dieser hat in Ungarn Demokratie und Rechtsstaat abgebaut und die Medien unter seine Kontrolle gebracht. Gemeinsam mit der Orbán-Partei Fidesz und anderen Rechtsaußen-Parteien gründet Kickl eine neue Fraktion im EU-Parlament mit dem Namen „Patrioten für Europa“. Außerdem lud er den ungarischen Premierminister nach Wien ein und unterschrieb mit ihm gemeinsam eine Freundschafts-Erklärung:
„Ungarn und Österreich bekräftigen hiermit die nachbarschaftliche Freundschaft sowie ihre geschichtlich und kulturell bedingte unerschütterliche Verbundenheit.“
Kickl war zu diesem Zeitpunkt nur einfacher Nationalratsabgeordneter und hatte demnach nicht die Berechtigung, so eine Erklärung zu unterschreiben. Der Tatbestand der Amtsanmaßung kann demnach erfüllt sein. Dieses Delikt kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten bestraft werden.
Unter Kickl baute die FPÖ außerdem ein Mediennetzwerk auf, das rechtsextreme und verschwörungstheoretische Inhalte verbreitet. Kickl und andere hohe FPÖ-Politikerinnen und Politiker geben diese Medien immer wieder Exklusiv-Interviews.
Skandale als Innenminister
Während seiner Amtszeit als Minister kam es zu mehreren Skandalen. So ließ Kickl etwa von einer FPÖ-nahen Polizei-Einheit das Büro des Verfassungsschutzes (BVT) und die Privatwohnungen von mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stürmen und durchsuchen. Dabei wurden Überwachungs-Daten zu Rechtsextremen beschlagnahmt und zerstört. Infolgedessen beendeten mehrere internationale Geheimdienste die Zusammenarbeit mit Österreich.
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Für Kritik sorgte außerdem der von Kickl geplante Aufbau einer berittenen Polizei. Selbst der ÖVP-nahe Polizeigewerkschafter Reinhard Zimmermann sprach sich gegen die Idee aus. Die berittenen Polizisten kamen nie zum Einsatz. Das Projekt kostete trotzdem 2,3 Millionen Euro.
Eng könnte es für Herbert Kickl bei einem Skandal rund um vermeintlich gekaufte positive Berichterstattung werden. Kickl und anderen ehemaligen blauen Ministerinnen und Ministern wird vorgeworfen, gezielt Inserate in den Medien der Fellner-Familie geschaltet zu haben, um sich positive Berichterstattung für die FPÖ zu erkaufen. Die Basis für die Vorwürfe sind veröffentlichte Chat-Nachrichten von Ex-Vizekanzler Strache. Darin bespricht Strache die Angelegenheit mit Wolfgang Fellner.
Nun ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Kickl und andere ehemalige blauen Ministerinnen und Ministern. Der Nationalrat außerdem hat die parlamentarische Immunität von Kickl aufgehoben.
Ibiza-Skandal und Absetzung von Herbert Kickl als Innenminister
Die ÖVP-FPÖ-Regierung hielt jedoch nur eineinhalb Jahre, bevor sie an der Ibizia-Affäre zerbrach. 2019 wurde ein Video veröffentlicht, das Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus dabei zeigt, wie sie mit einer vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen darüber sprechen, Staatsaufträge an sie zu vergeben und Medien an sie zu verkaufen, wenn sie die FPÖ finanziell unterstützen würde.
Nach Bekanntwerden des Videos mussten Strache und Gudenus von allen politischen Ämtern zurücktreten. Die ÖVP war jedoch bereit, die Koalition fortzusetzen, unter der Bedingung, dass auch Kickl von seinem Amt zurücktritt. Dieser weigerte sich. Auf Vorschlag von Sebastian Kurz entließ Bundespräsident Van der Bellen Herbert Kickl von seinem Amt als Innenminister. Er ist der erste Minister seit dem Zweiten Weltkrieg, der aus seinem Amt entlassen wurde.
Neben seinem Amt als Innenminister war Kickl während des Ibiza-Skandals auch Klubobmann der FPÖ, eine der wichtigsten Rollen in der Partei. Diese Position behielt Kickl trotz des Skandals.
Von Strache zu Hofer
Norbert Hofer trat die Nachfolge von Heinz-Christian Strache als Parteichef an. Kickl war nun Klubobmann der FPÖ und inoffizielle Nummer 2 hinter Hofer. Zwischen den beiden kam es wiederholt zu Streitigkeiten. Hofer wollte ein gemäßigteres Auftreten der Partei, um so Wechselwähler:innen zu gewinnen. Kickl hingegen wollte die Partei weiter radikalisieren. Der Streit zwischen Kickl und Hofer eskalierte mit Beginn der Corona-Pandemie zunehmend.
Kickl, der Corona-Leugner
Die Corona-Pandemie erreicht im Frühjahr 2020 auch Österreich. Die FPÖ vollführte mit Kickl in ihrer Corona-Politik eine komplette Kehrtwende. Noch im März forderte Kickl in seiner Rolle als FPÖ-Klubobmann in einer Pressekonferenz als erste Partei einen Lockdown:
Daher sei es notwendig, alles zu unternehmen, um einen Kollaps zu verhindern und die exponentielle Steigerung der Neuinfektionen zu durchbrechen. Daher schlage die FPÖ einen „Lockdown“ vor. Dies wären harte Maßnahmen, der Zeitrahmen wäre aber überschaubar.
Die Einschätzung der Pandemie änderte sich aber in der FPÖ und besonders bei Kickl rasch. Er begann mit anderen Rechtsextremen, auf den Anti-Corona-Demos aufzutreten und gegen die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung zu wettern. Er lehnte die Corona-Impfung ab und empfahl stattdessen das Entwurmungsmittel Ivermectin gegen das Virus, für dessen Wirksamkeit in Studien keine Nachweise gefunden wurden. Nach Kickls Empfehlung stieg der Absatz von Ivermectin so stark an, dass es in vielen Apotheken ausverkauft war. Zudem kam es in Österreich zu Vergiftungen mit dem Medikament, nachdem Menschen die für Pferde vorgesehene Dosis eingenommen hatten.
Kickl weigerte sich außerdem im Parlament eine Maske zu tragen, zum Unmut von Partei-Chef und dritten Nationalratspräsident Norbert Hofer. Zwar forderte Hofer alle Abgeordnete auf, eine Maske zu tragen, aber er könnte Kickl nicht dazu zwingen.
Wer jedoch keine Maske trägt, stelle „sich aber in einer Selbstüberhöhung über alle Menschen, die sich an Regeln halten müssen“.
Kickl gegen Hofer
Der Streit zwischen Hofer und Kickl eskalierte im Juni 2021. Als Norbert Hofer wegen chronischen Rückenschmerzen für drei Wochen in Reha war, nutzte Kickl die Chance und putschte sich an die Spitze der Partei. Der oberösterreichische FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner und FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp versuchten noch, Kickl als Parteichef zu verhindern, doch scheiterten.
Herbert Kickl wird Parteichef
Als Herbert Kickl die Parteiführung am 7. Juni 2021 übernahm, stand die FPÖ in den Umfragen an dritter Stelle bei rund 18 Prozent. Nach der Ibiza-Affäre und dem Führungsstreit zwischen Kickl und Hofer war die FPÖ alles andere als geeint. Kickl, der immer als Außenseiter galt, schien wohl nicht auf den ersten Blick als der geeignete Kandidat, um die Partei wieder zu einen. Dennoch gelang Kickl das Kunststück. Die beiden Profil-Journalisten Gernot Bauer und Robert Treichler führen das auf die steigenden Umfragewerte unter der Führung von Kickl zurück. In rund eineinhalb Jahren schaffte es Kickl, die FPÖ in den Umfragen auf 27 Prozent zu heben und somit auf Platz 1.
Herbert Kickl wird Wahlsieger
Die FPÖ blieb in den Umfragen stabil auf dem ersten Platz und konnte die Nationalratswahl 2024 für sich entscheiden. Mit 28,9 Prozent gewann die FPÖ unter Kickl das erste Mal in der Geschichte eine Nationalratswahl. In Koalitionsverhandlungen traten zuerst jedoch ÖVP, SPÖ un Neos. Erst als diese Verhandlungen scheiterten, starteten Gespräche zwischen FPÖ und ÖVP. Jedoch scheiterten auch diese nach etwa einem Monat und Herbert Kickl legte den Regierungsbildungsauftrag zurück.
Als Kanzler wollte Kickl Förderungen für den Kampf gegen die Klimakrise streichen, bei Pensionen und Arbeitslosen kürzen und der Arbeiterkammer die Finanzierung wegnehmen. Zusätzlich wollte er als erster blauer Kanzler den Zugang zu Staatsbürgerschaft erschweren und sogar prüfen, wie man der FPÖ unliebsamen Österreicherinnen und Österreichern die Staatsbürgerschaft wieder entziehen könnte.
Während das Leben für die große Mehrheit der Bevölkerung schwerer geworden wäre, gibt es eine Gruppe, die besonders von einem Kanzler Kickl profitiert hätte: die großen Konzerne und ihre Aktionärinnen und Aktionäre. Denn Kickl plante ihnen Steuergeschenke in Milliardenhöhe zu machen.
Sie können maximal 7 Forderungen auswählen und ihre Abstimmung im Nachhinein ändern.